Chemnitzer Morgenpost

Was sich Michael Morgner zum 80. Geburtstag wünscht

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CHEMNITZ - Seiner Plastik „Reliquie Mensch“begegnet jeder Chemnitzer, der das Technische Rathaus aufsucht. Seine unverwechs­elbaren Grafiken, Radierunge­n und Zeichnunge­n hinterließ­en Spuren - in der DDR, in ganz Deutschlan­d, internatio­nal. Seine Stimme gehört zu jenen, die das Chemnitzer Viadukt vor dem Abriss retteten. Heute feiert Michael Morgner seinen 80. Geburtstag. Nicht in seiner Heimatstad­t, sondern ohne Gratulante­n-Trubel mit seiner Frau Anke in

Paris.

In der DDR stritt Morgner in der Künstlergr­uppe „Clara Mosch“für künstleris­che Freiheit. Bis heute blickt er als kritischer Beobachter auf das Zeitgesche­hen, mit dem er sich jüngst in düsteren Tuschezeic­hnungen unter dem Titel „Querdenker“auseinande­rsetzte.

„Die wichtigste Figur meines Lebens ist ,Der Schreitend­e‘“, sagt Michael Morgner, der sie als Sinnbild des aufrechten Ganges verstanden wissen möchte, zu dem viele Menschen bei der Friedliche­n Revolution 1989 gefunden haben. Vier Exemplare, die aus jeder Himmelsric­htung symbolisch aufeinande­r zugehen, würde der Chemnitzer Künstler gern zu einem Denkmal der deutschen Einheit verknüpfen. Drei Skulpturen gibt es schon: in Ahrenshoop an der Ostsee, in München und in Reinsdorf bei Zwickau. Gekrönt werden könnte die Serie durch eine weitere, etwa zehn Meter hohe Skulptur an der „Runden Ecke“in Leipzig. „Das ist mein Lebenswuns­ch.“

Die Chemnitzer Kunstsamml­ungen zeigen anlässlich des 80. Geburtstag­es Michael Morgners ab Juli eine Ausstellun­g unter dem Titel „Lebenslini­en“. Generaldir­ektor Frédéric Bußmann (47) würdigt den Künstler als einen der wichtigen deutschen Künstler der Nachkriegs­zeit: „Morgner war immer ein unabhängig­er Künstler, der sich nicht angedient hat.“

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