Chemnitzer Morgenpost

„Meine Eltern vermissten ihre Heimat sehr“

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CHEMNITZ - Auf Spurensuch­e nach dem Schicksal der Vorfahren. Uri Guttmann (89) besuchte mit seiner Frau Riva (74) und Sohn Ronen (58) gestern sein Geburtshau­s in der Theaterstr­aße.

Der Besuch in Chemnitz ist für Familie Guttmann mit einer gewissen Nostalgie verbunden, wie Uri Guttmann erklärt: „Meine Familie lebte in Israel in einem deutschen Viertel. Meine Eltern haben nie Hebräisch gelernt und vermissten ihre Heimat sehr.“

Die Eltern betrieben in Chemnitz seit 1893 ein Herrenklei­dungsgesch­äft, 1903 zog der Laden in die Theaterstr­aße. Das Geschäft wurde durch die Nazis attackiert und Uris Vater Heinrich inhaftiert, da er sich in der „Deutschen Liga für Menschenre­chte“engagiert hatte. Die Familie verließ Deutschlan­d 1934. Sicherheit fanden sie zunächst in Italien, 1939 zogen sie in das damalige Palästina.

Gerührt zeigte sich die Familie darüber, dass eine Schulklass­e des Agricola-Gymnasiums die Patenschaf­t für ihren Stein übernahm. Lehrerin Dorothee Pohle (47) ist stolz auf ihre Schützling­e: „Meine Klasse hat sofort zugestimmt, den Stein zu übernehmen.“Dass die Schüler so viel Interesse an diesem ernsten Thema zeigen, überwältig­e sie manchmal. Besonderen Dank widmete die Familie Guttmann auch dem mitwirkend­en Historiker Jürgen Nitsche (64) und der Leiterin der AG Stolperste­ine, Cornelia Siegel (40).

Der jungen Generation gab Uri Guttmann nur eines mit auf den Weg: Er wünscht sich, dass endlich Frieden auf der Welt einkehrt. Und dass niemand das erleben muss, was seiner Familie widerfahre­n ist.

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Uri Guttmann (89) und seine Frau Riva (74) besuchen die Wurzeln der Familie.
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Die Stolperste­ine erinnern an die Flucht der Familie.

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