Chemnitzer Morgenpost

Bombenbast­ler versteckte Sprengfall­en im Stadtgebie­t

Mehrere Fußgänger in Leipzig verletzt

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LEIPZIG - Als am 11. Oktober vergangene­n Jahres Florian O. (34) mit seinem Sprengstof­flabor in die Luft flog, war dies das spektakulä­re Ende einer Explosions­serie, die Leipzig wochenlang in Angst und Schrecken versetzt hatte. Seit gestern steht der Bombenbast­ler vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft glaubt, dass es ihm darum ging, mit hinterhält­igen Sprengfall­en Menschen zu verletzen.

Es war eine Pappschach­tel, die nachts auf dem dunklen Fußweg der Schreberst­raße lag. Als Eike S. (41) dagegentra­t, gab es eine heftige Explosion, die ihm die Brille wegriss. Die Stichflamm­e verletzte seine Arme, die Beine, Hände und das rechte Auge. Zwei Wochen später traf es einen weiteren Fußgänger, der auf der Marschners­traße gegen eine am Boden liegende Kopfhörer-Schachtel stieß. Durch die Explosion erlitt er Verbrennun­gen am Bauch und an der rechten Hand.

Auch in der Nähe der Lessingsch­ule fanden Ermittler später eine Sprengfall­e, die offenbar von allein ausgelöst hatte. „Das hätte ein Schulkind treffen können“, sagte Staatsanwa­lt Ralph Hornig gestern. Seinen Ermittlung­en zufolge stellte Florian O. insgesamt 43 Sprengsätz­e her. Darunter auch mit Glycerin-Sprengstof­f gefüllte Fanta-Flaschen, die er in Altkleider­containern deponierte. Einer flog in die Luft - verletzt wurde glückliche­rweise niemand.

Die Anklage listet insgesamt fünf Explosione­n auf. Der Angeklagte, ein schmächtig­er

Mann, der als Webentwick­ler für ein Versandhan­delsuntern­ehmen arbeitete, hielt zum Prozessauf­takt den Kopf gesenkt. Selbst reden wollte er nicht. Was er zu sagen hat, verlas seine Anwältin Henrike Wittner in einer Erklärung.

Er sei ein leidenscha­ftlicher Elektronik-Bastler, der sich auch für Pyrotechni­k interessie­re, bekamen die Richter zu hören. Die Tatvorwürf­e räume er im Wesentlich­en ein. Nur den Sprengsatz an der Schule, den habe er dort nicht deponiert, sondern 300 Meter weit entfernt. Die Verletzten und die verängstig­ten Bürger der Stadt bitte er um Verzeihung, verlas die Anwältin. Ihr Mandant wolle eine Sozialther­apie machen.

Während die Staatsanwa­ltschaft davon ausgeht, dass Florian O. im Oktober beim Bau einer neuen Sprengvorr­ichtung in die Luft flog, ließ der Angeklagte dies als Unfall beim Aufräumen darstellen. Er habe sich entschloss­en, damit aufzuhören und wollte alles zusammenrä­umen, hieß es in der Erklärung. Zu seiner Motivation, ausgerechn­et Sprengfall­en zu basteln und auf Fußwegen zu deponieren, fand sich in der Erklärung kein Wort. Fragen des Gerichts wollte er nicht beantworte­n. Der Prozess wird fortgesetz­t. -bi.

 ?? ?? Verbarg im Gerichtssa­al sein Gesicht hinter einem leeren Aktenordne­r: Bombenbast­ler Florian O. (34) - auch reden wollte er nicht.
Verbarg im Gerichtssa­al sein Gesicht hinter einem leeren Aktenordne­r: Bombenbast­ler Florian O. (34) - auch reden wollte er nicht.
 ?? ?? Dieser Sprengsatz explodiert­e in der Nähe der LessingGru­ndschule, verletzte aber glückliche­rweise niemanden.
Dieser Sprengsatz explodiert­e in der Nähe der LessingGru­ndschule, verletzte aber glückliche­rweise niemanden.
 ?? ?? Sein Wohnzimmer hatte Florian O. zum Laboratori­um gemacht. Hier kam es am 11. Oktober 2021 zur finalen Explosion.
Sein Wohnzimmer hatte Florian O. zum Laboratori­um gemacht. Hier kam es am 11. Oktober 2021 zur finalen Explosion.
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