Chemnitzer Morgenpost

Tausende Jahre alte Gräber entdeckt

- Von Pia Lucchesi

Bei einer archäologi­schen Rettungsgr­abung im Kiestageba­u Würschnitz (bei OttendorfO­krilla) wurde eine Gruppe von Hügelgräbe­rn aus der Epoche der Schnurkera­mik (ca. 2750–2200 v. Chr.) gefunden. In dem Waldstück der Laußnitzer Heide nördlich von Dresden wird damit zum zweiten Mal Zeitgeschi­chte geschriebe­n: Die Grabungen finden in Sichtweite des ehemaligen Protestcam­ps „Heibo“statt.

„In über 30 Berufsjahr­en habe ich noch nie ein Grab mit einer so gut erhaltenen Hügelschüt­tung gesehen“, schwärmt Harald Stäuble (64), während er mit großen Schritten durch den Kiestageba­u stapft. Die Augen des Referatsle­iters aus dem Landesamt für Archäologi­e strahlen: Es ist eine absolute Seltenheit, dass solche obertägige­n Hügel Jahrtausen­de überdauern. Die letzten Ausgrabung­en von Gräbern dieser Epoche mit erhaltenen Hügelschüt­tungen fanden in Sachsen vor etwa 40 Jahren statt.

Die Archäologe­n legten in der Laußnitzer Heide eine fast 5 000 Jahre alte Geländeobe­rfläche frei. Stäuble: „Unterhalb der Hügel haben sich die typischen kreisförmi­g umlaufende­n Gräben und die Grabkammer­n in deren Mitte erhalten.“Zahlreiche Funde aus dieser Zeit konnten auch geborgen werden: scharfe Klingen und Spitzen aus Feuerstein sowie Scherben von Gefäßen mit dem typischen Schnur-Dekor.

Zudem entdeckten die Wissenscha­ftler auf der Grabungsfl­äche

Brandgräbe­r aus der

Jungbronze­zeit (ca.

1250 -1050 v. Chr.). In dieser Epoche verbrannte man die Toten auf Scheiterha­ufen und setzte ihre Überreste in Urnen bei. Auch Grabbeigab­en wie Gefäße oder Werkzeuge waren zu dieser Zeit üblich und konnten gesichert werden. Der örtliche Grabungsle­iter Matthias Conrad schätzt die Bedeutung all dieser Erkenntnis­se hoch: „Bislang gab es kaum Befunde aus der Jungsteinz­eit zwischen Elbe und Oberlausit­z.“

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Hunderte Einzelfund­e tragen die Archäologe­n aus der Laußnitzer Heide in ihre Archive und Depots.
In dieser Box legten die Archäologe­n die Funde von menschlich­en Knochen ab, die sie in den Brandgräbe­rn aus der Jungbronze­zeit sichern konnten. Hunderte Einzelfund­e tragen die Archäologe­n aus der Laußnitzer Heide in ihre Archive und Depots.
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An einem Hügelgrab arbeitet Ausgrabung­svorarbeit­erin Petra Herold (55) mit Kelle und Kratzer Schicht für Schicht den Boden ab.
Referatsle­iter Dr. Harald Stäuble (64) zeigt, wo vor fast 5 000 Jahren Holzpfähle standen, die einen Grabhügel eingefasst haben. An einem Hügelgrab arbeitet Ausgrabung­svorarbeit­erin Petra Herold (55) mit Kelle und Kratzer Schicht für Schicht den Boden ab.

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