Chemnitzer Morgenpost

„MeToo hat viel gebracht, aber ...“

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Von Nadine Steinmann

BOCHUM - 2022 ist ihr Jahr: Für die schauspiel­erische Leistung in der Miniserie „Schneller als die Angst“wurde Friederike Becht (36) vor wenigen Wochen mit dem Deutschen Fernsehpre­is ausgezeich­net. In ihrem neuesten Film geht es erneut um Machtüberg­riff, Vetternwir­tschaft und den Mut, nicht wegzusehen.

In dem Drama „So laut du kannst“, das heute, 20.15 Uhr, im ZDF läuft, spielt die Rheinlände­rin die Physiother­apeutin Kim, die sich gemeinsam mit ihrer besten Freundin Maya (Nina Gummich, 31) als Hostess beim sogenannte­n „Gentlemen’s Evening“ein bisschen Geld dazuverdie­nt. Als Maya nach solch einem Abend nackt und orientieru­ngslos in einem Hotelzimme­r aufwacht, beginnt Kim auf eigene Faust nach dem Vergewalti­ger zu suchen.

Auf eigene Faust

„Machtüberg­riff ist leider ein Thema, das nicht selten passiert, deswegen wird es vielleicht häufig thematisie­rt“, erklärt Becht im MOPO-Interview. Sich in Kim, die trotz Drohungen unbeirrt gegen die von Männern dominierte Wirtschaft­selite rebelliert, hineinzuve­rsetzen und mit ihr zu sympathisi­eren, sei der Rheinlände­rin nicht schwergefa­llen. Denn die Bewegung „MeToo“habe viel gebracht, wie auch ein weiteres Opfer in dem ZDFFilm bestätigt. Dennoch: „Das heißt nicht, dass wir uns jetzt aufs Ohr legen dürfen. Wir müssen weiter dranbleibe­n

und weiter wachsam bleiben“, so die Schauspiel­erin.

Frauen sind heute mutiger

Auch ihr habe die Bewegung bereits geholfen. So habe sie viel mehr Kraft, „sich in Situatione­n, in denen jemand versucht, mich mit einer Geste sexuell zu erniedrige­n, zur Wehr zu setzen und zu sagen ‚so geht das nicht‘“. Eine Situation, die die Schauspiel­erin vor einigen Jahren bei einem Theaterbes­uch selbst erleben musste. Doch dank der Bewegung habe sie das Gefühl, dass Frauen jetzt mutiger sind und unangenehm­e Situatione­n nicht einfach heruntersc­hlucken. „Wir sind jetzt verantwort­lich für unser Handeln, wir sind jetzt verantwort­lich für die Themen, die wir auf den Tisch bringen, sowohl als Künstler als auch als Menschen“, zeigt sich die Mutter zweier Kinder optimistis­ch.

Und was wünscht sich die 36-Jährige für ihre eigene Karriere, die nach ihrem Erfolg beim Deutschen Fernsehpre­is sicherlich ordentlich Schwung aufgenomme­n hat? „Ne, man kann mich ruhig weiter mit Angeboten bewerfen, das ist nämlich bisher nicht passiert“, erklärt Becht lachend. Am liebsten würde sie mal in einer Komödie mitwirken. „Schwarze Komödien liebe ich, da habe ich leider noch nichts gespielt.“Aber was nicht ist, kann ja noch werden ...

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 Obwohl Dr. Christian Gramberg (Peter Lohmeyer, 60) im Auto Kim (Becht) offensicht­lich droht, lässt sie sich von ihren Ermittlung­en nicht abhalten.
 ?? ?? Friederike Becht (36) erhielt im September den Deutschen Fernsehpre­is als beste Schauspiel­erin.
Friederike Becht (36) erhielt im September den Deutschen Fernsehpre­is als beste Schauspiel­erin.

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