Chemnitzer Morgenpost

Zoff, Vorwürfe und Kleinkrieg beim FSV

- Michael Thiele

ZWICKAU - Der FSV hatte gerade die notwendige­n Nachweise in Höhe von 1,365 Mio. Euro für die Drittligal­izenz erbracht und konnte erleichter­t aufatmen, als die Bombe platzte: Vorstandsc­hef Tobias Leege, Gremiumsmi­tglied Toralf Wagner und Olaf Albrecht, Geschäftsf­ührer der FSV Zwickau Spielbetri­ebsgesells­chaft mbH, schmeißen hin. Es dürfte der Höhepunkt einer über zwölf Monate dauernden internen Fehde zwischen Aufsichtsr­at und Vorstand sein.

Welche langfristi­gen Konsequenz­en damit verbunden sind, ist nicht absehbar, wohl aber die gegenwärti­gen Auswirkung­en. Wichtig: Die Zulassung für die Drittliga-Saison 2022/23 ist nicht in Gefahr.

Aber: Der erhoffte Investoren-Einstieg zerschlug sich durch den Rückzug. Der Abschied des Trios besiegelt das Aus für den erhofften warmen Geldregen, „da die Fortsetzun­g der Arbeit des scheidende­n FSV-Management­s Voraussetz­ung der Mehrheit der potenziell­en Investoren für eine Beteiligun­g an der FSV Zwickau Spielbetri­ebsgesells­chaft mbH war“, so die Verlautbar­ung in der gemeinsame­n Erklärung.

Dabei hatte Leege vo kurzem noch signali siert, sich einen Verbleib vorstellen zu können - unter Bedingunge Nun lieferten er und seine zwei Mitstreite­r „unterschie­dliche Vorstellun­gen zur Vereinsent­wicklung und zur Vereinsfüh­rung“sowie Differenze­n „zwischen handelnden Personen im neu gewählten Aufsichtsr­at und des aktuellen Vorstandes“als Begründung. Dabei war das Tischtuch zwischen Aufsichtsr­at und Vortand seit Längerem rschnitten. Aus internen Dokumenten, die MOPO vorliegen, geht hervor, dass ein Mitglied den Vorwurf erhob, Toralf Wagner habe sich an einer Hotelrechn­ung in Höhe von 770 Euro zuungunste­n des FSV bereichert. Außerdem hätten weitere Vorstände sich an Fanshop-Artikeln bereichert. Jene Vorwürfe stellten sich als haltlos heraus, woraufhin sich der Vorstand „diskrediti­ert und kompromitt­iert“sah, wie aus einem anwaltlich­en Schreiben (Dokument liegt MOPO ebenfalls vor) hervorgeht, in dem der damalige Aufsichtsr­atschef Ingo Kursawe aufgeforde­rt wird, den Namen des Aufsichtsr­atsmitglie­ds preiszugeb­en, der die anonymen Anschuldig­ungen übermittel­te. Das unterblieb. Zudem wurde Vertriebsv­orstand Wagner am 12. Dezember auf der Aufsichtsr­atssitzung abberufen. Leege verkündete daraufhin am 4. Januar dieses Jahres per Mail (liegt MOPO vor), sich beim Handelsreg­ister als Vorstand, Finanzvera­ntwortlich­er sowie Geschäftsf­ührer der ausgeglied­erten Profiabtei­lung auszutrage­n, da „mit der Abberufung von Toralf Wagner weder weiterer wirtschaft­licher Sachversta­nd noch Know-how sowie vor allem Zeitressou­rcen insbesonde­re zur Ansprache von potenziell­en Investoren“, vorhanden seien und eine angestrebt­e Sanierung „mangels Manpower keinen Sinn“macht.

Der Aufsichtsr­at präsentier­te am Pfingstsam­stag mit Lars Schauer bereits einen Nachfolger, der mit dem 1. Juni einstieg - zwei Tage, bevor Leege & Co. ihren Rückzug veröffentl­ichten. Von Juni 2017 an fungierte er für ein halbes Jahr als kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer des damals finanziell angeschlag­enen Chemnitzer FC, bevor dieser im April 2018 Insolvenz anmeldete.

 ?? ?? Sie sind ab 1. Juli nicht mehr beim FSV tätig: Vorstand Thoralf Wagner (v.l.), der Geschäftsf­ührer der Spielbetri­ebsgesells­chaft mbH Olaf Albrecht und Vorstandss­precher Tobias Leege.
Sie sind ab 1. Juli nicht mehr beim FSV tätig: Vorstand Thoralf Wagner (v.l.), der Geschäftsf­ührer der Spielbetri­ebsgesells­chaft mbH Olaf Albrecht und Vorstandss­precher Tobias Leege.
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany