Chemnitzer Morgenpost

FCE-Mitglieder Absage! Der N

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AUE - Die Mitglieder des FC Erzgebirge gaben ein klares Votum für einen kompletten Neuanfang in der Klubführun­g ab. Neuer Ehrenrat, neuer Aufsichtsr­at, neuer Vorstand: In der sechsstünd­igen Mitglieder­versammlun­g am Sonnabend blieb kein Stein auf dem anderen.

Die aktive Fanszene hatte vorab in einem offenen Brief eine Wahlempfeh­lung gegeben, die den Nerv der 695 anwesenden stimmberec­htigten Mitglieder traf.

Der einhellige Tenor: Neuanfang jetzt. Die Gremien wurden entgegen der bisherigen Praxis nicht per Block-, sondern Einzelwahl besetzt. In den Ehrenrat zogen Michael Rüdiger (Vorsitzend­er), Karl Matko, Alexander Lindner, Ralph Kühn, Kay Werner, Jürgen Escher und Joachim Engelmann ein.

Dem Aufsichtsr­at sitzt der Thalheimer Bürgermeis­ter Nico Dittmann vor. Ihm zur Seite stehen Henry Sobieraj, Thorsten Jannaschk, Thomas Hagg, Lothar Lässig, André Leonhardt, Willi Hermann Watkowiak, Heinrich Kohl und Manfred Jahn. Interimspr­äsident Torsten Enders und Uwe Leonhardt fielen durch.

Zum neuen Klubchef bestimmte der Aufsichtsr­at Roland Frötschner. Der 69-jährige Unternehme­r aus Schneeberg

wird im Vorstand unterstütz­t von Roland Schlesinge­r, Volker Schmidt, Robert Scholz und Jörg Püschmann aus der aktiven Fanszene. Damit wurde das Ende der Leonhardt-Ära besiegelt.

Helge Leonhardt war bereits am 18. September als Vorstandsv­orsitzende­r zurückgetr­eten. Zwillings-Bruder Uwe fungierte weiterhin als stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender und warb beim Vortrag des Berichts zum Geschäftsj­ahr 2021/22 für einen künftigen Aufsichtsr­atsposten. Der gute Abschluss mit einem Gewinn in Höhe von 1,098 Mio. Euro - wesentlich waren nach MOPOInform­ationen die nicht zahlungswi­rksame Klassenerh­alts-Prämie sowie Corona-Hilfen - konnte den Riss zwischen den Leonhardts und der Basis nicht übertünche­n.

Spätestens als Uwe Leonhardt in seinem Redebeitra­g in Richtung der internen Opposition den Satz fallen ließ: „Wir brauchen nicht den inneren Feind“, war der Ofen aus. Die Stilblüte „der Kroate“, als ihm der Name von Ex-Trainer Tomislav Stipic nicht sofort über die Lippen kam, sorgte auch mehr für Kopfschütt­eln. Dem Grundrausc­hen im Saal war zu entnehmen, dass der 12. November für eine Zeitenwend­e steht. Die „Führung von oben“ohne Einbeziehu­ng der

Basis wurde abgestraft. Ob dies auch geschehen wäre, wenn Aue noch 2. Liga spielt? Eine hypothetis­che Frage.

Kurz nachdem das Mitglieder-Votum verkündet wurde, verließen die geschasste­n Enders und Leonhardt die Versammlun­g und brausten vom Stadiongel­ände. Einen würdigeren Abgang hätten die beiden und Helge Leonhardt allemal verdient. Stattdesse­n reihte sich ihr Abgang in das Gebaren bei den Trainerent­lassungen der jüngeren Vergangenh­eit ein: Sie wurden vom Hof geschickt.

Eine Strahlkraf­t wie die Leonhardts haben ihre Nachfolger noch nicht, die Tatkraft dagegen ließen sie anklingen. Die braucht es auch angesichts des Bergs voller Arbeit, den Frötschner & Co. zu bewältigen haben. Im laufenden Geschäftsj­ahr droht ein Minus von 1,4 Mio. Euro. Ein KfW-Darlehen über 500000 Euro wurde bereits aufgenomme­n. „Wir müssen mit Sponsoren sprechen und Aktivitäte­n mit Fans sowie dem FCE-Förderkrei­s machen, um Geld aufzutreib­en“, erklärt Klubchef Frötschner. Zugleich droht der Absturz in Liga 4. „Wir wollen eine Wende herbeiführ­en. Wir haben wenig Punkte und wenig Geld“, so der neue Veilchen-Boss.

Eine erste Maßnahme soll heute vollzogen werden. Matthias Heidrich erhält demnach im sportliche­n Bereich mehr Kompetenze­n, rückt aber nicht in den Vorstand auf.

 ?? ?? Ein letzter militärisc­her Gruß zum Abschied: Uwe Leonhardt wurde nicht wieder in den Aufsichtsr­at gewählt. Nach 30 Jahren endete somit die Leonhardt-Ära beim FC Erzgebirge.
Ein letzter militärisc­her Gruß zum Abschied: Uwe Leonhardt wurde nicht wieder in den Aufsichtsr­at gewählt. Nach 30 Jahren endete somit die Leonhardt-Ära beim FC Erzgebirge.
 ?? ?? Das neue Präsidium des FC Erzgebirge (v.l.): Robert Scholz, Thomas Schlesinge­r, Jörg Püschmann, Roland Frötschner (er ist neuer Präsident) und Volker Schmidt.
Das neue Präsidium des FC Erzgebirge (v.l.): Robert Scholz, Thomas Schlesinge­r, Jörg Püschmann, Roland Frötschner (er ist neuer Präsident) und Volker Schmidt.

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