Erster Energie-Riese holt seine Kohle-Kumpel zu rück
Die Energiewende machte die Braunkohlekraftwerke in Deutschland eigentlich zu Auslaufmodellen. Doch die Gaskrise infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine beschert den umstrittenen Meilern jetzt eine Renaissance. Mit RWE reagiert der erste große Energie-Versorger auf den geplanten Mehr-Einsatz von Kohlekraft und holt seine Kumpel zurück.
Um Braunkohlekraftwerke länger laufen lassen zu können, stoppt RWE die Frühverrentung von Mitarbeitern, die mit der Stilllegung von Blöcken zum Jahresende eigentlich in den Vorruhestand gehen sollten. Zudem soll über die Einstellung von Ausgebildeten und vom externen Arbeitsmarkt der Personalbedarf gedeckt werden, sagte eine Konzernsprecherin der „Rheinischen Post“. Das umfasse mehrere Hundert Stellen.
RWE Power verfügt über drei 300-Megawatt-Kraftwerksblöcke, die derzeit in der sogenannten Sicherheitsbereitschaft sind und auf Wunsch des Bundes wieder hochgefahren werden können: Niederaußem E und F sowie Neurath C. Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) will angesichts gedrosselter russischer Lieferungen den Einsatz von Gas für die Stromerzeugung und Industrie senken. Dafür sollen mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen, allerdings nur kurzfristig und als Notlösung. Sie sollen die Stromerzeugung durch mit Erdgas befeuerte Kraftwerke so weit wie möglich ersetzen. Die Befüllung der Gasspeicher soll vorangetrieben werden.
Die Grünen im Bundestag rechtfertigen Habecks Pläne. Niemand habe
sich das gewünscht, aber „nur so“gewährleiste man die „Versorgungssicherheit im kommenden Winter für Haushalte und Industrie“, sagte Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek.