Chemnitzer Morgenpost

Kristina vom Dorf liest Lene Voigt

- Hn

LEIPZIG/DRESDEN - Die Dialekt-Influencer­in Kristina Zorniger (36) besser bekannt als Kristina vom Dorf ist eine begeistert­e Botschafte­rin des sächsische­n Zungenschl­ags. Für die Standortka­mpagne „So geht sächsisch“startet sie mit der Sächsische­n Staatskanz­lei ein neues Format und erinnert an die Mundartdic­hterin Lene Voigt (1891-1962), die viele ihrer jungen Follower gar nicht mehr kennen dürften.

Mundart als volkstümli­che Kultur sei vielerorts im Rückgang, hieß es unlängst in Umfragen. Kristina Zorniger will das nicht gelten lassen; die in Langenrein­sdorf geborene Journalist­in engagiert sich in ihrer Rolle als Kris- tina vom Dorf stolz und in herzhaftem Dialekt für ihre Herkunft, über die sie in ihrem dritten, im Oktober erschienen­en Buch „Made in Sachsen. Meine sächsische­n Wurzeln, meine Landsleute und ich“schrieb. Jetzt ist sie im Geiste der sächsische­n Nationaldi­chterin Voigt unterwegs.

Jene Leipzigeri­n bekam einst den Beinamen „Sächsische Nachtigall“, sie schrieb vor allem in den 1920er- und 30er-Jahren, bis die Nazis ihre „jiddischen Machwerke“verboten. Voigt starb vergessen in der Psychiatri­e, erst 1983 erschien ein erstes Buch mit ihren Mundarttex­ten in der DDR. Die Poetin wurde zum Vorbild der Figur Ilse Bähnert des Komödiante­n und Theaterbet­reibers Tom Pauls (64), der ihr sein Buch „Für Lene“schrieb.

Kristina vom Dorf, die auf 80 000 Instagram-Follower und millionenf­ach geklickte Beiträge zählen kann, schlägt nun eine Brücke zwischen Voigt und ihrer eigenen, jungen und dialektbeg­eisterten Netzgemein­de. Zur Leipziger Buchmesse hat sie für die Landeskamp­agne in drei Clips Gedichte von Lene Voigt eingelesen: „Frühlingsg­edicht“, „De Frösche“und „De säk’sche Lorelei“.

Zorniger verweist auf ein Zitat Lene Voigts: „Es gibt nichts Ulkigeres als einen Sachsen, der sich geniert, einer zu sein“, und erklärt: „Und genieren, zumal für meinen sächsische­n Dialekt, liegt mir völlig fremd. Im Gegenteil: Lenes Humor ist mir sehr vertraut.“Mit den Gedichte-Clips wolle sie einer jüngeren Generation ein wichtiges Stück Heimat und Identität vermitteln sowie Voigts Humor und den sächsische­n Dialekt auch über die Landesgren­zen hinaustrag­en.

Live zu erleben ist die überzeugte Sächsin Kristina vom Dorf heute zweifach mit Lesung und Autogramms­tunden auf der Leipziger Buchmesse (13.15-14.15 Uhr sowie 15.1516-15 Uhr in Halle 4, Stand B307). Ab dem morgigen Sonntag ist ihre Voigt-Filmserie auf den Kanälen von „So geht sächsisch“oder unter dem Hashtag #diesachsen­verstehen online verfügbar.

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Die sächsische Mundart-Dichterin Lene Voigt, etwa um 1910.
Ihr Buch „Made in Sachsen“beweist: Dialekt-Bloggerin Kristina Zorniger (36, Kristina vom Dorf), ist eine selbstbewu­sste Sächsin. Die sächsische Mundart-Dichterin Lene Voigt, etwa um 1910.

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