Wer am Ende lacht
K ommen drei Juristen und ein Polizist in ein Rathaus: Was sich zunächst wie die Einleitung eines Witzes anhört, war bei der gestrigen Wahl des Chemnitzer Ordnungsbürgermeisters gar nicht so lustig. S o musste sich Knut Kunze in der Fragerunde ordentlich für sein fehlendes Jura-Studium rechtfertigen. Manche sprachen ihm die Kompetenz zum Ordnungsbürgermeister gänzlich ab. Die rechtsextreme Fraktion Pro Chemnitz/ Freie Sachsen konfrontierte ihn gar mit dem Vorwurf, die Verwaltung hätte extra für ihn die Ausschreibung frisiert. A uch der erste Wahlgang war nicht zum Lachen - spätestens als verkündet wurde, dass der Kandidat der AfD, der eigene Fraktionsvorsitzende Volker Dringenberg, keine einzige Stimme bekam. Nun war klar, dass die Blauen, wie bei der Sozialbürgermeisterwahl im vergangenen Juni, in Verhinderungsposition gehen. Die Stimmen des rechten Stadtratsflügels wanderten zum Volljuristen Haentjens. I n einem Punkt hatten die Stadträte recht: Ein Ordnungsbürgermeister ist der Advokat in der Bürgermeisterrunde. Nicht selten wandern in Stadtratssitzungen fragende Blicke zum Noch-Amtsinhaber Miko Runkel, wenn Dezernatsleiter und OB sich über rechtliche Fragen unsicher sind. Aber um die Rolle des Rechts-Experten auszufüllen, braucht es kein Jura-Studium. M it seinen 30 Jahren im Polizeidienst bringt Knut Kunze jede Menge Expertise im kommunalen Ordnungsrecht mit. Und ein Blick in die Biografie des 52-Jährigen zeigt, dass Kunze jemand ist, der sich in neue Gebiete einarbeiten kann und will. Nachgeholtes Abitur, nachgeholtes Studium - am Ende den Master in der Tasche und Chef bei der Polizei. D er Ausgang: Am Ende lachte der Polizist. Die drei Juristen gingen nach Hause. Knut Kunze zieht ins Rathaus. Kein Witz.