Chemnitzer Morgenpost

Spielte die Mannschaft gegen den Trainer? Nazarov: „Jeder muss in den Spiegel gucken“

Ex-Dynamo-Coach Kauczinski ist jetzt ein heißer Kandidat für die Veilchen

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AUE - Allen Treueschwü­ren zum Trotz hat FCE-Präsident Helge Leonhardt doch nach nur sieben Spieltagen bei Aleksey Shpilevski die Reißleine gezogen. Die Trennung war nach dem 1:4 gegen den SC Paderborn zwangsläuf­ig. Weniger des Resultats wegen, sondern wie es zustande kam und was es für ein Echo erzeugte.

Fortuna Kölns Mäzän Jean „De Schän Löring schmiss seinen Coach Toni Sch macher einst im Dezember 1999 in d Pause raus. Bis heute die legendärs Entlassung in der 2. Liga. In Aue hi ten sie am Sonntag bis 15 Minuten na Abpfiff still. Die Entscheidu­ng stand schon fest. Shpilevski hatte fertig.

Die offensiv ausgericht­ete Aufstellu

des 33-Jährigen gegen konterstar­ke Ostwestfal­en erschien gewagt. Antonio Mance, Babacar Gueye, Nikola Trujic und Ben Zolinski sollten durch Kick and Rush für Tore sorgen. Im Mittelfeld spielte sich kaum etwas ab, es war schlichtwe­g abgemeldet.

Ebenfalls nur physisch auf dem Feld die Abwehr, die dieser Bezeichnun­g spottete. Marco Stieperman­n (4./48.)

Sven Michel (26.) und Felix

Platte (38.) wurden regelrecht angefleht, man möge Aue doch abschießen. Und von Shpilevski erlösen?

Gegen den Trainer zu spielen, ist ein straffer Vorwurf, doch Leonhardts Worte geben Raum für Interpreta­tionen. „Ich hatausgesp­rochen. te mich mit Aleksey Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht oder sie ihn. Wie man es auch hinstellen will“, so Leonhardt.

Nachfragen waren nicht gestattet und Leonhardt präzisiert­e seine Aussagen späbraucht ter auch nicht weiter. Man aber kein Elefanteng­edächtnis, um sich ans vorige Heimspiel gegen Paderborn zu erinSchick­wähnte nern. Das 3:8 besiegelte einst das sal von Dirk Schuster. Im Frühjahr Leonhardt die Mannschaft mental ausgees brannt. Sonntagnac­hmittag war um sie nicht besser bestellt.

Dimitrij Nazarov stellte deswegen die

Charakterf­rage. „Wir machen unfassbare Fehler, die in der 2. Liga alle knallhart bestraft werden. Das sind gestandene Männer, die wissen, was los ist, und die haben den Kopf unten, als ob das Spiel schon vorbei wäre. Das wird knallhart angesproch­en, denn so kann es nicht weitergehe­n“, wetterte „Dima“gegenüber dem MDR. „Jeder muss in den Spiegel gucken, ob das für die

2. Liga reicht. Wenn wir nicht Klartext reden, gibt es ein böses Erwachen. Egal ob Jung oder Alt, jeder muss jetzt die Eier auf dem Platz haben.“Seine Einwechslu­ng in der

69. Minute hatten die Auer Ultras vorher vehement gefordert. Eine schallende Ohrfeige für Shpilevski, der Nazarov zuletzt links liegen ließ.

Im sonst stimmungsv­ollen Fanblock herrschte nach dem Seitenwech­sel weitestgeh­end Totenstill­e. Die Quittung für einen beschämend­en Auftritt. Leonhardt und gerade Geschäftsf­ührer Michael Voigt sind dafür bekannt, das Grundrausc­hen in der Fanszene ernst zu nehmen.

Die unweigerli­che Konsequenz folgte eine Viertelstu­nde nach Spielende, als die versammelt­e Chefetage durch die Mixedzone in den Kabinentra­kt stürmte. Leonhardt übernahm den Part, auf der obligatori­schen Spieltagsp­ressekonfe­renz die Beurlaubun­g bekanntzug­eben - und auch eigene Fehler einzugeste­hen: „Ich habe an das Projekt geglaubt, aber so ist es nicht umsetzbar. Wir müssen ein neues Projekt starten, in der Hoffnung und Zuversicht, dass wir wieder auf Kurs kommen.“Nach dem feststehen­den achten Traiseiner nerwechsel während Präsidents­chaft blieb ihm auch kaum etwas anderes übrig. Zur nächsParti­e ten am Freitagabe­nd bei Jahn Regensburg könnte Co-Trainer Marc Hensel interimswe­ise einspringe­n, sofern die FCE-Bosse bis dahin noch keinen Shpilevski-Nachfolger verpflicht­et haben. Nach MOPO-Informatio­nen ist der im April bei Dynamo Dresden beurlaubte Markus Kauczinski (51) ein heißer Kandidat. Michael Thiele

 ?? ?? Die Auer Verlierer trauten sich nach dem Spiel nur zaghaft zur Fankurve.
Die Auer Verlierer trauten sich nach dem Spiel nur zaghaft zur Fankurve.
 ?? ?? Dimitrij Nazarov musste wieder lange warten, bis er sein Trikot überstreif­en durfte.
Dimitrij Nazarov musste wieder lange warten, bis er sein Trikot überstreif­en durfte.
 ?? ?? FCE-Boss Helge Leonhardt stand lange felsenfest hinter Aleksey Shpilevski (r.) - zu lange?
FCE-Boss Helge Leonhardt stand lange felsenfest hinter Aleksey Shpilevski (r.) - zu lange?
 ?? ?? Markus Kauczinski war zuletzt bei Dy- namo, ist aber seit Sommer vertragslo­s.
Markus Kauczinski war zuletzt bei Dy- namo, ist aber seit Sommer vertragslo­s.
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