„Ist schon eine verrückte Nummer“
BERLIN - Der Schock saß tief. Olympische Spiele, die kunterbunte Copacabana - zu gern wäre Robert Förstemann 2016 in Rio gestartet. Ein Bandscheibenvorfall setzte ihn zu, nominiert wurde er nicht. Nun, acht Jahre später, geht Förstemanns Traum vom Rio-Trip in Erfüllung: als Tandem-Pilot des sehbehinderten Thomas Ulbricht bei der Bahnrad-WM im Para-Sport.
„Das ist schon eine verrückte Nummer“, sagt Förstemann vorm heutigen Start der Titelkämpfe in Brasilien. „Ich war auf so ziemlich jeder Bahn und an jedem Ort der Welt, aber in Rio noch nicht. Das ist schon eine Lücke, die ich schließe.“Die Nichtnominierung damals sei ein „Schlag ins Gesicht“gewesen.
2012 holt der gebürtige Greizer im Teamsprint bei den Spielen in London Bronze. Bilder seiner überdimensionalen Oberschenkel
fluten das Internet, getauft wird er „Quadzilla“. In Rio sollte eine weitere Medaille her, aber René Enders erhält als Anfahrer den Vorzug. Eine Medaille gewinnt das deutsche Team nicht.
Bahnrad
Doch Förstemann findet nach dem Rückschlag zu alter Stärke zurück, gewinnt mehrere Titel und gilt als bester Anfahrer der Welt. Noch mal zu Olympia geht es für ihn aber nicht. 2019 wechselt der jetzt 38-Jährige, dessen Oberschenkel 76 Zentimeter im Umfang messen, zum Para-Sport. Mit dem ehemaligen Leichtathleten Ulbricht gehört er zur Weltspitze.
Noch fehlen dem Duo ein paar Zehntelsekunden auf die Weltmeister Neil Fachie und Matthew Rotherham. Spätestens bei den Paralympics soll die Dominanz der Briten gebrochen werden. Die WM in Rio ist für Förstemann
eine „Durchgangsstation“.
Trotzdem, so Ulbricht, „wäre es ganz cool, wenn wir zum ersten Mal unter 61 Sekunden im Zeitfahren schaffen“. Auch eine Medaille soll her, je zweimal Silber und Bronze gewannen die „zwei Ochsen“bereits. Doch eigentlich geht’s nur um eines: Paris. „Da wird abgerechnet“, so Förstemann, für den die Paralympics denselben Stellenwert haben wie Olympia. „Für mich ist das das Gleiche“, so der Thüringer.