Jakobikirche wird zum Kunst-Museum
CHEMNITZ - Eine ungewöhnliche Ausstellung begleitet die Stadtkirche St. Jakobi durch die Passionszeit: Direkt neben dem Altar steht jede Woche eine andere Plastik des Chemnitzer Bildhauers Erik Neukirchner (51). Danach wechselt das Kunstwerk in den Chorraum und ein neues rückt an seinen Platz.
Ein zerrissener Leib aus Bronze als Bekenntnis für Frieden. Figuren, die Schmerz zeigen und an eigene Wunden rühren, bevor ihnen andere folgen, die voller Lebensstärke sind. Die Reihenfolge der Werke ergibt eine Dramaturgie, als wären die im Zeitraum von elf Jahren entstandenen Plastiken extra für diese Ausstellung geschaffen: „Torso & Stahlhelm“nahm am 5. März den zentralen Platz ein. Dem „Schmerzensmann“, der seit gestern am Altar steht, folgt am Gründonnerstag das „Lamm“, bevor am Ostersonntag die „Große Eva“die Präsentation der „Bekenntnisse“vollendet.
„Ich schätze es sehr, dass wir diese Ausstellung zeigen können“, sagt Pfarrerin Cornelia Henze (51), die im Gottesdienst Bezug auf die Kunstwerke nimmt: „Wir schauen nicht gern auf das, was wehtut. Der Blick passt in die Passionszeit: Wo haben Schmerz und Leid Platz?“
Erik Neukirchner, der der Gemeinde als Mitglied im Kirchenchor verbunden ist, möchte die Ausstellung als „Aufruf, mehr zuzuhören“verstanden wissen: „In der Bibel findet sich beides: Schwerter zu Pflugscharen, aber auch Sicheln zu Spießen. Es ist die Frage zu stellen, ob man sich auch irren kann in einer Überzeugung.“Ebenso wichtig ist es dem Künstler, ins Gespräch zu kommen: „Eine Frau setzte sich neben mich und erzählte von einer traumatischen Erfahrung ihres Großvaters im Zweiten Weltkrieg, die bis heute in der Familie nachschwingt.“
Bis zum 14. April werden acht Plastiken und ein Relief im Chorraum versammelt sein. Die Ausstellung ist Montag bis Samstag ab 11 Uhr geöffnet. Eintritt ist frei. MS