„R.I.P Tor se
CHEMNITZ - Die Chemnitzer waren nach dem sechsten Sieg in Folge in Feierlaune, doch CFC-Offensivmann Kilian Pagliuca weilte nach dem 4:0-Heimsieg gegen Carl Zeiss Jena in Gedanken bei seinem kürzlich verstorbenen Freund Karim Gazzetta.
„Es war eine sehr traurige Woche“, verriet der Schweizer im Gespräch mit der MOPO: „Am Sonntag habe ich noch mit Karim telefoniert. Einen Tag später hat er sich das Leben genommen, ist einfach aus seiner Wohnung im achten Stock gesprungen.“Tim Campulka hatte in der 51. Minute den Ball bereits in
der Hand und reichte das runde Leder an Pagliuca weiter. Der verwandelte den Foulelfmeter zum 3:0 und marschierte anschließend direkt zu den Fotografen, um seine auf das Unterzieh-T-Shirt geschriebene Botschaft loszuwerden: „R.I.P. Karim“.
„Die letzten Tage waren nicht einfach für mich. Ich allein hier in Chemnitz, viele Emotionen und Gedanken im Kopf. Es war schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren“, erklärte Pagliuca mit Tränen in den Augen.
Über 15 Jahre hinweg war er mit dem früheren Junioren-Nationalspieler Gazzetta befreundet. „Er war erst im Sommer aus der Schweiz zum bosnischen Erstligisten Zrinjski Mostar gewechselt. Er hatte alles: Frau, Familie, Freunde. Jetzt ist er nicht mehr da“, sagte Pagliuca.
Der Sieg gegen Jena verschaffte ihm in den schweren Stunden ein klein wenig Freude: „Ich habe mein Bestes gegeben und denke, dass es ein ganz gutes Spiel von mir war.“
Nicht nur von ihm, sondern von der gesamten Mannschaft, die Jena komplett dominierte. Trainer Christian Tiffert, der mit Furkan Kircicek (Corona) kurzfristig einen weiteren Leistungsträger ersetzen musste, war voll des Lobes: „Ein souveräner Auftritt, ein verdienter Erfolg. Wir waren geduldig in Ballbesitz, konnten jederzeit beschleunigen. Zum Spiel gehört aber auch die Arbeit gegen den Ball. Und die erledigen wir seit Wochen mit einer beeindruckenden Schärfe.“
Olaf Morgenstern