Sonniger Visionär
Endgültig ist gar nichts.“Das ist seit Wochen der Slogan von Mittelsachsens Landrat Dirk Neubauer. Es ist seine kämpferisch-trotzige Reaktion auf die Schließung des Freiberger Standortes des schweizerischen Solarherstellers Meyer Burger. estern nun stellte der parteilose Politiker sein Konzept vor, mit dem er die Photovoltaik-Industrie in seinem Landkreis halten will. Neubauer schwebt dabei eine Art solares Bürgerkraftwerk vor mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt - errichtet mit Modulen von Meyer Burger. Die Hoffnung: Die Produktion in Freiberg könnte so ihre Wiederauferstehung erleben. as Konzept setzt auf Beteiligung von Landbesitzern, Kommunen und heimischer Wirtschaft. Investitionen von rund 770 Millionen Euro sind dafür zu stemmen. Ob die Vision jemals Realität wird, steht in den Sternen. Neubauer weiß das. Doch der als hemdsärmeliger Machertyp geltende Landrat glaubt fest daran und setzt auf den Start-up-Spirit: „Einfach machen, egal wie es ausgeht“. iel Aufmerksamkeit ist Neubauer sicher. Doch das Grundproblem der deutschen Solarindustrie wird er mit seiner Idee nicht lösen können. Denn das ist der Egoismus, der der Natur des Menschen innewohnt und der das Fundament der kapitalistischen Marktwirtschaft bildet. ie Mehrzahl der PV-Projekte auch im Freistaat setzt auf Solarmodule aus China - weil sie billiger sind. Dass dahinter eine unfaire Dumping-Strategie steckt, interessiert die meisten Investoren und Betreiber von Solarparks nicht. Der eigene Ertrag ist ihnen nun mal wichtiger als die Zukunft der heimischen Solarindustrie und ihrer Arbeitsplätze. So funktioniert Marktwirtschaft. m Privaten ist es doch ähnlich - Beispiel Tierwohl: In unseren Supermärkten geht noch immer weit mehr Fleisch aus industrialisierter Massentierhaltung über den Tresen als Bio-Ware aus artgerechter Haltung. Weil es billiger ist - und das Gewissen zwar zwickt, die Haushaltskasse aber die stärkeren Argumente liefert.
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