Die hohe Schule des Bildbeschnitts Subtile Eingriffe.
Normalerweise sucht der erfahrene Fotograf schon bei der Aufnahme den besten Ausschnitt, und er weiß schon bei der Aufnahme, wie er nachträglich den notwendigen Bildbeschnitt ausführen wird. Das geschieht umso überlegter, wenn sich die Kamera auf einem Stativ befindet. Manchmal stellt er aber auch erst später bei der intensiven vergrößerten Betrachtung am Monitor fest, dass er durch kleine Eingriffe die Bildharmonie steigern kann. Wie bei dieser Hafenansicht von Symi, einer kleinen Insel in der Ägäis. Bildschnitte: zum einen, dieser Knubbel am Baum (1), der schwer von oben drückt; zudem die große obere Himmelsfläche (2), die arg in Konkurrenz zur unteren Himmelsfläche (3) steht. Auch vom Geäst (4) kann ein Teil weg, damit wird die zentrale Bildaussage, der Hafen (5), stärker herausgestellt. Die für das Bild unwichtige helle Stelle an der linken Bildecke (6) lenkt das Augenmerk auf sich, was ihr gar nicht zusteht, ebenso das dunkle Dreieck am unteren Bildrand (7). Die Astgabel kann auch gleich weg (8). Ich finde das Bild zudem spannender, wenn die Baumlinie (9) exakt auf die Bildecke zuläuft (Diagonale). Das Ergebnis (unten) wirkt nach diesen kleinen, den ursprünglichen Bildcharakter kaum verändernden Eingriffen (im Gegensatz zu den auf den vorhergehenden Seiten gezeigten) insgesamt aufgeräumter, ruhiger und kohärenter.