Fujifilm spiegellose APS-C-Kameras
Seit Fujifilm vor vier Jahren mit seiner ersten spiegellosen APSC-Kamera der X-Baureihe X-Pro 1 so manche Auszeichnung verdiente, hat sich am kurzlebigen Kameramarkt viel getan. Trotz des hohen Konkurrenzdrucks blieb Fujifilm vielen seiner X-Modelle erstaunlich lange treu. Für die X-Pro 1 gab es etwa erst Anfang diesen Jahres eine Nachfolgerin: die X-Pro 2, die als erste und bisher einzige Kamera den neuen X-Trans-Sensor der dritten Generation mit einer von 16 auf 24 Megapixel gestiegenen Nennauflösung und verbesserten ChipMaterialien einsetzen darf. Der X-Trans-Sensor gehörte von Anfang an zu den Besonderheiten und besten Argumenten für das X-System. Durch seine spezielle, von der üblichen Bayer-Matrix abweichenden Farbfilteranordnung soll er Moiré-Effekten entgegenwirken, kommt daher ohne Tiefpassfilter aus und erreicht so eine für die jeweilige Megapixelzahl außergewöhnlich hohe Auflösung. Allerdings verbaut Fujifilm den X-Trans-Sensor nicht in den Einsteiger-, sondern bisher ausschließlich in den Mittelklasse- und den spritzwassergeschützten Top-Modellen, auf die wir uns hier beschränken wollen. Die bereits erwähnte, 1800 Euro teure X-Pro 2 rundet das X-System nach oben hin ab. Als Alleinstellungsmerkmal bietet sie neben dem neuen X-Trans-CMOS III einen Hybrid-Sucher, der zwischen einer optischen und einer elektronischen Anzeige wechseln kann. Die vor et- wa zwei Jahren eingeführte T1 Graphite Silver empfiehlt sich nach wie vor als 600 Euro günstigere, ebenfalls abgedichtete Alternative zur X-Pro 2. Allerdings muss sie mit dem älteren 16-Megapixel-X-TransCMOS II vorliebnehmen. Mit diesem arbeiten auch die beiden 700-Euro-Varianten: die X-E2S, die leichteste und kompakteste Fujifilm in diesem Test, und die X-T10, die im Gegensatz zur X-E2S einen verstellbaren Monitor besitzt.
Klassisches Design
Im direkten Vergleich fallen zunächst die doch beträchtlichen Größenunterschiede auf, besonders zwischen den spritzwassergeschützten Profikameras und den Consumermodellen, zwischen der fast 500g schweren, ein wenig wuchtigen X-Pro 2 und der X-T1 mit 440 g auf der einen Seite und der demgegenüber richtiggehend zierlichen X-E2S mit 344 g und der X-T10 mit 371 g auf der anderen Seite. Die X-T1 und
die X-T10 folgen dem klassischen SLR-Design, die X-Pro 2 und die X-ES2 verzichten auf den Höcker in der Gehäusemitte und schieben den Sucher an den Rand. Alle vier machen einen soliden, vertrauenerweckenden Eindruck; bei genauem Hinsehen zeigen sich aber auch viele Gegensätze bei Verarbeitung und Ausstattung: X-Pro 2 und X-T1 bekommen ein robustes Vollmagnesiumgehäuse spendiert, X-E2S und X-T10 bestehen zum Teil, genauer gesagt an Deckel- und Bodenplatte, aus Magnesiumlegierung und haben keine Dichtungen, die sie bei Outdoor-Einsätzen vor Schäden schützen. Während die beiden Top-Modelle ein stets komfortabel zugängliches Seitenfach für einen einfachen (X-T1) oder einen Doppel-SD-Kartensteckplatz (X-Pro 2) vorweisen können, muss der Mittelklasse ein SD-Slot
dem Lithium-Ionen-Akku reichen. Wegen der eher dezent dimensionierten Griffauswölbung vorne liegen sie allesamt weniger komfortabel in der Hand als etwa eine typische SLR-Kamera, besonders gilt das für die X-E2S.
Hybrid-Sucher und verstellbarer Monitor
Leuchtrahmen entsprechend dem engen Bildwinkel recht klein. Außerdem sinkt durch den Einsatz des elektronischen Suchers die ohnehin eher knapp bemessene Akkulaufzeit. Und die Vergrößerung lässt ebenfalls reichlich Spielraum nach oben. Insofern ist ein schlichter, aber großer OLED-Sucher mit 100 % Gesichtsfeld, wie ihn die anderen X-Trans-Kameras mitbringen, weniger originell aber praktischer – selbst wenn dessen Anzeigequalität bei schnell bewegten Motiven und Kameraschwenks etwas leidet. In der X-T1 liegt die effektiveVergrößerung bei beachtlichen 0,77x, in X-E2S und X-T10 bei 0,62x. Was das rückseitige 3-Zoll-Display betrifft, liefert die X-Pro 2 mit der höchsten Auflösung (540 000 RGBPixel) das beste Bild. Dafür haben X-T1 und X-T10 einen Klappmonitor, der sich aus dem Gehäuse ziehen und nach oben oder unten schwenken lässt.
WLAN-Modul und elektronischer Verschluss
integrierten Blitz gibt es nur im unteren Preissegment, in der X-E2S einen etwas leistungsstärkeren (LZ5) als in der X-T10 (LZ4). Die Top-Modelle haben neben dem üblichen Zubehörschuh eine Kabelbuchse für den externen Ersatz, außerdem liegt der X-T1 ein Aufsteckblitz bei (LZ8). Der mechanische Verschluss beherrscht Verschlusszeiten bis 1/8000 (X-Pro 2) beziehungsweise 1/4000 s (T1, T10, E2S). Wem das nicht reicht, kann zum elektronischen Verschluss wechseln und damit den Einstellbereich auf bis zu 1/32 000 s erweitern sowie die Betriebsgeräusche hörbar reduzieren. Allerdings steigt damit das Risiko, dass störende Bildfehler auftreten – vor allem bei Kunstlicht und bewegten Motiven.
Die Evolution des Hybridautofokus
Dass die zweijährige X-T1 einen vergleichsweise alten Hybridautofokus nutzt, wirkt sich mehr auf die Trefferquote in bestimmten Aufnahmesituationen, weniger auf das Tempo aus: Im Messlabor lag die T1 mit 0,42 und 0,5 s Auslöseverzögerung bei 300/30 Lux sogar noch ein wenig vor der X-T10 (0,49/0,5 s) und Schlusslicht X-E2S (0,51/0,63s). Dabei arbeiten die beiden Consumer-Kameras be- reits mit der neueren Hybrid-AF-Generation, die 77 statt 49 Felder für die Kontrasterkennung und lichtempfindlichere Sensorpixel für die Phasenerkennung besitzt. Die X-Pro 2 geht wiederum mit gutem Beispiel voran: Ihr Hybrid-Autofokus deckt mit 273 Feldern für die Kontrastmessung und 169 Feldern für die Phasenerkennung einen großen Teil der Bildfläche ab, ist also am besten bestückt und zudem deutlich schneller (0,34/0,39s Auslöseverzögerung). Außerdem benötigt die Pro 2 nach dem Einschalten nur 0,9s, um sich startklar zu machen, und hält die Serienaufnahme mit 8,2 B/s durch, bis die Karte dem ein Ende setzt. Die kleinen Schwestermodelle schaffen ebenfalls zwischen 7,1 (X-E2S) und 8,2 B/s (X-T1), begrenzen die Serie aber auf 13 (X-10), 23 (X-E2S) und 34 Bilder (X-T1). Die Videofunktion steht bei Fujifilm weniger im Fokus als etwa bei Sony oder Panasonic. Die X-Baureihe unterstützt maximal Full-HD-Auflösung und könnte in puncto Videobildqualität und Schärfenachführung durchaus noch ein wenig zulegen.
Logische Bedienerführung
Fujifilm zieht beim Bedienkonzept eine ebenso klare wie einheitliche Linie durch. Wer eine X-Kamera kennt, findet sich auch mit den anderen schnell und ohne Handbuch zurecht. Typisch für die X-TransSerie: Anstelle des üblichen Modusrads gibt es ein Verschlusszeitrad oben neben dem Auslöser und einen Blendenring am Objektiv. Steht bei-
des auf „A“, arbeitet die Kamera in der Programmautomatik. Am Gehäuserand befindet sich zusätzlich ein Belichtungskorrekturrad, das zwar deutlich spürbar einrastet, sich aber nicht arretieren lässt. Dazu kommen zwei (Pro 2, T1, T10) beziehungsweise ein Universalrädchen (X-E2S) unter anderem zum Blättern im Menü und in Kooperation mit den Vier-Richtungs-Tasten zur Wahl der Aufnahmeparameter am individuell konfigurierbaren Einstellbildschirm (Q-Taste). Die X-Pro 2 fügt dem noch einige nützliche Komfortelemente hinzu, unter anderem die Kombination von Verschlusszeitund ISO-Rad, den Fokus-Joystick zum Positionieren des AF-Messfelds und das My-Register im Menü, das der Fotograf selbst mit bis zu 16 Einstelloptionen befüllen kann.
Bildqualität
Die gute Nachricht zuerst: Der neue X-Trans-Sensor III mit 24 Megapixeln bringt gegenüber dem bereits länger amtierenden X-Trans CMOS II mit 16 Megapixeln ein Plus an Bildqualität und der X-Pro2 einen Vorsprunbgei
X-Trans-Kameras ein – vor allem im unteren ISO-Bereich. Bis ISO 400 liefert die X-Pro 2 nicht nur eine TopAuflösung, die auf bis zu 2104 LP/ BH steigt, sondern kombiniert diese zugleich mit moderatem Rauschen, relativ schwachen Artefakten und guten bis sehr guten Dead-LeavesWerten, die mit bis zu 1301 (starke Kontraste) und 1093 LP/BH (feine Strukturen) für eine sehr ordentliche Textur und Feinzeichnung stehen. Bei höheren Empfindlichkeiten machen sich zunehmend die von 4,8 (X-E2S, T1, T10) auf 3,9 μm (X-Pro 2) geschrumpften Pixel bemerkbar. Von den drei Kandidaten, die noch mit 16 Megapixeln arbeiten, erreicht die X-T1 die höchste Auflösung, bis ISO 400 erstaunliche 1958 LP/BH. Allerdings fallen ihre Leistungen zwischen ISO 400 und 800 stärker ab (1688 LP/ BH). X-E2S und X-T10 bringen es beide auf maximal 1743 LP/BH.
Fazit
Wenn es einzig um die Bildqualität ginge, fiele die Entscheidung ohne Zweifel auf die X-Pro 2; der neue 24-Megapixel-Sensor punktet. Die
16-Megapixel-Mogrödßerldleie unterscheiden sich dagegen
durch ihre Messergebnisse voneinander als durch andere Qualitäten: Die X-T1 empfiehlt sich beispielsweise für diejenigen, die eine robuste, spritzwassergeschützte Kamera suchen, die Mittelklasse punktet mit einem sehr fairen Preis-Leistungsverhältnis, die X-E2S zudem mit ihrem besonders leichten Gehäuse und die X-T10 mit Klappmonitor. In diesem Vergleich hat die X-T10 am Ende leicht die Nase vorn, da sie bei schlechten Lichtverhältnissen schneller scharfstellt.