„Berufe und Leben schützen“
KÖLN - Die einen sprechen von einer „schönen Geste der Solidarität“, andere nennen es „komisch“, „Unfug“oder „einfach nur irre“: Die Reaktionen haben es in sich, das Sonderstartrecht für den ukrainischen Serienmeister HK Motor Saporoschje in der 2. Handball-Bundesliga sorgt für hitzige Diskussionen.
Frank Bohmann lassen die vielen bösartigen Kommentare und Hassbotschaften kalt.
Die Kritik an der überraschenden Aufnahme von Saporoschje ab der kommenden Saison wies der Bundesliga-Boss energisch zurück. „Ja, man kann immer etwas Schwarzes und etwas Weißes sehen. Diese Sache ist aber tatsächlich ein Akt der Menschlichkeit“, sagte der HBL-Geschäftsführer: „Wir wollen ein Zeichen für den Frieden setzen.“Zugleich wolle man das Team, das nur wenige Kilometer von der Frontlinie beheimatet sei, „vor russischen Raketen schützen. Saporoschje ist unter Beschuss. Wir können hier nicht nur Berufe, sondern auch Leben schützen.“Karsten Wöhler, Manager des HC Elbflorenz, bringt es in zwei Sätzen auf den Punkt: „Handballer helfen Handballern. Das ist das Wichtigste.“
Der Plan sieht vor, dass das ukrainische Spitzenteam in der Anfang September beginnenden Saison als 20. Mannschaft - allerdings außerhalb der Wertung - am Spielbetrieb der 2. Liga teilnimmt. Düsseldorf sorgt für die Unterbringung der Mannschaft und ihrer Familien. Seine Heimspiele wird Saporoschje, das sich durch den deutschen Ligabetrieb die nötige Spielpraxis für die Champions League holen will, im über 3 000 Zuschauer fassenden Castello in Düsseldorf absolvieren.
Doch von ukrainischer Seite gibt es auch Kritik. Grundsätzlich gebe es zwei Seiten, die man bei dem Thema beachten müsse, sagte Sascha Gladun, früherer Bundesliga-Profi und jetziger Generalsekretär des ukrainischen Handballverbandes. Sportlich, sozial und menschlich sei „es natürlich eine riesige Geschichte“, sagte Gladun. Doch wenn man grünes Licht für die Wiederaufnahme der ukrainischen Liga bekomme, „dann starten wir auch. Und dann ist die Frage: Was ist mit Saporoschje?“
Wegen des Angriffskriegs Russlands ruht der Spielbetrieb in der Ukraine derzeit - und Bohmann rechnet nicht mit einer raschen Veränderung der Faktenlage. „Es scheint ausgeschlossen, dass im kommenden Jahr ein Wettbewerb in der Ukraine aufgenommen wird“, so der Liga-Chef: „Es bleibt aber dabei, dass es eine temporäre Lösung ist.“