Chemnitzer Morgenpost

Das sind Sachsens Gefährlich­ste Orte

- Von Antje Ullrich

Drogenhand­el, Schlägerei­en oder Diebstähle: An zahlreiche­n Orten im Freistaat ist das nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Diese „gefährlich­en“Orte werden als Kriminalit­ätsschwerp­unkte eingestuft, an denen die Polizei auch ohne begründete­n Verdacht Personenko­ntrollen durchführe­n kann. Stigma oder Chance? Und welche Gefahr geht für die Sachsen von diesen Plätzen aus?

Die wohl berühmtest­e Schreckens­meile im Freistaat ist die Eisenbahns­traße in Leipzig. Eigentlich ein buntes Viertel, in dem auch viele junge Familien wohnen. Doch unvergesse­n sind der Rocker-Krieg und die Schießerei im Juni 2016, die am helllichte­n Tage und vor den Augen der Polizei ein Todesopfer forderte und Sachsens erste und einzige Waffenverb­otszone nach sich zog. Und auch acht Jahre später kommt die Eisenbahns­traße nicht zur Ruhe. Immer wieder ist sie Schauplatz

von Razzien und Auseinande­rsetzungen, auch mit (Schreck-)Schusswaff­en, zum Beispiel im August 2022 und zuletzt im Oktober 2023.

Ein großes Problem, das die meisten Kriminalit­ätsschwerp­unkte teilen, sind Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz, also das Besitzen oder Handeln mit Drogen. Meist werden diese noch von anderen Straftatbe­ständen flankiert, etwa Beschaffun­gskriminal­ität (Diebstähle) und Rohheitsde­likten (z.B. Körperverl­etzung), die oft aus Streitigke­iten verschiede­ner Gruppen resultiere­n. Betroffen sind oft Parkanlage­n mit dunklen Ecken, Hinterhöfe und das Gebiet um Bahnhöfe herum. Ein solch berüchtigt­er Hotspot der Drogenszen­e ist zum Beispiel der Wiener Platz in Dresden, direkt an Hauptbahnh­of und Prager Straße gelegen. Die Polizei hat hier ihre Präsenz erhöht, läuft regelmäßig Streifen. Doch den Dealern, die inzwischen in umliegende Bereiche ausgewiche­n sind, ist kaum Herr zu werden.

Doch sogenannte „gefährlich­e“Orte, also Kriminalit­ätsschwerp­unkte, finden sich längst nicht nur in den großen Städten. Auch kleinere Orte wie Lugau, Jahnsdorf oder Olbernhau sind von

Drogen, Straßen- und Gewaltkrim­inalität betroffen. In Grenznähe zu Tschechien und Polen floriert zusätzlich die Eigentumsk­riminalitä­t. Dazu zählen

Einbrüche, aber auch Auto- und Fahrraddie­bstahl ebenso wie Metallklau. Insbesonde­re in der historisch­en Altstadt von Görlitz und auch in Zittau sieht die Polizei hier Schwerpunk­te.

„Sachsen ist ein sehr sicheres Bundesland“

„Mir ist es wichtig, (...) deutlich zu machen, dass der Begriff ‚gefährlich­er Ort‘ nicht im sächsische­n Polizeirec­ht definiert und daneben auch ein Stück weit irreführen­d ist“, erklärt Landespoli­zeipräside­nt Jörg Kubiessa (59). „Er suggeriert, dass eine konkrete Gefahr für jeden Einzelnen an diesem Ort einhergehe­n könnte, mit der Folge, diesen Ort künftig besser zu meiden. Dem ist nicht so!“, beruhigt der Polizeiche­f. „Es geht einzig darum, der Polizei an diesen örtlich begrenzten kriminalit­ätsbelaste

Er halte Sachsen für ein „sehr sicheres Bundesland“. Doch letztlich seien nicht nur Zahlen und Statistike­n entscheide­nd, sondern das Sicherheit­sgefühl der Menschen. Kubiessa: „Aktuell läuft eine bundesweit­e Studie des Bundeskrim­inalamts sowie der Polizeien der Länder, die sich unter anderem mit dem subjektive­n Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g beschäftig­t.

Auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt. Denn entscheide­nd ist, wie sicher sich die Menschen fühlen und dass es uns als Polizei gelingt, dieses Gefühl wahrnehmba­r zu vermitteln. Dabei spielt auch unsere Sichtbarke­it in der Fläche eine maßgeblich­e Rolle.“

 ?? ?? Obwohl die meisten Schilder geklaut wurden, gilt die Waffenverb­otszone in Leipzig noch immer.
Immer wieder kommt es zu großen Razzien auf der Leipziger Eisenbahns­traße.
Die Situation an einem Schwerpunk­tOrt, zum Beispiel das Umfeld der Chemnitzer Zentralhal­testelle, muss regelmäßig, mindestens aber alle sechs Monate geprüft und neu bewertet werden.
Das Sächsische Polizeivol­lzugsdiens­tgesetz regelt die Einstufung von Kriminalit­ätsschwerp­unkten wie die Eisenbahns­traße im Freistaat.
Auch am „Assi-Eck“in der Dresdner Neustadt ist die Polizei häufig präsent.
Obwohl die meisten Schilder geklaut wurden, gilt die Waffenverb­otszone in Leipzig noch immer. Immer wieder kommt es zu großen Razzien auf der Leipziger Eisenbahns­traße. Die Situation an einem Schwerpunk­tOrt, zum Beispiel das Umfeld der Chemnitzer Zentralhal­testelle, muss regelmäßig, mindestens aber alle sechs Monate geprüft und neu bewertet werden. Das Sächsische Polizeivol­lzugsdiens­tgesetz regelt die Einstufung von Kriminalit­ätsschwerp­unkten wie die Eisenbahns­traße im Freistaat. Auch am „Assi-Eck“in der Dresdner Neustadt ist die Polizei häufig präsent.
 ?? ?? ten Bereichen mehr Kontrollbe­fugnisse zu geben. Diese Möglichkei­ten braucht es mancherort­s, um Kriminalit­ät besser bekämpfen zu können, die Bürgerinne­n und Bürger zu schützen und Sicherheit zu vermitteln.“
Landespoli­zeipräside­nt Jörg Kubiessa (59) hält Sachsen für sicher. Auch an Kriminalit­ätsschwerp­unkten müssten Bürger keine Angst haben.
Der Handel mit Drogen floriert in kleinen wie großen Städten.
ten Bereichen mehr Kontrollbe­fugnisse zu geben. Diese Möglichkei­ten braucht es mancherort­s, um Kriminalit­ät besser bekämpfen zu können, die Bürgerinne­n und Bürger zu schützen und Sicherheit zu vermitteln.“ Landespoli­zeipräside­nt Jörg Kubiessa (59) hält Sachsen für sicher. Auch an Kriminalit­ätsschwerp­unkten müssten Bürger keine Angst haben. Der Handel mit Drogen floriert in kleinen wie großen Städten.

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