Wenn Krankheit das Leben raubt
Ein großes Versp
Für viele Menschen stellt sich irgendwann die Frage, wie sie mit dem Älterwerden umgehen. Wie reagiert man, wenn sich der Radius verkleinert? Wenn der eigene Zustand zerbrechlich wird? Der Film erzählt davon auf sehr berührende Weise.
Für Juditha (Dagmar Manzel) und Erik (Rolf Lassgård) soll eigentlich eine besonders schöne Phase beginnen. Als er in Rente geht, hofft sie auf mehr gemeinsame Zeit. „In vier Wochen bist Du offiziell ein alter Mann“, sagt sie. Die beiden liegen im Bett und berühren einander. „Hey“, entgegnet er, „ein Rentner ist doch nicht automatisch ein alter Mann.“Doch, sagt sie, das könne man jetzt nicht mehr so voneinander trennen. Dabei zeigt sich bald, dass es Juditha sein wird, deren Zustand sich verschlechtert. Sie lebt mit Multipler Sklerose (MS).
Regisseurin Wendla Nölle hat bisher Dokumentarfilme gedreht und legt nun ihren ersten langen Spielfilm vor, der gleichermaßen schonungslos wie berührend ist. In anderthalb Stunden erzählt sie die Geschichte zweier Menschen, deren Lebenswelt plötzlich auseinanderdriftet. Während Erik im Alter noch über ein Studium und neue Projekte
nachdenkt, kann kaum noch aufstehen.
Das Darstellerduo Manzel (63) und Lassgård (67) zeigt ein Paar, dessen Beziehung nach und nach kippt. Der Film wurde in Hamburg und Umgebung gedreht und könnte zu den interessantesten deutschen Produktionen in diesem Jahr gehören. Er erzählt, wie verletzlich das Selbst ist, wenn sich die Dinge ändern.
Fazit: Erschütternd und realistisch.
Juditha (PKO)