Schlim inTaiw
TAIPEH - Die Erde zittert, komplette Straßenzüge fallen in sich zusammen wie Kartenhäuser, eine ganze Insel ist im Schockzustand: Nach einem der schwersten Erdbeben in Taiwan seit Jahrzehnten laufen die Rettungsarbeiten vielerorts auf Hochtouren. Auch deutsche Touristen konnten bereits unter Trümmern befreit werden.
Gespenstisch neigt sich das mehrstöckige Wohnhaus in Hualien im Osten Taiwans zur Straße. Jeden Moment könnte es umkippen. So wirkt es zumindest. Das Erdbeben hatte gestern Morgen an vielen Orten der ostasiatischen Insel ein Bild der Verwüstung hinterlassen. In Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus. Der Zugverkehr wurde auf der gesamten Insel eingestellt, ebenso wie der U-Bahn-Betrieb in der Hauptstadt Taipeh.
Bis gestern Abend meldeten die Behörden mindestens neun Todesopfer, zudem gab es knapp 1000 Verletzte. Rettungskräfte rechnen damit, dass die Zahlen weiter drastisch steigen könnten. Denn während Stunden nach der Katastrophe u.a. zwei Deutsche aus einem zusammengestürzten Tunnel gerettet werden konnten, gelten landesweit noch weit mehr als 130 Menschen als verschüttet. Laut Einsatzleitung befinden sich allein 60 in einem anderen Tunnel nördlich der Stadt Hualien. In der gleichnamigen dünn besiedelten Bergregion seien zudem 70 Bergleute in zwei Steinbrüchen eingeschlossen. Zu 50 Menschen, die in Minibussen in einem Nationalpark unterwegs waren, hätten die Behörden den Kontakt verloren. Demnach sei die Telefonverbindung ausgefallen. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte derweil, Kontakt zu einer Reisegruppe mit 18 Deutschen zu haben, die ursprünglich als vermisst galt. Den Leuten gehe es den Umständen entsprechend gut.
Um kurz vor 8 Uhr hatte ein Erdbeben der Stärke 7,2, laut taiwanischen Angaben das stärkste seit 25 Jahren, die gesamte Insel erschüttert. Sein Epizentrum lag nur wenige Kilometer von Hualien entfernt. Die US-Erdbebenwarte registrierte eine Stärke von 7,4. In Japan wurde sogar die Stärke 7,7 gemessen. Selbst Stunden später wurden noch mehr als
100 Nachbeben registriert.