Chemnitzer Morgenpost

„Der Osten wird im Regen stehen gelassen“

Ost-Ministerpr­äsidenten kritisiere­n den Umgang der Bundesregi­erung mit der Energiewen­de und den steigenden Preisen

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Sie hätten sich keinen schöneren Ort vorstellen können - und doch hagelte es Kritik: Die Ministerpr­äsidenten der ostdeutsch­en Bundesländ­er haben sich gestern auf der Insel Riems bei Greifswald getroffen. Themenschw­erpunkte der Konferenz, auf der auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (63, SPD) zu Gast war: die Energiever­sorgung und -preise.

„Ich fordere eine bundesrepu­blikanisch­e Kraftanstr­engung, damit die neuen Länder nicht einen zusätzlich­en Schlag bekommen“, gab Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (66, Linke) sogleich den Ton vor. Man dürfe auch vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Krieges nicht mit den Tausenden Arbeitsplä­tzen in der energieint­ensiven Glasindust­rie in seinem Bundesland spielen. „Der Osten wird derzeit im Regen stehen gelassen“, hatte gar Sören Pellmann (45) von der Linksfrakt­ion wenige Stunden zuvor in Berlin geschimpft.

Ähnlich sah es Brandenbur­gs MP Dietmar Woidke (60, SPD), in dessen Land die mit russischem Pipeline-Öl versorgte Raffinerie Schwedt liegt. „Ich erwarte, dass es keine Naivität gibt, was die Folgen betrifft.“Er erwarte, dass die Folgen abgepuffer­t werden.

Auch von Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (47, CDU) gab es das ein oder andere kritische Wort zum Umgang der Bundesregi­erung mit der Energiewen­de und den steigenden Energiepre­isen. „Vieles von dem, was wir da hören, auch mit Tankrabatt, erinnert sehr an Planwirtsc­haft. [...] Und es wird am Ende genauso enden: teuer und mit einem wirtschaft­lichen Fiasko.“Angesichts des angestrebt­en Verzichts auf russische Energie sei auch über die weitere Nutzung bestehende­r Atomkraftw­erke zu diskutiere­n. Auch müsse klar gesagt werden, dass es beim Braunkohle-Ausstieg 2038 bleibt. „Davor drückt sich diese Bundesregi­erung.“

Doch nicht nur für die Regierung, auch für den Ostbeauftr­agten Carsten Schneider

(46, SPD) gab es gestern auf den

Deckel. „Wir brauchen keinen Abnicker. Ein Ostbeauftr­agter muss die Interessen des

Ostens vertreten“, sagte Markus Kurze, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion in Magdeburg. Er kritisiert­e damit die Aussage Schneiders, der Ölembargo-Ausnahmen für die ostdeutsch­en

Raffinerie­n Leuna und Schwedt zuletzt abgelehnt hatte.

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Berlins Regierende Bürgermeis­terin Franziska Giffey (44, SPD), Thüringen-MP Bodo Ramelow (66, Linke, M.) und sein Brandenbur­ger Kollege Dietmar Woidke (60, SPD) hatten abseits des Protokolls gut lachen.
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In großer Runde wurde auf der Insel Riems über aktuell brennende Themen und Probleme gesprochen.
 ?? ?? Sachsens Landes-Chef Michael Kretschmer (47, CDU, l.) freut sich beim „Familientr­effen“der Ost-Ministerpr­äsidenten, dass ihm Kollegin Manuela Schwesig (48, SPD) aus Mecklenbur­g-Vorpommern den Schirm hält.
Sachsens Landes-Chef Michael Kretschmer (47, CDU, l.) freut sich beim „Familientr­effen“der Ost-Ministerpr­äsidenten, dass ihm Kollegin Manuela Schwesig (48, SPD) aus Mecklenbur­g-Vorpommern den Schirm hält.

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