Nadals Woche der Wahrheit
PARIS - „Gigant“Rafael Nadal kuschelte schwer verliebt mit dem so vertrauten Coupe des Mousquetaires, plauderte gelöst mit der spanischen Hoheit Felipe VI. und nahm dankbar überschwängliche Lobeshymnen aus der ganzen Welt entgegen.
Der Grand-Slam-Rekordchampion und Sandplatzkönig von Paris strahlte nach seinem 14. Titelgewinn bei den French Open vor Glück. Als Nadal dann aber begann, über die großen Qualen mit seinem lädierten linken Fuß zu sprechen, verdunkelte sich seine Miene schlagartig.
„Es war unglaublich. Ich habe den Titel gewonnen. Ich habe Emotionen erlebt, die ich nie vergessen werde“, sagte der 36 Jahre alte Spanier: „Aber ich ka und will so nicht weitermachen.“Nadal leidet unter dem seltenen Müller-Weiss-Syndrom, eine Erkrankung, bei der Knochengewebe des Kahnbeins am Fußskelett abstirbt. Das Risiko, mit einem medikamentös betäubten Fuß zu spielen un seinen Körper weiter zu schädigen, wolle er in Zukunft nicht mehr eingehen.
Nadal muss um die Fortsetzung seiner Karriere kämpfen, ihm steht eine Woche Wahrheit bevor. Während ihn die spanische Presse nach dem 6:3, 6:3, 6:0 in einem einseitigen Duell gegen den Final-Debütanten Casper Ruud aus Norwegen als „Gott auf Erden“(Marca), als „Außerirdischen“(Sport) und Giganten“(Mundo Deportivo) pries, war der einstige Weltranglisten-Erste gedanklich schon bei seinen
Arztbesuchen, die jetzt geplant sind.
Mit einer sogenannten Radiofrequenz-Ablation will sein medizinisches Team die starken Schmerzen für einen unbeschwerteren Alltag lindern. Nach den Triumphen in Melbourne und Paris mit dem halben Grand Slam in der Tasche hat der „Stier von Manacor“aber auch schon wieder einen Blick auf den nächsten Höhepunkt geworfen: „Wimbledon ist ein Turnier, das ich nicht verpassen möchte. Ich fahre dorthin, wenn mein Körper es zulässt.“