„Kann nicht erwarten, das
Anfang als neuer Coach bei Zweitliga-Absteiger Dresden vorgestell
DRESDEN - In den ersten Minuten der Pressekonferenz war das Impfen und der gefälschte Impfpass kein Thema. Weder Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Becker noch Markus Anfang sprachen davon. Erst als die Fragen der Medien aufkamen, wurde es zu einem. Der neue Dynamo-Trainer antwortete bei seiner Vorstellung sehr offen darauf. Ob es ehrlich war, das wird den ab morgen 48-Jährigen noch sehr lange beschäftigen.
„Ich habe mich bei den Menschen entschuldigt, die ich enttäuscht habe. Mehr kann ich nicht tun. Und ich darf nicht die Erwartung haben, dass die Menschen mir verzeihen“, sagte er mit leiser Stimme. Anders als im Herbst redete er auch nicht um den heißen Brei herum. Er ist weiterhin nicht gegen COVID-19 geimpft, auch weil er seinen Angaben zufolge gleich zweimal an Corona erkrankt war. „Ich habe es gut überstanden, mir geht es gut“, sagte er. Daher habe sich an seinem Impfstatus nicht geändert. Dass er ein Impfgegner oder Coronaleugner ist, das wies er entschieden von sich. „Ich finde es absolut in Ordnung, wenn man sich impfen lässt und den Schutz auch hat. Wenn man ein Risiko hat, dann will man das einfach nur geklärt haben. Da kann mir keiner die Angst nehmen und die Sicherheit geben, dass mir nichts pas- siert“, so Anfang.
Dann erzählte er seine Familien-Ge- schichte. Er- klärte, woher die Angst kommt, die ihn davon abhält, sich impfen zu lassen. „Ich glaube, das hat jeder damals mitbekommen beim 1. FC Köln, als mein Vater während des Spiels im Stadion seinen dritten Herzinfarkt erlitten hatte. Er wurde neunmal wiederbelebt. Ich habe das hautnah im Krankenhaus miterlebt. Mein Onkel hat fünf Bypässe. Meine Tante ist nach der Impfung an einem Herzinfarkt gestorben. Es sind viele Sachen passiert, die einfach eine gewisse Angst in einem erzeugt haben“, sagte er. „Ich bin nicht gegen eine Impfung. Ich bin gegen Tetanus und Hepatitis geimpft. Jeder, der selbst Fußball gespielt, hat auch keine Angst vor dem Pieks. Wir sind als Spieler früher so oft gespritzt worden. Das ist auch nicht das Problem.“
Ein Problem war sein Umgang mit dem Thema. Er hat seine Familie, Freunde, Verwandte sowie seinen damaligen Arbeitgeber Werder Bremen betrogen und belogen. „Der Fehler gehört leider zu mir, den kann ich nicht mehr rückgängig machen. Das habe ich mir selbst eingebrockt und ich mache keinen anderen Menschen dafür verantwortlich“, sagte Anfang.
Thomas Nahrendorf