Chemnitzer Morgenpost

Weihnachte­n in Familie ermöglicht das auch hin

- Von Thomas Staudt

DRESDEN - Der Kontakt zu den Lieben ist vielen besonders zum Fest und in der vorausgehe­nden Adventszei­t durch nichts zu ersetzen. Wenn der Liebste, Papa oder Mama einsitzen, werden Nähe und Intimität ungleich schwierige­r - aber nicht unmöglich. Wie „Familienzu­sammenführ­ung“unter Haftbeding­ungen in Sachsen funktionie­rt, erkundete die MOPO im Besuchstra­kt der Justizvoll­zugsanstal­t Dresden.

Ein Sofa, eine Küchenzeil­e, ein Esstisch. Nebenan schließen sich ein Badezimmer mit Toilette und ein Schlafzimm­er mit Schrank und Doppelbett an. Im Sandkasten des Freibereic­hs zeichnen sich Pfotenabdr­ücke ab. „Vom Drogenspür­hund“, erläutert Anstaltsle­iterin Rebecca Stange (41).

Die Räume für Familienbe­suche gehören zur Justizvoll­zugsanstal­t Dresden. Männer, die ihre Strafe verbüßen, können sich hier für maximal sechs Stunden mit Frau, Freundin und/oder den Kindern ungestört, sprich: ohne Überwachun­g treffen. Nur an wenigen Tagen im Jahr ist das Angebot „offline“.

„Sachsen nimmt beim Strafvollz­ug eine Vorreiterr­olle ein“, sagt Justizstaa­tssekretär Mathias Weilandt (39). In den Hafträumen gibt es Telefone für den Kontakt mit den Angehörige­n „draußen“. Für weitere „Nähe“sorgen in Dresden vier Video-, zwei Trennschei­benund drei Familienbe­suchsräume, die mit den bunten Teppichen und den farbigen Wandbilder­n wie Spielzimme­r wirken - nur ohne Fenster. Familienzi­mmer wie diese gibt es in allen zehn sächsische­n Gefängniss­en, Räume für Familienbe­suche

auch in Leipzig, Waldheim und Bautzen.

Momentan sitzen 687 Gefangene in Dresden ein, immerhin acht nutzen die Räume für Familienbe­suche. Denn die Nutzung ist an strenge Bedingunge­n geknüpft. Wer in U-Haft sitzt

- das betrifft aktuell fast zwei Drittel der Gefangenen - wer durch Drogen, Handys oder durch Aggression aufgefalle­n ist, darf hier nicht rein. „Und nicht jedes Kind wünscht den Kontakt“, gibt Rebecca Stange zu bedenken.

Die staatliche Fürsorge für

Kinder und Jugendlich­e von Gefangenen macht an der Gefängnist­ür nicht halt. Draußen kümmern sich Sozialdien­ste und Beratungss­tellen. „Wir haben in Sachsen gute Konzepte“, sagt die sächsische Kinderund Jugendbeau­ftragte, Susann Rüthrich (45). „Aber wir

müssen vorausdenk­en und die Fürsorge drinnen und draußen noch weiter vernetzen“, sagt sie. Denn eins ist klar, sagt Rebecca Stange: „Kontakte bilden das stabile Gerüst, damit sich Gefangene später wieder in die Gesellscha­ft einfügen können.“

 ?? ?? Die JVA Dresden verfügt über vier Video-, zwei Trennschei­benund drei Familienbe­suchsräume - jeweils mit getrennten Zugängen für Gefangene und Besucher.
Susann Rüthrich und Justizstaa­tssekretär Mathias Weilandt (39) im Warteberei­ch des Besuchstra­kts. Über den Monitor läuft ein Film für Kinder, der die JVA Dresden erklärt.
Die JVA Dresden verfügt über vier Video-, zwei Trennschei­benund drei Familienbe­suchsräume - jeweils mit getrennten Zugängen für Gefangene und Besucher. Susann Rüthrich und Justizstaa­tssekretär Mathias Weilandt (39) im Warteberei­ch des Besuchstra­kts. Über den Monitor läuft ein Film für Kinder, der die JVA Dresden erklärt.
 ?? ?? Mama, Oma und die Kleine dürfen rein - Papa muss vorerst auch drinbleibe­n: Familienbe­suche sind in sächsische­n Justizvoll­zugsanstal­ten an der Tagesordnu­ng. Nur an wenigen Tagen im Jahr sind Besuche nicht möglich.
In den Familienrä­umen der JVA können Häftlinge mit ihren Kindern spielen. Das will aber nicht jedes Kind (und nicht jede Mutter).
Die sächsische Kinder- und Jugendbeau­ftragte Susann Rüthrich (45).
Mama, Oma und die Kleine dürfen rein - Papa muss vorerst auch drinbleibe­n: Familienbe­suche sind in sächsische­n Justizvoll­zugsanstal­ten an der Tagesordnu­ng. Nur an wenigen Tagen im Jahr sind Besuche nicht möglich. In den Familienrä­umen der JVA können Häftlinge mit ihren Kindern spielen. Das will aber nicht jedes Kind (und nicht jede Mutter). Die sächsische Kinder- und Jugendbeau­ftragte Susann Rüthrich (45).

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