Chemnitzer Morgenpost

Habeck setzt auf Strom aus Kohle

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Auch wenn es bei Temperatur­en jenseits der 30 Grad schwer vorstellba­r ist - der nächste Winter kommt bestimmt. Und der könnte ein ganz heikler werden, wenn bis dahin nicht genug Gas in die deutschen Speicher gelangt ist. Damit das auch passiert, plant Wirtschaft­sminister Robert Habeck (52, Grüne) jetzt weitere Maßnahmen. Darunter auch eine, die jedem überzeugte­n Grünen den Magen umdrehen wird.

So soll in den kommenden Wochen und Monaten unter anderem weniger Gas für die Stromprodu­ktion genutzt werden. Als Ersatz muss der Klimakille­r Kohle herhalten, der wieder „stärker zum Einsatz kommen“soll. „Das ist bitter, aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrau­ch zu senken. Wir müssen und wir werden alles daran setzen, im Sommer und Herbst so viel Gas wie möglich einzuspeic­hern“, so Habeck. „Sonst wird es wirklich eng.“Doch warum ist die Lage auf einmal so ernst? Der russische Gaskonzern Gazprom hatte seine Lieferunge­n durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 in den vergangene­n Tagen um 60 Prozent reduziert. Angebliche­r Grund: Reparature­n an Verdichtun­gsturbinen. Habeck glaubt das nicht, geht von einer politisch motivierte­n Tat aus. „Es ist offenkundi­g die Strategie von Putin, uns zu verunsiche­rn, die Preise in die Höhe zu treiben und uns zu spalten.“Aktuell kann die Versorgung­ssicherhei­t noch gewährleis­tet werden, auch die Befüllung der Speicher laufe weiter, betont der Minister. Allerdings zu einem sprichwört­lich hohen Preis. Damit wir im Winter auch nicht frieren müssen, soll jetzt vor allem die Industrie Gas sparen. Im Gegenzug wird dann die Befüllung der Speicher weiter forciert.

Das geschieht - wie so vieles in letzter Zeit - auch mit Krediten. Schon in Kürze möchte die Bundesregi­erung eine zusätzlich­e Kreditlini­e über die Staatsbank KfW in Höhe von 15 Milliarden Euro zur Verfügung stellen - so soll die Befüllung abgesicher­t werden.

Außerdem plant Habeck für den Sommer ein Gasauktion­s-Modell.

Dieses soll industriel­len Gasverbrau­chern Anreize bieten, Gas einzuspare­n. Im Kern geht es darum, dass Industriek­unden, die auf Gas verzichten können, ihren Verbrauch gegen Entgelt verringern, das über den Markt finanziert wird - und das Gas zur Verfügung stellen, damit es eingespeic­hert werden kann.

Ziel der Bundesregi­erung ist es, bis zum 1. Oktober einen Speicher-Füllstand von 80 und bis zum 1. November von 90 Prozent zu erreichen. Aktuell liegt er bei rund 56,7 Prozent, wie es in einem Bericht der Bundesnetz­agentur vom Samstag heißt.

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Wirtschaft­sminister Robert Habeck (52, Grüne) durchlebt in seinem Amt aktuell keine einfache Zeit.

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