Kannibalin liebt Kannibalen
Nach dem gefeierten Film „Call Me by Your Name“hat Regisseur Luca Guadagnino wieder mit Timothée Chalamet zusammengearbeitet. Herausgekommen ist ein zartes Horror-Drama voller Blut und Tod, aber auch Liebe und leisen Tönen.
Zu den Fähigkeiten des italienischen Regisseurs gehört es, jedem noch so bizarren Thema Poesie zu verleihen. Auf die Spitze treibt er das in diesem neuen Film, der von zwei Kannibalen erzählt und bei den Filmfestspielen in Venedig den Silbernen Löwen für die beste Regie gewann.
Die kanadische Schauspielerin Taylor Russell spielt die Kannibalin Maren, die herausfinden möchte, wie sie zu dem wurde, was sie ist. Während ihr
Vater am Kannibalismus seiner Tochter verzweifelt und sie an ihrem 18. Geburtstag verlässt, hat Maren die Vermutung, dass ihre ihr unbekannte Mutter ebenfalls Kannibalin ist. Sie macht sich auf die Suche nach ihr. Auf ihrem Road-Trip merkt sie, dass es andere Kannibalen gibt. Zum Beispiel Sully, ein Überlebenskünstler, dem Mark Rylance auf genial-schauerliche Weise Leben einhaucht.
Dann trifft Maren Lee (Chalamet), ebenfalls junger Kannibale, und verliebt sich in ihn. Ganz zart entfaltet sich die Bindung, bleibt aber nicht ohne Probleme. Chalamet und Russells Spiel pulsiert regelrecht dabei.
Das Kennenlernen wird von starken Bildern untermalt. Ihr Road-Trip führt sie auf verlassene Straßen und Landschaften. Gerahmt wird das von einem Soundtrack aus melancholischen Gitarrentönen und Songs etwa von Joy Division oder New Order.
Zarte Coming-of-Age-Romanze und abstoßender Horror, geht das zusammen? Man kann es sich eigentlich nicht vorstellen. 130 Minuten später ist man schlauer.
Fazit: Abgefahren und zärtlich.