Flick: „Wir haben keinen
AL-SHAMAL - Hansi Flick benötigte eine handgestoppte Viertelstunde, um seine Botschaften zu formulieren, wie er das unvermeidlich erscheinende WM-Aus gegen den von sieben Toren berauschten Angstgegner Spanien abwenden will. Der plötzlich auch selbst unter Erklärungsdruck geratene Bundestrainer erwartet von seinen Nationalspielern eine gewaltige Reaktion.
Flick verlangt am Sonntag (20 Uhr/ARD und MagentaTV) im Al-Bait Stadion Mut und Druckresistenz, pure Entschlossenheit - und vor allem eine ganz andere Gier beim Toreschießen und Toreverhindern. Der 57-Jährige erklärte das ungewollt frühe Endspiel am 27. November gleich mehrfach zur Charakterfrage. „Wir haben keinen
Schuss mehr frei. Der Fehlschuss, den hatten wir gestern. So müssen wir das Ganze angehen“, sagte Flick gestern.
Bei einer weiteren Niederlage gegen die Spanier könnte schon am Sonntagabend alles vorbei sein. „Jetzt geht es nach vorne. Jetzt ist wichtig, dass wir Charakter zeigen und versuchen, dass wir die letzte Chance im letzten Spiel noch haben“, sagte Flick. Er glaubt dran. „Wir haben eine gute Truppe.“Aber die muss nun liefern auf dem Platz. „Es hätte nicht schlimmer kommen können“, stöhnte Kapitän Manuel Neuer. Und dann kam es doch noch schlimmer. Auf der Rückfahrt durch die dunkle Wüste ins LuxusQuartier am nördlichsten Zipfel von Katar ploppte im Mannschaftsbus Tor um Tor der Spanier auf. Ausgerechnet Spanien, Deutschlands AlptraumGegner, gegen den die DFB-Auswahl im letzten Duell vor genau zwei Jahren mit 0:6 unterging und gegen den seit 34 Jahren (!) kein Pflichtspielsieg gelang.
„Wir haben jetzt Druck auf dem Kessel“, befand Offensivakteur Kai Havertz. Wie nach dem 0:1 gegen Mexiko beim historischen Vorrunden-Aus in Russland sprach Thomas Müller vom nächsten „Horrorszenario“. Versagensangst geht um. Und Flicks wichtigste Aufgabe wird sein, die elf Spieler zu ergründen, die der gewaltigen Aufgabe gewachsen sind. Wer geht voran? Wer hält dem Druck stand? Wer hat die WM-Reife?