Aus vier mach eins
Premiere von „Dafne auf Naxos“der Serkowitzer Volksoper
DRESDEN - Kulturraum-Pessimismus, Heinrich-Schütz-Hommage, Richard-Strauss-Parodie und etwas Operetten-Verballhornung: Um diese vier, sich geschickt umschlingenden Ingredienzien kreist „Dafne auf Naxos“, die neue Inszenierung der Serkowitzer Volksoper. Die bejubelte Premiere war am Montag auf der Zirkuswagenbühne in der Sommerwirtschaft Saloppe.
In einem geschlossenen Kulturhaus will eine elitäre Compagnie „Dafne“spielen, die einzige Oper des Barock-Komponisten Schütz. Gleichzeitig plant dort eine Unterhaltungs-Truppe mit einer volkstümlichen Operette. Ungern muss man sich die Bühne teilen, denn das Haus soll am nächsten Tag abgerissen werden.
Autor und Regisseur Wolf-Dieter Gööck hat die Handlung von Strauss’ „Ariadne auf Naxos“so bearbeitet, dass nun „Im weißen Rössl“gegeben wird, und dies mit dem „Dafne“-Libretto verquickt. Der musikalische Leiter Milko Kersten verschmilzt mit seinem vierköpfigen Ensemble fast unmerklich die Musik von Schütz und Strauss zur „Zwangsehe“.
Die Darsteller werfen sich ohne Scheu vor Klamauk ins Tohuwabohu und spielen mit herrlichem Witz ihre Konsterniertheit aus, immer wieder in die Produktion der „Gegenseite“zu gleiten. Eine Entdeckung ist Neuzugang Leila Schütz: Die 26-Jährige, die derzeit an der Dresdner Musikhochschule studiert, ist eine Wucht! Wenn sie etwa im Dirndl neben einer Barock-Falsett singenden Rauschgold-Putte (Jonathan Mayenschein) als Venus einspringt, Schütz singt, gleichzeitig Strauss tanzt und dieses Versehen obendrein mimisch-entsetzt kommentiert, ist das umwerfend.
Zum Schluss übt Gööcks Text recht plakativ Kritik am Abbau auch weniger repräsentativer „Musentempel“: Ohne Kultur würden wir „verdursten, verhungern, versteinern im eigenen Müll“. Bitter-trotzige Note am Ende der betörend und fast durchgängig gesungenen Burleske.
„Dafne auf Naxos“ist wunderbar leichte, urkomische Sommer-Unterhaltung auf hohem Niveau. Nächste Vorstellung: 4. Juli.