Luftbilder
Ungewöhnliche Perspektiven sind für viele Motive ein Kick – doch Aufnahmen aus der Vogelperspektive bisher eher eine teure Kür. Einerseits erobern fliegende Kameras in Form von Multikoptern gerade den Markt. Andererseits sind die meist auf die Videoaufzeichnung getrimmt – doch die Kameras machen auch Fotos in passabler Kompaktkamera-Qualität. An der Bildqualität gedreht hat Marktführer DJI bei seinem neuesten Modell: Der Phantom 4 zeigt geringere Randunschärfen und chromatische Aberrationen. Fotos macht er mit 12 Megapixeln Auflösung – wobei der Sensor verhältnismäßig klein ist: 1/2,3 Zoll entspricht dem, was derzeit in Actioncams verbaut wird. Das ist nicht viel, doch gewichtigere Fotokameras in die Luft zu bringen, erfordert deutlich teurere Flugtechnik – und mehr Flugerfahrung. Der DJI Phantom 4 erhebt dagegen den Anspruch von jedermann fliegbar zu sein. Dabei setzt DJI auf das Smartphone als Steuerzentrale und liefert eine entsprechende App. Das Smartphone kommuniziert via Kabel mit der mitgelieferten Fernsteuerung, sodass die Verbindung schnell hergestellt ist. Bevor es losgeht, muss das GPS-System geeicht sein, der Kopter nun noch dreibis viermal um die eigene Achse und weitere drei- bis viermal um dieVertikalachse gedreht werden – wobei das die App schön erklärt. Die GPS-Unterstützung sorgt für einfach handhabbare Flugeigenschaften. Zudem kann der Multikopter so bei Wind seine Position relativ exakt halten. Die unter dem Multikopter hängende Kamera liefert eine Vorschau aufs Smartphone, sodass man aus der Ferne Bildausschnitt und Belichtung einstellen kann. Entscheidend ist, dass man ihn dazu anfangs im Normalmodus betreibt – denn wer mehr will kann im Sportflug mit 70 Stundenkilometern fliegen oder auch komplett manuell (und ohne GPS-Positionierung) steuern, um Flugkunststücke hinzubekommen. Dabei muss man dem Phantom 4 zugute halten, dass er direkt an den „Gashebeln“hängt und prompt reagiert. Viel wichtiger jedoch: Dank Sensoren in den vorderen Beinen erkennt der Phantom 4 eine bevorstehende Kollision und bleibt in der Luft stehen. Oder aber er umfliegt das Hindernis, wenn er im Automatikmodus, beispielsweise bei niedriger Akkuleistung, selbstständig zum Startpunkt zurückfliegt. Auch wenn die Kamera eher auf Kompaktkamera-Niveau ist: Im Automatikmodus reagiert diese angenehm auf schnelle Lichtwechsel. Die manuelle Blendeneinstellung ist etwas verwirrend, da man je nach Tipp mal die Blende, mal die Neigung der Kamera und mal die Objektmarkierung aktivieren kann. Fazit: Wer SLR-Niveau von Luftbildern erwartet, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen – doch der Phantom 4 ist ein leicht fliegbares Gerät mit ordentlicher Sicherheit und annehmbarer Bildqualität. Dank der gutmütigen Flugeigenschaften kann man sich auch als absoluter Laie an diesen Multikopter herantrauen. Joachim Sauer