WM-Held Hölzenbein tot
FRANKFURT/M. - Elfmeter - oder nicht? Diese Frage begleitete Bernd Hölzenbein sein Leben lang. Nun ist der Weltmeister von 1974, der von 1967 bis 1981 in 420 Bundesligaspielen das Trikot von Eintracht Frankfurt mit dem Adler auf der Brust trug, nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben.
Wer an Hölzenbein denkt, der denkt vor allem an diese Szene im WM-Finale von München gegen die Niederlande, als er in der 24. Minute auf der linken Seite in den Oranje-Strafraum eindringt, der Niederländer Wim Jansen zur Grätsche ansetzt und Hölzenbein zu Fall kommt. Die Folge: Elfmeter für Deutschland, 1:1-Ausgleich durch Paul Breitner und nach dem Siegtor von Gerd Müller der Titel für die WM-Gastgeber.
War es ein Strafstoß oder eine Schwalbe? „Egal, wo ich bin, das kommt immer als Erstes“, berichtete Hölzenbein, den die ständige Konfrontation mit dieser Szene eine Zeit lang sehr genervt hat. „Wenn dieser Elfmeter das Einzige ist, das von mir in Erinnerung geblieben ist, dann ist das schade“, sagte „Holz“, wie er in Frankfurt genannt wurde, einmal.
Den bisher letzten Titelgewinn seiner geliebten Eintracht konnte Hölzenbein schon nicht mehr live mitverfolgen. Beim Europa-League-Triumph 2022 in Sevilla war das Club-Urgestein
nicht dabei. Es war ein leiser Abschied auf Raten - bedingt durch eine schwere Krankheit. Im aktiven Profifußball-Business war Hölzenbein schon länger nicht mehr aktiv, als Eintracht-Chefscout hörte der ehemalige Profi nach der Saison 2016/17 auf und begründete dies auch mit seinem hohen Alter und dem Stress. In der Corona-Zeit hatte er sich als Risikopatient schnell zurückgezogen und Abwechslung auf dem Laufband im Wohnzimmer, mit einer
Yoga-App oder im Garten gefunden.
Hölzenbein war in Frankfurt eine Institution - wie sonst nur no die im März 2022 gestorbe ne Club-Legende Jürgen Grabowski, ebenfalls ein Weltmeister von 1974. Mit ihm prägte Hölzenbein, der mit 160 Toren Bundesliga-Rekordschütze der Eintracht ist, eine Erfolgsära am Main. Drei DFB-Poka Siege 1975, 1976 und 1981 sowie der UEFA-Cup-Sieg 1980 gegen Borussia Mönchengladbach stehen in der Vita des Flügelstürmers.
Mit dem Dauerthema vom WM-Finale 1974 ging Hölzenbein irgendnn lockerer um. „Ein Elfmeer war es auf jeden Fall, der Schiedsrichter hat ja gepfiffen.“Aber lag der britische Referee Jack Taylor mit seiner Entscheidung auch richtig? Hölzenbeins Antwort: „Sagen wir es mal so: Es war ein Foul, aber keines, as mich heute noch stark beeinträchtigt.“Der WM-Titel von 1974 war ungeachtet der Diskussionen um die berühmte Szene für Hölzenbein das größte Erlebnis seiner Karriere.