Johnson will Brexit-Vertrag brechen
LONDON - Mitten im Ukraine-Krieg droht der EU ein Konflikt an einer neuen Front: Briten-Premier Boris Johnson (57) macht Ernst mit seinem Vorhaben, Teile des mit Brüssel ausgehandelten Nordirland-Protokolls einseitig abzuschaffen. Ein entsprechendes Gesetz hat seine Regierung bereits im Unterhaus eingebracht. So will London die vereinbarten Warenkontrollen zwischen Nordirland und dem Königreich zum Schutz des EU-Binnenmarktes eigenmächtig stoppen und durch eine freiwillige Reglung ersetzen.
Die EU-Kommission droht prompt mit Gegenmaßnahmen. Großbritannien verstoße mit seinem Vorhaben gegen internationales Recht - und überschreite damit eine rote Linie. Das Ergebnis könnte ein Handelskrieg sein: Brüssel erwägt bereits, mit Zöllen und Einfuhrbeschränkungen zu reagieren oder sogar das gesamte, einst mühsam ausgehandelte Brexit-Abkommen auf Eis zu legen.