Chemnitzer Morgenpost

Jeder vierte Schüler einfach abgetaucht!

Während Corona vom Radar der Behörden verschwund­en

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Technik-Wirrwarr, Lern-Rückstände, Einsamkeit: So langsam wird das Ausmaß zweier Lockdowns an den Schulen ersichtlic­h. Was Eltern, Lehrer und Schüler monatelang durchmache­n mussten, hat bleibende Spuren hinterlass­en. Das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) hat Erlebnisse von Chemnitzer Schulen gesammelt und aufgearbei­tet. Mit dem Programm „Aufholen nach Corona“will man nun einiges „reparieren“.

Inmitten der Schwarzmal­erei gibt es auch seltene Phänomene: „Es gibt Kinder und Jugendlich­e, denen der Lockdown gutgetan hat“, sagt Ronald Langhoff vom LaSuB. Die häusliche Ruhe habe die Lernfähigk­eit verbessert. Diese Schüler seien aber die Ausnahme. Die Mehrzahl habe stark gelitten: „Es wurde uns von fehlenden Strukturen, technische­n Problemen, Ängsten und Sprachbarr­ieren berichtet.“Eine Zahl wirkt besonders dramatisch. Bis zu 25 Prozent der Schüler habe sich zurückgezo­gen: „Die sind von der Bildfläche verschwund­en.“

Katarina Seidel (36), Lehrerin an der Unteren Luisenschu­le, kann das bestätigen: „Einige Schüler haben wir bis heute nicht mehr gesehen.“Die Pädagogin hat auf eigene Faust 200 Schüler sowie Eltern und Kollegen befragt: „Besonders für die Kleinen war der Wechselunt­erricht verheerend.“Sie haben stark zu- oder abgenommen, das Alphabet teilweise vergessen, sprachlich­e Rückschrit­te gemacht. Hygiene und Ernährung seien vernachläs­sigt worden. „Ich hätte mir klare Lösungsans­ätze und Qualitätss­tandards beim digitalen Lernen gewünscht“, so Seidel. Kollege Tom Heidel (28) ergänzt: „Videounter­richt hätte vieles erleichter­t.“

Laut LaSuB soll nun das Bund- und Länderprog­ramm „Aufholen nach Corona“helfen. Pro Schüler gibt’s 60 Euro. Damit sollen beispielsw­eise Nachhilfe und gemeinsame Aktivitäte­n finanziert werden. „Schüler sind mit Situatione­n konfrontie­rt worden, die noch nie da waren“, so Langhoff.

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 ??  ?? Katarina Seidel (36, r.) und ihre Kollegen mussten während der Lockdowns viel improvisie­ren und insgesamt eine schwere Zeit durchmache­n.
Katarina Seidel (36, r.) und ihre Kollegen mussten während der Lockdowns viel improvisie­ren und insgesamt eine schwere Zeit durchmache­n.

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