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419 Kilo Abfall hinterlässt jeder Sachse jährlich
DRESDEN - 419 Kilo Haushaltsmüll warf jeder Sachse im Jahr 2020 durchschnittlich in die Tonne - Tendenz steigend. Sachsens Politik ist alarmiert und möchte die Verwertung unseres Mülls weiter verbessern.
„Wir werden Abfall vermeiden und die Recyclingquote deutlich erhöhen“, sagte Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne) Anfang November. Doch wie bewertet die Wissenschaft unsere Müll-Lage? „Was das Sammeln und die Trennung angeht, sind wir solide aufgestellt“, erklärt Christina Dornack (52), Professorin für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der TU Dresden. Auch mit der Wiederverwertung läuft es bei vielen Rohstoffen rund. Metall, Glas und Papier werden zu 90 Prozent recycelt. So ist beispielsweise recyceltes Altpapier mit 80 Euro pro Tonne für Abnehmer in der Industrie viel günstiger und damit interessanter als neuer Zellstoff (400 Euro/Tonne).
Bei Plastik ist die Quote mit 50 Prozent deutlich niedriger. Häufig werden die Kunststoffe verbrannt oder gehen ins Ausland, auch weil die RecyclingVerfahren aufwendiger und damit teurer sind. Dornack: „Um die Abfallexporte zu reduzieren, bräuchten wir zusätzliche Verbrennungsanlagen, spezialisierte Unternehmen und müssten auch Umweltkosten stärker berücksichtigen.“
Doch für den Abbau der Exporte sprechen nicht nur ökologische, sondern auch sicherheitspolitische Gründe, sagt Jakob Kullik (34), Politikwissenschaftler an der TU Chemnitz. So schlummern in Sachsens Schrotthaufen Schätze wie Neodym und Cer. Die Seltenerdmetalle finden sich in Computern und Smartphones, sind für unser Leben unverzichtbar.
Das Problem: 90 Prozent der globalen Fördermenge kommt aus dem diktatorischen China. Deshalb arbeitet die sächsische Spitzenforschung, etwa in der Bergakademie Freiberg, an Recycling-Alternativen. „Die Ansätze haben sich allerdings noch nicht durchgesetzt“, erklärt
Kullik mit
Blick auf bisher einstellige Rückgewinnungsquoten. Er sieht den Freistaat mit seiner langen Bergbautradition im Bundes- und EU-Rahmen jedoch gut aufgestellt: „Sachsen kann mit seinen hiesigen Unternehmen und Rohstoffinstituten wichtige praktische Beiträge leisten.“