Unternehmen Zuk Geisterbahn von S
SCHLETTAU - Für ein paar Minuten öffnete sich gestern ein Fenster in ein neues BahnZeitalter: Ein Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig (DLR) steuerte im Erzgebirge einen Zug - aus mehr als 340 Kilometer Entfernung.
Um 11.38 Uhr rollt der Triebwagen am Bahnhof Schlettau an. Im Wagen sitzen Ehrengäste erwartungsvoll erregt. Ihre Blicke haben sie auf Monitore geheftet, die den Lokführer Volker Grube in Braunschweig vor zwei Bildschirmen zeigen. Der erfahrene Eisenbahner fährt den Zug. Dazu bekommt er aus dem Zug in Echtzeit Kameradaten
übertragen mithilfe der 5G-Mobilfunktechnologie von Vodafone.
Grube erledigt den Job hoch konzentriert. Der „Geisterzug“fährt sicher und störungsfrei 500 Meter aus dem Bahnhofsgelände hinaus und wieder zurück mit einer Höchstgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometer. Rund drei Jahre wurde an diesem Projekt zur Fernsteuerung von Zügen geforscht. „Willkommen im 21. Jahrhundert!“, sagt Landesverkehrsminister Martin Dulig (48, SPD) nach der Zugankunft im Bahnhof. Er freut sich, dass der Freistaat eine Vorreiterrolle innehat, bei der Entwicklung und Erprobung des autonomen Fahrens auf Straße und Schiene. Dulig: „Wir wollen, dass Sachsen Bahnland bleibt.“
Der Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik Michael Ortgiese spricht feierlich von „Meilensteinen“in der Entwicklung eines modernen Bahnbetriebs. Jannis Brack (40) von der Erzgebirgsbahn strahlt vor Freude. Sein
Unternehmen ist hochgelobter lokaler Partner dieses breit aufgestellten Projektes, welches mit Millionen von Bund, Ländern,
EU und Wirtschaft gefördert und unterstützt wird.
Und was sagen die Schlettauer zum „Geisterzug“? Christa Schönfelder
(72) blickt von ihrem Garten aus auf den Bahnhof. Sie findet: „Es ist toll, dass hier solche Versuche gemacht werden. Das ist eine prima Werbung fürs Erzgebirge.“