Es geht auch ohne Neymar
Die Seleção zieht dank Casemiro ins Achtelfinale ein
DOHA - Der umjubelte Siegtorschütze Casemiro konnte sich selbst nach dem Abpfiff kaum erholen. Erst wurde der Mittelfeldantreiber der Brasilianer von jedem seiner Mitspieler umarmt, anschließend führte er gemeinsam mit ihnen einen Freudentanz vor der Fankurve auf.
Beim vorzeitigen Achtelfinal-Einzug durch ein hart erkämpftes 1:0 (0:0) gegen die Schweiz hat die Seleção bei der WM in Katar bewiesen: Es geht auch ohne den aktuell verletzten Superstar Neymar.
„Wir wussten, dass es keine leichte Gruppe ist und dass die Schweizer viel zu bieten haben“, sagte Casemiro: „Das sind keine schönen Spiele, da sind Kleinigkeiten ausschlaggebend.“So wie sein Traumtor in der 83. Minute. „Dieses Mal habe ich den Ball voll erwischt“, sagte der Profi von Manchester United, „aber wichtiger ist, dass wir gewonnen haben“.
Durch den zweiten Sieg ist dem Rekordweltmeister die K.o.-Phase angesichts von nun sechs Punkten in der Gruppe G nicht mehr zu nehmen. Im abschließenden Vorrundenspiel treffen die Brasilianer noch auf Kamerun. Auch die Schweizer haben weiter gute Chancen und kämpfen im letzten Gruppenspiel gegen Serbien um den Achtelfinal-Einzug.
Es entwickelte sich vor 43 649 Zuschauern zunächst eine ähnliche Partie wie beim Auftakt der Brasilianer gegen Serbien (2:0). Die Seleção dominierte, wurde aber nicht gefährlich. Zudem unterliefen ihr immer wieder leichte Fehler im Aufbau. Was aber auch an diszipliniert verteidigenden Schweizern lag. Dass die Mannschaft von Trainer Murat Yakin vor der Partie einen leichten Auffahrunfall mit ihrem Teambus hatte hinnehmen müssen, war den Spielern jedenfalls nicht anzumerken.
Brasiliens Nationaltrainer Tite ließ sein Team diesmal etwas defensiver spielen und ersetzte Neymar durch Mittelfeldspieler Fred. „Ich glaube an den Sieg! Und ihr?“, twitterte Pelé zur Halbzeit. Und er sollte Recht behalten. Wie Brasiliens Fußball-Ikone verfolgte auch Neymar die Partie vor dem Fernseher. Um sich weiter an seinem verletzten Sprunggelenk behandeln lassen zu können, war der Stürmer im Hotel geblieben. Von dort konnte er mit ansehen, wie sich seine Teamkollegen erst mal zu früh freuten. Das Tor von Vinicius Júnior (64.) wurde wegen einer Abseitsstellung wieder aberkannt. Die Brasilianer erhöhten nun den Druck - mit Erfolg. Nach einer feinen Kombination kam Casemiro im Strafraum an den Ball - und hämmerte ihn leicht abgefälscht vom Ex-Dortmunder Manuel Akanji ins Netz.