Blatters Gesundheit streikt beim Prozess
BELLINZONA - Auch der einst mächtigste Mann des Weltfußballs muss dem Alter Tribut zollen: Die gesundheitlichen Probleme des früheren FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter haben den Auftakt im Prozess gegen ihn und den früheren UEFA-Boss Michel Platini geprägt. Beiden wird unter anderem Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen.
Der 86-jährige Blatter, der nach einer Herz-OP vor Weihnachten über eine Woche im künstlichen Koma lag, konnte gestern nicht wie geplant vernommen werden. „Es geht mir nicht gut. Ich sehe mich nicht in der Lage, zu antworten“, sagte Blatter vor seiner Befragung vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona. Blatters Anwalt Lorenz Erni gab an, dass sein Mandant unter Brustschmerzen und Atemproblemen leide.
Zuvor war der Prozessauftakt gegen die einstigen Spitzenfunktionäre vom rhetorischen Schlagabtausch der verschiedenen Lager geprägt. Dabei stand die Strategie der Platini-Anwälte, die wie schon vor dem Verfahrensbeginn das Bild eines Komplotts gegen den 66-Jährigen zeichneten, im Mittelpunkt.
Laut Platini-Anwalt Dominic Nellen gebe es „einen direkten Zusammenhang“zwischen dem Betrugsverdacht gegen seinen Mandanten und den geheimen Treffen zwischen dem aktuellen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino mit dem früheren Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber. Deshalb gehe es um die Frage, wer ein Interesse an diesem Verfahren gehabt habe.
Staatsanwalt Thomas Hildbrand und FIFA-Anwältin Catherine Hohl-Chirazi wiesen diese Mutmaßungen zurück. Hohl-Chirazi warf der Platini-Seite vor, eine „Verschwörungstheorie“aufzustellen. Der Weltverband tritt als Nebenkläger auf - und darf das auch weiterhin, da ein Antrag der Platini-Seite auf den Ausschluss des Weltverbands vom Gericht abgewiesen wurde.