Chemnitzer Morgenpost

Amt will Russen aus Dresden abschieben

- Tyx

DRESDEN - Narek Aramian (24) floh mit seiner Familie aus Russland, weil sein Bruder kritischer Journalist ist. In Polen erlebte der Moskauer wegen seines Passes Diskrimini­erung, stellte später in Dresden Asylantrag. Doch die Behörden winken ab, wollen den russischen Dissidente­n abschieben.

Schon vor Kriegsbegi­nn hatte sich sein Bruder Armen (26) als Mitbegründ­er des russischen Studentenm­agazins „Doxa“kritisch gegenüber Staat und Propaganda geäußert. Narek behielt ähnliche Ansichten für sich. Dennoch rückte die Polizei bei seiner Familie an, konfiszier­te Telefone, stellte seinen Bruder unter

Hausarrest. Als es vor Gericht gehen sollte, rieten Anwälte der Familie zur Flucht aus ihrer Heimat, schildert Narek.

Er floh zunächst mit seiner Schwester (19), reiste mit Zug, Auto und Flieger, machte halt in Griechenla­nd, Georgien, Polen. „Dort wurden wir wegen unserer Herkunft schlecht behandelt.“Eine Wohnung sei für russische Dissidente­n nur schwer zu kriegen gewesen. Ein Job gar nicht, da der russische Angriffskr­ieg lief und Polen entspreche­nde Programme für Russen beendete, so Narek. Er spricht von Diskrimini­erung, auch von der Bevölkerun­g.

Darum floh er weiter nach Sachsen, stellte im Juli vergangene­n Jahres ein Asylgesuch.

Doch während seine Familie (mit Schwester und Mutter) in Dresden erst mal bleiben kann, Bruder Armen in Berlin als politische­r Flüchtling anerkannt wurde, lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) Nareks Antrag ab, will ihn nach Polen abschieben. Die seien für ihn nach Dublin-III-Verordnung zuständig, so die Behörde.

„Der schrecklic­he Umgang mit Geflüchtet­en in Polen ist hinreichen­d belegt. Russische Dissidente­n haben es seit dem Beginn des Krieges extrem schwer“, kritisiert Dave Schmidtke (34) vom Sächsische­n Flüchtling­srat. Jederzeit könnte bei Narek in Prohlis jetzt die Polizei klingeln, ihn von seiner Familie trennen und abschieben: „Ich habe Angst. Auch, dass Polen mich nach Russland abschiebt, wo ich eingesperr­t oder in den Krieg gegen friedliche Ukrainer geschickt werde.“

 ?? ?? Will in Dresden bleiben: der russische Dissident Narek Aramian (24, l.) im Gespräch mit MOPO-Reporter Hermann Tydecks (40).
Will in Dresden bleiben: der russische Dissident Narek Aramian (24, l.) im Gespräch mit MOPO-Reporter Hermann Tydecks (40).

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