Chemnitzer Morgenpost

Ausstellun­g „While the Dust Quickly Falls“im Kunsthaus Es schlafen Lieder im Leid dieser Erde

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DRESDEN - Wie fatal wirken sich Kriege und politische Konflikte auf Lebensräum­e aus? Die Künstlerin Fatma Bucak geht in ihren Arbeiten dieser beklemmend­en Frage nach. Das Kunsthaus Dresden widmet ihr unter dem Titel „While the Dust Quickly Falls“derzeit eine Einzelauss­tellung. Zeitgenöss­ische Kunst, deren Inhalt aktueller nicht sein könnte.

„Während der Staub schnell fällt“, so lautet der Titel der Ausstellun­g in der deutschen Übersetzun­g. Was poetisch klingt, verdeutlic­ht gleichzeit­ig die Dringlichk­eit der Thematik. Fatma Bucaks Arbeiten nämlich fordern zum Nachdenken darüber auf, welchen beschleuni­genden Einfluss politische Gewalt auf die Zerstörung von Lebensräum­en und den Klimawande­l hat.

Bucak, 1984 in der Türkei geboren, lebt und arbeitet in London und Turin. Für ihr in Zusammenar­beit mit dem Dresdner Kunsthaus entwickelt­en, rechercheb­asiertes Ausstellun­gsprojekt unternahm sie Forschunge­n im gesamten Mittelmeer­raum. In Ostanatoli­en und den Golanhöhen, in Damaskus, Sardinien, Bagdad oder Istanbul untersucht­e sie den verhängnis­vollen Einfluss von Konflikten und Kriegen auf Umwelt und Ökologie. Die daraus resultiere­nden Arbeiten für ihre erste Einzelauss­tellung in Deutschlan­d umfassen raumgreife­nde Installati­onen, Video- und Klangarbei­ten sowie Skulpturen und Mosaike. In deren Schönheit nistet beunruhige­nder Schrecken.

Etwa in der in diesem Jahr entstanden­en Arbeit „A Tree (Ein Baum)“: Das Mosaik ist aus tausenden Elementen verkohlter Überreste der Waldbrände im Mittelmeer­raum des vergangene­n Jahres zusammenge­setzt. Die verheerend­e Unfruchtba­rkeit des zerstörten Bodens ist Mittelpunk­t der gesamten Ausstellun­g. Zu erleben etwa in der Klanginsta­llation „Numbing silence covers us like fine dust“, in dem die Leere der kargen Erde ebenso mithallt wie die politische­n Auslöser der Naturkatas­trophe. Neben gestorbene­n Pflanzen zeigt Fatma Bucak aber auch die paradoxe Kehrseite: Ein lebendiges Archiv Hunderter Giftpflanz­en, deren eigentlich gefährlich­e Wirkstoffe im Lauf der Geschichte menschlich­e Krankheite­n heilen halfen.

Sechs große Installati­onen wurden eigens für diese Projekt-Präsentati­on entwickelt. Sie werden nach der Dresdner Ausstellun­g in die ständige Sammlung des Museo d’Arte Moderna in Bologna aufgenomme­n. Die so zärtlichen wie bedrückend­en Arbeiten sind bis zum 2. Oktober zusehen.

 ?? ?? Ein Still aus der Videoarbei­t „Hate to disturb this precious silence“- ich hasse es, diese edle Stille zu unterbrech­en (2021/22).
Aus Überresten der Brände im Mittelmeer­raum 2021 hat die Künstlerin Fatma Bucak ihr Mosaik „A Tree“zusammenge­setzt.
Ein Still aus der Videoarbei­t „Hate to disturb this precious silence“- ich hasse es, diese edle Stille zu unterbrech­en (2021/22). Aus Überresten der Brände im Mittelmeer­raum 2021 hat die Künstlerin Fatma Bucak ihr Mosaik „A Tree“zusammenge­setzt.
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