Weihnachten in Familie ermöglicht das auch hin
DRESDEN - Der Kontakt zu den Lieben ist vielen besonders zum Fest und in der vorausgehenden Adventszeit durch nichts zu ersetzen. Wenn der Liebste, Papa oder Mama einsitzen, werden Nähe und Intimität ungleich schwieriger - aber nicht unmöglich. Wie „Familienzusammenführung“unter Haftbedingungen in Sachsen funktioniert, erkundete die MOPO im Besuchstrakt der Justizvollzugsanstalt Dresden.
Ein Sofa, eine Küchenzeile, ein Esstisch. Nebenan schließen sich ein Badezimmer mit Toilette und ein Schlafzimmer mit Schrank und Doppelbett an. Im Sandkasten des Freibereichs zeichnen sich Pfotenabdrücke ab. „Vom Drogenspürhund“, erläutert Anstaltsleiterin Rebecca Stange (41).
Die Räume für Familienbesuche gehören zur Justizvollzugsanstalt Dresden. Männer, die ihre Strafe verbüßen, können sich hier für maximal sechs Stunden mit Frau, Freundin und/oder den Kindern ungestört, sprich: ohne Überwachung treffen. Nur an wenigen Tagen im Jahr ist das Angebot „offline“.
„Sachsen nimmt beim Strafvollzug eine Vorreiterrolle ein“, sagt Justizstaatssekretär Mathias Weilandt (39). In den Hafträumen gibt es Telefone für den Kontakt mit den Angehörigen „draußen“. Für weitere „Nähe“sorgen in Dresden vier Video-, zwei Trennscheibenund drei Familienbesuchsräume, die mit den bunten Teppichen und den farbigen Wandbildern wie Spielzimmer wirken - nur ohne Fenster. Familienzimmer wie diese gibt es in allen zehn sächsischen Gefängnissen, Räume für Familienbesuche
auch in Leipzig, Waldheim und Bautzen.
Momentan sitzen 687 Gefangene in Dresden ein, immerhin acht nutzen die Räume für Familienbesuche. Denn die Nutzung ist an strenge Bedingungen geknüpft. Wer in U-Haft sitzt
- das betrifft aktuell fast zwei Drittel der Gefangenen - wer durch Drogen, Handys oder durch Aggression aufgefallen ist, darf hier nicht rein. „Und nicht jedes Kind wünscht den Kontakt“, gibt Rebecca Stange zu bedenken.
Die staatliche Fürsorge für
Kinder und Jugendliche von Gefangenen macht an der Gefängnistür nicht halt. Draußen kümmern sich Sozialdienste und Beratungsstellen. „Wir haben in Sachsen gute Konzepte“, sagt die sächsische Kinderund Jugendbeauftragte, Susann Rüthrich (45). „Aber wir
müssen vorausdenken und die Fürsorge drinnen und draußen noch weiter vernetzen“, sagt sie. Denn eins ist klar, sagt Rebecca Stange: „Kontakte bilden das stabile Gerüst, damit sich Gefangene später wieder in die Gesellschaft einfügen können.“