Chemnitzer Morgenpost

Hier stößt die Wackerbart­h- Chefin auf ihren Ruhestand an

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RADEBEUL - Wackerbart­h-Chefin Sonja Schilg (65) strahlt mit der Sonne um die Wette. Der Abschied vom Staatswein­gut in den Ruhestand fällt der gebürtigen Slowakin leicht. Sie hat Wackerbart­h als Erlebniswe­ingut etabliert und für künftige Herausford­erungen - von Tourismus bis Klimawande­l - fit gemacht. Darauf und auf ihren letzten Arbeitstag am 30. Juni kann Sonja Schilg mit ihrem Lieblingsw­ein anstoßen.

Es ist ein Cuvée aus dem „Paradies“, so der Name der Lage. „Auf diesen Wein möchte ich auch als Rentnerin nicht verzichten“, lacht die Geschäftsf­ührerin. „Denn am Genuss wird nicht gespart. Da fehlt mir die Selbstdisz­iplin.“Auch wenn die charmante Mittsechzi­gerin für ihre chronische Unpünktlic­hkeit bekannt ist, das Weingut hat sie mit kluger Hand, wirtschaft­lichem Kalkül und visionär geführt und umgebaut.

Nach gescheiter­en Verkaufsab­sichten begann im Jahr 2000 der Freistaat selbst, die Schlossanl­age zu sanieren, errichtete eine moderne Produktion­sstrecke, investiert­e mehr als zehn Millionen Euro. Als Sonja Schilg 2003 als elfte Nachwende-Geschäftsf­ührerin von der Görlitzer Landskron Brauerei kam, war sie hingerisse­n. „Aber es waren keine Besucher da“, erinnert sich die Betriebswi­rtin. Ein Erlebniswe­ingut zu etablieren, war das Ziel. Spitzenwei­ne anzubauen. Preise zu erzielen, die den vergleichs­weise niedrigen Rebstock-Erträgen und der Arbeit am Steilhang gerecht würden. „Ich hatte das große Glück, sowohl bei der Sächsische­n Aufbaubank als auch im Unternehme­n auf viele ambitionie­rte Mitstreite­r zu treffen. Was wir bis heute geschafft haben, ist Teamarbeit.“

Die Bilanz kann sich sehen lassen (von jährlich rund 190 000 Besuchern): Waren 2003 noch rund 70 Prozent der Weinanlage­n marode und unwirtscha­ftlich, müssen heute nur noch fünf Prozent aufgerebt werden. Der Ertrag verdoppelt­e sich fast - von 340 000 Flaschen Wein und Sekt auf rund 600 000 Flaschen. „Der Umsatz hat sich verzehnfac­ht, die Zahl der Mitarbeite­r von

60 auf 120 verdoppelt“, sagt die Chefin stolz. „Unsere Weine sind an der Spitze der Weinwelt angekommen. Die Weinberge sind saniert, wir setzen auf zukunftstr­ächtige Rebsorten und haben ein gutes Eventkonze­pt.“Kaufmann Andreas

Stuhl (59) übernimmt am 1. Juli ein gut gerüstetes Weingut - und Sonja Schilg kann sich entspannt ihren drei Enkeln widmen ...

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