Diese Terroristen regieren jetzt in Kabul
Vor drei Wochen überrannten sie Kabul. Jetzt steht die neue Regierung der Taliban in Afghanistan: 33 Männer - keine einzige Frau! Ein Übergangskabinett, wie Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid betonte. Weitere Posten würden noch vergeben. Auch darunter dürfte keine Frau sein. Doch wer sind die Extremisten, die jetzt am Hindukusch das Sagen haben?
So wurde Mullah Hassan Achund zum RegierungsChef ernannt. Er war enger Vertrauter von Mullah Omar, einer der Gründer der Taliban und Staatsoberhaupt während der ersten Taliban-Herrschaft (1996-2001).
Vier der neuen Kabinettsmitglieder saßen in Guantánamo. Die Taliban hatten 2014 die Freilassung von Insassen zur Bedingung für Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung gemacht. Im Austausch mit US-Soldat Rowe Bergdahl ließ die US-Regierung von Barack Obama (60) schließlich fünf Männer frei:
• Abdul Haq Wasiq (50), ehemals Geheimdienst-Vize, ab sofort Geheimdienstdirektor.
• Mullah Norullah Noori (54), einst Kommandant, jetzt Minister für Grenzen und Stammesangelegenheiten.
•Khirullah Khairkhwa (54), früher Innenminister mit direkten Verbindungen zu Osama bin Laden, heute Minister für Information und Kultur.
•Mohammad Fazl (54), damals wie heute Vizeverteidigungsminister. Laut Menschenrechtsorganisationen ist er Mittäter bei Kriegsverbrechen 2001 gegen die
schiitische Bevölkerung.
•Der Fünfte, Mohammed Nabi Omari, war, zumindest zwischenzeitlich, Undercover-Agent bei der CIA.
Vor allem die Personalie des Innenministers lässt aufschrecken: Siradschuddin Hakkani. Dieser steht seit 2007 auf der Terrorliste der UN. Zudem fahndet das FBI nach ihm: Auf den Afghanen ist ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ausgesetzt. Er gilt als Drahtzieher zahlreicher Selbstmordanschläge in Kabul, u.a. auf die deutsche Botschaft 2017.
US-Außenminister Antony Blinken (59) zeigte sich bei seinem gestrigen Besuch mit Amtskollege Heiko Maas (54, SPD) in Ramstein „besorgt über die Verbindungen und den Werdegang einiger der
Personen“. Die Islamisten hatten zuletzt immer wieder betont, eine „inklusive Regierung“, also auch mit anderen Politikern des Landes, ernennen zu wollen. Davon machen viele westliche Länder abhängig, ob sie die künftige Regierung anerkennen. Bei allen bisher bekannten Besetzungen handelt es sich jedoch um Taliban-Mitglieder.