Schweighöfers Weg zu Olympia
BERLIN - So etwas ist man von Matthias Schweighöfer (41) nicht gewohnt: Ganze 92 Minuten dauert es, bis der Schauspiel-Star in „Die Schwimmerinnen“das erste Mal zu sehen ist. Ein „Tatort“, von dem es morgen aufgrund der Fußball-WM keine neue Ausgabe gibt, wäre da schon zu Ende. Aber im internationalen Netflix-Drama spielen eben zwei Schwestern die Hauptrollen. Ihre Geschichte rührte 2016 nicht nur die Sportwelt.
Yusra und Sarah Mardini (überzeugend gespielt von den libanesischen Schwestern Manal und Nathalie Issa) sind zwei ganz normale syrische Teenager, die bis zu ihrer Flucht nach Europa in Damaskus feiern gehen, Musik hören und von ihrem ehrgeizigen Vater Schwimmunterricht bekommen. Ihr Ziel: irgendwann bei den Olympischen Spielen starten. Mitten in diesen Alltag fallen die Bomben des Bürgerkriegs. „Sie wollten ihr Leben einfach weiterleben“, erklärt Schweighöfer.
Das Drama der arabischstämmigen Filmemacherin Sally El Hosaini (46) zeigt den riskanten Weg 2015 über die Türkei, Griechenland und Ungarn nach Berlin ausführlich und schonungslos. Vor der Insel Lesbos kommt es zu beklemmenden Szenen auf dem völlig überfüllten Schlauchboot. Die beiden Schwestern springen von Bord, verbringen Stunden im kalten Wasser und retten so die Gruppe - darunter Mütter mit Kleinkindern.
„Man sieht den Film und hat erst mal das Gefühl, er sei aus einer anderen Zeit. Aber er ist gar nicht aus einer anderen Zeit - das alles passiert heute noch genauso“, sagt Schweighöfer. Er spielt den stets lächelnden Schwimmtrainer Sven Spannekrebs, der „die Schwimmerinnen“bei den Wasserfreunden Spandau 04 unter seine Fittiche nimmt. Während Sarah das Partyleben in Berlin genießt, kämpft Yusra unerbittlich für ihren Traum - und schafft tatsächlich den Sprung zu Olympia 2016 in Rio de Janeiro, wo sie in einem Flüchtlingsteam startet und den Vorlauf über 100 Meter Schmetterling gewinnt. Die in London gedrehten Bilder der Spiele bilden den Abschluss des knapp zweieinhalbstündigen Filmdramas, das auf Yusras Biografie „Butterfly“basiert.