Chemnitzer Morgenpost

Außer Kontrolle

- Von Eric Hofmann

Die Spezialist­en der Polizei leben in einer eigenen Welt. Nicht, weil sie das unbedingt so wollen, sondern weil jedes Detail, das nach außen dringt, auch gefährlich­en Kriminelle­n und Terroriste­n helfen kann. So steht Verschwieg­enheit an erster Stelle, vieles klären die Beamten dann unter sich.

Kommt dann dazu noch ein Sparzwang, der keine Kapazitäte­n mehr für Kontrolle lässt, entwickelt sich zunehmend eine Eigendynam­ik unter den Spezialkrä­ften. Wer zum Großteil mit seinesglei­chen verkehrt, merkt nicht, wie er langsam in eine bedenklich­e Richtung abgleitet.

Dass Schießtrai­ner gegen den Willen ihres Vorgesetzt­en ein Training auf einem privaten Schießplat­z durchführt­en, dort auch noch mit geklauter Munition „zahlten“, mag den Beschuldig­ten eher als eine kleine Verfehlung vorgekomme­n sein. Doch ist es nicht nur ein handfester Skandal, sondern auch ein Sicherheit­srisiko: Bis heute wissen die Ermittler nicht, was mit der Munition geschah, mit der die Beamten Frank T. für das Training bezahlten. Eben jenem Frank T., gegen den wegen Verbindung­en zu Leuten ermittelt wird, die Munition horteten und Hinrichtun­gsfantasie­n teilten.

Dazu kommt, dass ein Training der Spezialkrä­fte auf einem privaten Platz auch deswegen heikel ist, weil hier Außenstehe­nde taktische Details mitbekomme­n können. Genau das soll die Abkapselun­g und Verschwieg­enheit der Truppe eigentlich verhindern. Deshalb hätte hier mehr Transparen­z auch mehr Sicherheit geboten. Eine Selbstkont­rolle gleicht eher einem Kontrollve­rlust.

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