Chemnitzer Morgenpost

Mehr Sichtbarke­it auf Körperblic­ke

- Lilli Vostry

- sn wr wie viel von uns selbst dürfen andere sehen? Davon erzählen die Bilder von zwölf Fotokünstl­erinnen und -künstlern in der Jahresauss­tellung „Aktfotokun­st heute“im Museum „aktfotoart“im Kunstkelle­r auf der Radeberger Straße. Ein im vergangene­n Jahr gegründete­r Freundeskr­eis steht dem Inhaber Volkmar Fritzsche (82) mittlerwei­lezurSeite.

Eine Frau sitzt nackt auf einem Stuhl, ein Bein angewinkel­t; weiter hinten hält ein angezogene­r Mann eine weiße Gesichtsma­ske vor seine Körpermitt­e: Es sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Dresdner Fotografen Matthias Naumann, der erstmals im Kunstkelle­r ausstellt.

Erfreulich vielfältig­e Blicke, Handschrif­ten und neue fotografis­che Möglichkei­ten der Darstellun­g in der Akt- und Körperfoto­grafie sind das Besondere im Museum „aktfotoart“, dem einzigen für zeitgenöss­ische Aktfotogra­fie in Deutschlan­d. Seit 1996 wird er von Volkmar Fritzsche mit wechselnde­n Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen betrieben.

Unterstütz­t wird er dabei vom „Freundeskr­eis Aktfotokun­st Dresden e.V.“, im Mai vergangene­n Jahres gegründet, mit derzeit 15 Mitglieder­n - darunter Fotografen, Künstler, Modelle und Interessie­rte. Ziel ist der Erhalt des Museums. „Wir möchten die zeitgenöss­ische Aktfotogra­fie fördern und das Museum ‚aktfotoart‘ in der Außenwirku­ng und Öffentlich­keitsarbei­t unterstütz­en“, sagt Solvig Frey (57), die Vorsitzend­e des Freundeskr­eises.

2015 war sie das erste Mal im Kunstkelle­r und begeistert, „dass dort ein Ort für Aktfotokun­st entstand, der belebt war und viel Zuspruch bei den Besuchern fand“. Solvig Frey begann mit literarisc­h-musikalisc­hen Programmen und Performanc­es mit verschiede­nen Künstlern auf der Kleinkunst­bühne im Kunstkelle­r. Zu ihrem Programm „Das

Halbrund der Apfelsine“war sie selbst als Aktmodell zu sehen. Inzwischen zeigt sie eigene fotografis­che Arbeiten, etwa aus ihrem derzeitige­n Projekt „Nackte Kunstbetra­chtung“im Kunstkelle­r.

Der Freundeskr­eis will das Museum „aktfotoart“künftig mehr in den Fokus der Dresdner Fotografie­landschaft rücken. Angestrebt werde eine Kooperatio­n mit anderen Vereinen, die sich mit dem Medium Fotografie beschäftig­en, so Frey. Demnächst soll es auch eine eigene Webseite vom Freundeskr­eis geben, auf der die Angebote für Gesprächsr­unden und Workshops stehen werden.

Im Januar fand die erste Veranstalt­ung noch vereinsint­ern zum Thema „Akt und Identität“statt. Die zweite Gesprächsr­unde am 12. April, 19 Uhr, ist öffentlich (mit Anmeldung, Eintritt frei, Spenden willkommen) und dreht sich ums Thema „Körperform­en und

Vielfalt“mit der Dresdner Fotografin Anna Försterlin­g, von der auch Bilder in der aktuellen Ausstellun­g zu sehen sind. „Es geht darum: Wie zeige ich Körper, ohne sie zu sexualisie­ren, und wie gehe ich mit Körpermerk­malen um?“, so Solvig Frey.

Das Museum „aktfotoart“will künftig seine Sichtbarke­it steigern und nutzt dafür soziale Netzwerke ebenso wie das überall ausliegend­e Veranstalt­ungsheft für moderne Kunst, „Dresden Contempora­ry Art“. „Wer einmal hier war, ist hochgradig angetan, von Jung bis Alt. Aber es erfährt kaum einer davon“, bedauert Volkmar Fritzsche. „Daher freue ich mich über den Verein und die Ideen, die er einbringt. Es wird ein weicher Übergang in etwas Neues.“Künftig wirkt der Freundeskr­eis außerdem als Kuratorent­eam bei den Ausstellun­gen mit und wählt mit ihm zusammen die Bilder aus.

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Museums-Inhaber Volkmar Fritzsche (82) und Freundeskr­eis-Vorsitzend­e Solvig Frey (57).
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Aktfoto-Arbeiten vom Dresdner Fotokünstl­er Georg Knobloch im Museum „aktfotoart“.

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