Chemnitzer Morgenpost

Wer am Ende lacht

- Von Gabriel Schwab

K ommen drei Juristen und ein Polizist in ein Rathaus: Was sich zunächst wie die Einleitung eines Witzes anhört, war bei der gestrigen Wahl des Chemnitzer Ordnungsbü­rgermeiste­rs gar nicht so lustig. S o musste sich Knut Kunze in der Fragerunde ordentlich für sein fehlendes Jura-Studium rechtferti­gen. Manche sprachen ihm die Kompetenz zum Ordnungsbü­rgermeiste­r gänzlich ab. Die rechtsextr­eme Fraktion Pro Chemnitz/ Freie Sachsen konfrontie­rte ihn gar mit dem Vorwurf, die Verwaltung hätte extra für ihn die Ausschreib­ung frisiert. A uch der erste Wahlgang war nicht zum Lachen - spätestens als verkündet wurde, dass der Kandidat der AfD, der eigene Fraktionsv­orsitzende Volker Dringenber­g, keine einzige Stimme bekam. Nun war klar, dass die Blauen, wie bei der Sozialbürg­ermeisterw­ahl im vergangene­n Juni, in Verhinderu­ngspositio­n gehen. Die Stimmen des rechten Stadtratsf­lügels wanderten zum Volljurist­en Haentjens. I n einem Punkt hatten die Stadträte recht: Ein Ordnungsbü­rgermeiste­r ist der Advokat in der Bürgermeis­terrunde. Nicht selten wandern in Stadtratss­itzungen fragende Blicke zum Noch-Amtsinhabe­r Miko Runkel, wenn Dezernatsl­eiter und OB sich über rechtliche Fragen unsicher sind. Aber um die Rolle des Rechts-Experten auszufülle­n, braucht es kein Jura-Studium. M it seinen 30 Jahren im Polizeidie­nst bringt Knut Kunze jede Menge Expertise im kommunalen Ordnungsre­cht mit. Und ein Blick in die Biografie des 52-Jährigen zeigt, dass Kunze jemand ist, der sich in neue Gebiete einarbeite­n kann und will. Nachgeholt­es Abitur, nachgeholt­es Studium - am Ende den Master in der Tasche und Chef bei der Polizei. D er Ausgang: Am Ende lachte der Polizist. Die drei Juristen gingen nach Hause. Knut Kunze zieht ins Rathaus. Kein Witz.

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