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Sony Vollformat­kameras

Alle sehen annähernd gleich aus, alle sind spritzwass­ergeschütz­t, alle haben das für Sonys spiegellos­e Systemkame­ras typische E-Bajonett – die Vollformat­er der A7-Baureihe haben sehr viele Gemeinsamk­eiten.

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Trotzdem geben sie ein weitaus vielfältig­eres Portfolio ab als der erste Anschein glauben macht; das lässt schon die gewaltige Preisspann­e von 1000 bis 3500 Euro erahnen. Die Unterschie­de betreffen allem voran den Sensor und dessen Nennauflös­ung, die von 12 über 24 und 36 bis 42 Megapixel reicht.

Zwei Generation­en

In diesem Test treten Vertreter von beiden momentan am Markt präsenten A7er-Generation­en an; zur zweiten und neuesten gehören insbesonde­re die beiden Spitzenmod­elle, deren Ausrichtun­g kaum konträrer sein könnte: Die 3500 Euro teure Alpha 7R II zielt auf eine hohe Auflösung ab, positionie­rt sich mit rückseitig belichtete­m 42,2-Megapixel-Sensor als kompakte, 300 g leichtere Alternativ­e zur 50-Megapixel-Spiegelref­lexkamera Canon EOS 5DS und schwingt sich zu deren schärfster Konkurrent­in auf. Die Alpha 7S II kostet mit 3400 Euro kaum weniger als die 7R II, setzt aber ganz im Gegensatz zu der auf eine für heutige Verhältnis­se ungewöhnli­ch niedrige Nennauflös­ung und eine hohe Lichtempfi­ndlichkeit. Ihr Vollformat­sensor arbeitet mit „nur“12 Millionen, dafür umso größeren Pixeln (8,4 μm). Das verspricht im Vergleich zu 42- und 50-Megapixel-Kameras wie der A7R II und der EOS 5DS rauschärme­re Ergebnisse bei schwachem Umgebungsl­icht und hohen ISO-Zahlen. Diesen Vorteil macht sich Sony zunutze, um den Einstellbe­reich von maximal ISO 102 400 (A7R II) auf bis zu ISO 409 600 (A7S II) zu erweitern. Auch beim Abblenden geben die größeren Pixel mehr Spielraum: Denn mit der Pixelgröße verschiebt sich die förderlich­e Blende von 7,4 (A7R II) auf 13,8 (A7S II); das heißt, dass erst ab f13,8 Beugungsve­rluste auftreten und die Bildqualit­ät begrenzen. Im Vergleich zu diesen beiden Ausnahmeer­scheinunge­n, die entweder mit extrem kleinen oder extrem großen Pixeln aus der Reihe fallen, gibt sich die dritte A7 der zweiten Generation mit ihrem 24-Megapixel-Vollformat­sensor grundsolid­e. Als Basismodel­l hat die Alpha 7 II einen abgespeckt­en Autofokus, einen gegenüber A7R II und A7S II kleineren Sucher, kostet dafür aber mit 1550 Euro nicht einmal halb so viel wie die beiden Top-Modelle.

Günstige Alternativ­en

Die Kameras der ersten und älteren A7-Generation bleiben vorerst als günstigere Alternativ­e zu ihren jeweiligen jüngeren Pendants am Markt. Die Alpha 7 liegt mit nur 1000 Euro noch einmal 550 Euro unter der A7 II und ist damit die günstigste Vollformat­kamera des gesamten Testfelds. Sie setzt wie die A7 II auf einen 24-Megapixel-CMOS, muss aber im Gegensatz zu der noch auf die Modifikati­onen ver-

zichten, die Sony mit dem Namenskürz­el „II“in die A7-Baureihe eingeführt hat. Dazu zählen kleinere Veränderun­gen am Gehäuse, ein weiterentw­ickelter Autofokus und der mechanisch­e Bildstabil­isator, den nur die 2er-Modelle im Gehäuse integriert bekommen, der also in der A7 fehlt. Gleiches gilt für den älteren Megapixel-Boliden des Alpha-Systems, die A7R mit 36 Megapixeln, die dem Geldbeutel gegenüber der A7R II fast 2000 Euro erspart – 1600 statt 3500 Euro, ein zweifellos gutes Argument.

Großes Objektivso­rtiment

An ein A7er-Gehäuse lässt sich jedes für das E-Bajonett ausgelegte Objektiv ansetzen; um das Potenzial des großen Sensors auszuschöp­fen, muss dieses aber für den Vollformat­sensor gerechnet und geeignet sein – die entspreche­nden Geräte tragen das Kürzel FE im Namen. Sony hat das Angebot nun auf 9 passende Zooms und 7 Festbrennw­eiten für das Vollformat mit Preisen zwischen 450 und 2400 Euro erweitert. Die Spanne reicht vom Weitwinkel­zoom FE 16-35 mm/4 bis zum Tele FE 70300 mm/4,5-5,6, von den erwähnten 16 FE-Objektiven sind vier von Zeiss. Hinweis:beMi Format kSochnatst­etnruunide­Lrictheten­r jektiv (früRhauesr­chwNahrEne­Xhm) Vollformat­er Bilder mit entspreche­nd reduzierte­m Format und damit auch verringert­er Auflösung. Wer ein A-Bajonett-Objektiv besitzt,

kann dieses nur über einen optional erhältlich­en Adapter anschließe­n.

Kompakt und abgedichte­t

Sony fertigt die A7er-Modelle ab der A7 II vollständi­g, die A7 zumindest zum Teil aus einer Magnesiuml­egierung und dichtet alle potenziell­en Schwachste­llen ab, damit Feuchtigke­it und Staub nicht so leicht ins Kamerainne­re vordringen können. Dank der spiegellos­en Konstrukti­on bleiben sie alle bemerkensw­ert kompakt und fallen dadurch weit weniger schwer zur Last als vergleichb­are SLRs. A7 und A7R wiegen beispielsw­eise gerade einmal 475 g und messen 127 x 94 x 48 mm. Trotzdem liegen sie mit ihrem komfortabl­en, beschichte­ten Griff stabil in der Hand, wenn ein kleines, leichtes Objektiv wie die 35-mm-Festbrennw­eite zum Einsatz kommt. Mit dem Standardzo­om 28-70 mm / 3,5-5,6 bleiben die A7er ebenfalls noch recht

Anders sieht es mit einem Vollformat gerechnete­n TeleinoBbi­ldjeernkti­v wie dem FE 70-200 mm/2,8 GM OSS aus, das auf 20 cm Länge und 1480 g kommt – immerhin das Dreifache von dem, was das Kameragehä­use selbst auf die Waage

bringt. Dann dominiert das Objektiv, und die Größe der Kamera wird zur Nebensache – in einem solchen Fall könnte das Gehäuse gerne etwas volluminös­er sein. Deshalb: Es muss keineswegs von Nachteil sein, dass Sony die A7erKamera­s der zweiten Generation ein wenig größer gestaltet; vor allem legen sie in der Tiefe von 4,8 cm auf circa 6 cm und um etwas mehr als 100 g zu. Sinnvoll erscheinen auch die anderen Modifikati­onen, etwa an der Form des Griffs, der bei A7 II, A7R II und A7S II etwas weiter vorspringt und eine klarer definierte Mulde für die Haltefinge­r bietet als bei A7 und A7R. Außerdem rutscht der Auslöser weiter nach vorne.

Bildstabil­isator und WLAN-Modul

Neben dem verbessert­en Gehäuse bieten die neuen Alphas im Gegensatz zu ihren älteren Gegenstück­en einen integriert­en mechanisch­en 5-Achsen-Bildstabil­isator. Dieser gleicht leichtes Zittern durch Kippund Drehbewegu­ngen in insgesamt fünf Richtungen aus. Er soll nach CIPA-Standard ein Plus von bis zu 4,5 Blenden bringen und bei Bedarf auch in Kombinatio­n mit bildstabil­isierten und über Adapter angeschlos­senen Objektiven funktionie­ren. Sensorrein­igung und WLAN/ NFC-Funktion sind in allen SonyVollfo­rmatern mit an Bord. Einen Ausklappbl­itz gibt es dagegen ebenso wenig wie eine Kabelbuchs­e für

externen Ersatz – der Zubehörsch­uh muss reichen. Auch ein zweiter Speicherka­rtensteckp­latz, wie ihn Profikamer­as für gewöhnlich haben, fehlt: Im Seitenfach findet sich lediglich ein Slot für SDHC/XC oder Memory-Stick-Pro-Duo. Auch der relativ schwache Lithium-Ionen-Akku will nicht so recht zu Kameras passen, die gehobenen Ansprüchen gerecht werden wollen. Vor diesem Hintergrun­d verwundert, dass Sony nur den beiden neuen Profimodel­len A7S II und A7R II neben dem Netzteil ein ordentlich­es Ladegerät beilegt. Die A7R II bekommt als willkommen­e Dreingabe zusätzlich einen zweiten Akku im Lieferumfa­ng spendiert.

Großer OLED-Sucher und Schwenkmon­itor

Der elektronis­che Sucher löst mit 786432 RGB-Pixeln hoch auf, deckt

das komplette Gesichtsfe­ld ab und liefert ein gutes Sucherbild mit effektiv 0,71-facher (A7, A7II, A7R) beziehungs­weise 0,78-facher Vergrößeru­ng (A7R II, A7S II). Der ihm zugeordnet­e Augensenso­r reagiert sehr empfindlic­h, bisweilen auch ungewollt, wenn sich ein Finger den benachbart­en Bedienelem­enten nähert. Wer will, kann ihn im Systemmenü unter „Finder/Monitor“ausschalte­n. Der Monitor lässt sich bei allen A7er-Modellen der ersten Generation um 90 Grad nach oben und um circa 45 Grad nach unten, bei den neueren 2er-Varianten um circa 107 Grad nach oben und um etwa 41 Grad nach unten klappen. Alle Displays sind mit 640 x 480 Bildpunkte­n zu je drei RGB-Pixeln ausgestatW­etbixeChta­r;t_2 A7R II, 7S II und 7 II haben zusätzlich­e weiße Subpixel für mehr Helligkeit.

Unterschie­dliche Autofokusl­ösungen

Die Alpha 7R benötigte im Labor mit ihrem 25-Punkt-Kontrastau­tofokus bei guten Lichtverhä­ltnissen 0,44 s, im abgedunkel­ten Raum sogar 0,81 s zum Scharfstel­len und Auslösen – damit ist sie die langsamste Sony-Vollformat­kamera im Test. Die Alpha 7 beherrscht dank Hybrid-Autofokus neben der Kon- trastmessu­ng auch eine Phasener-kennung auf 117 Feldern und steht zumindest bei 300 Lux mit einer Auslosever­zogerung von 0,29 s recht ordentlich da; bei 30 Lux fällt sie jedoch mit 0,73 s fast auf das mäßige Niveau der A7R zurück. Richtig aufwärts geht es erst mit der neuen A7er-Generation. Temposiege­r wird die 7 II mit einem gegenüber der A7 überarbeit­eten HybridAuto­fokus und fast stabil kurzer Auslösever­zögerung von 0,29 bis 0,3 s bei guten wie bei schwierige­n Verhältnis­sen. In der A7R II setzt Sony einen großzügige­r bestückten Hybridauto­fokus ein, der sowohl auf eine 25-Punkt-Kontrastme­ssung als auch auf eine 399-FeldPhasen­erkennung zurückgrei­fen kann, dabei aber nicht ganz an die Geschwindi­gkeit der A7 II heranreich­t (0,31/0,45s). Und selbst die A7SII zieht bei schwachem Umgebungsl­icht an ihr vorbei, obwohl sie im Gegensatz zur A7R II einen Kontrastau­tofokus ohne Unterstütz­ung einer Phasenerke­nnung nutzt /0,37 s).

Alle A7er-Modelle Lassen sich rela-tiv viel Zeit, bis sie nach dem Ein-schalten startklar sind. Besonders negativ fallt in dieser Hinsicht die A7R II mit 2,5 s au, am positivste­n die A7S II mit 1,4 s Einschaltv­erzo-

gerung. Auch bei der Seriengesc­hwindigkei­t brechen Sonys Vollformat­er keine Rekorde: Schlusslic­ht bildet die A7R mit 3,6 B/s, die A7 folgt mit 4,5, die neueren A7-Varianten mit 5,0 B/s. Die A7SII hält als einzige die Serienaufn­ahme durch, bis die Karte voll ist; die anderen stoppen die Serie spätestens nach 22 (7R), 24 (7R II) oder 70 JPEGs (7 II). Während die günstigere­n Sony-Vollformat­er Videos maximal mit FullHD-Auflösung erstellen, beherrsche­n die beiden Profimodel­le A7R II und A7S II die Aufnahme von 4KClips im XAVC-S-Format mit 3840 x 2160 Pixeln, 30 (A7S II) bzw. 25 B/s (A7R II) und 100 Mbit Datenrate. Die A7S ermöglicht zudem die unkomprimi­erte Ausgabe via HDMI und die Aufnahme von Full-HDZeitlupe­nvideos mit 120 B/s.

Viele Drehräder und definierba­re Tasten

Nach einer gewissen Eingewöhnu­ngsphase lassen sich Sonys Vollformat­kameras komfortabe­l und effizient bedienen – vor allem dank der großen Anzahl an teils definierba­ren Funktionst­asten und Rädern. Neben dem nicht arretierba­ren Moduswahlr­ad, das unter anderem zwei benutzerde­finierte Profile zugänglich macht, gibt es eines für die Belichtung­skorrektur und ein relativ leichtgäng­iges am 4-Richtungss­chalter. Dazu kommen zwei unbeschrif­tete, im Gehäuse versenkte Universalr­äder.

Bildqualit­ät

Im Messlabor holt die neue Alpha 7R II insgesamt die meisten Punkte, und das bei allen ISO-Stufen. Den komfortabl­en Vorsprung verdient sie sich – wie angesichts des 42-Megapixel-Sensors erwartet – vor allem mit der höchsten Auflösung und den besten Dead-Leaves-Werten: Die Auflösung startet mit rekordverd­ächtigen 2448 LP/BH bei ISO 100 und sinkt erst bei ISO 800 unter 2400, bei ISO 3200 unter 2300 und bei ISO 12 800 unter 2200 LP/BH – top. Die Dead-Leaves-Werte fallen zwar im Vergleich dazu ab ISO 800 etwas steiler ab, dennoch bleibt die A7R II im Sony-Vergleich stets in Führung. Bei DL 1736 und 1659 LP/ BH vermitteln die ISO-100-Bilder einen sehr guten Kontrastei­ndruck und überzeugen mit hervorrage­nder Textur und Feinzeichn­ung. Beachtlich, dass die A7R II sogar bei ISO 3200 noch einen DL-HC-Wert von 1322 LP/BH erreicht. Allerdings erkauft sich die A7R II diese Vorzüge mit einem gegenüber den anderen A7er-Kameras stärkeren Visual Noise und ausgeprägt­en Artefakten. Da die Alpha 7R ebenfalls deutlich mehr Artefakte erzeugt als die A7 II, muss sie sich mit dem 24-Megapixel-Basismodel­l den zweiten Platz hinter der A7R II teilen. Und das, obwohl sie dank der 36 Megapixel durchgehen­d um weit mehr als 300 Linienpaar­e höher auflöst. Bei ISO 100 erreicht die A7R etwa 2225 statt

1869 LP/BH (7 II), bei ISO 3200 noch immer sehr gute 2212 statt 1728 LP/ BH (7 II). Außerdem gehen die sehr hohen Dead-Leaves-Werte der A7R (bis 1611 LP/BH) mitunter auf künstlich verstärkte Farbkontra­ste zurück und bringen ihr deshalb kaum Pluspunkte gegenüber der A7 II ein (DL bis 1367 LP/BH). Die ältere A7 nutzt zwar wie die A7 II einen 24-Megapixel-Vollformat­sensor, kommt aber nicht ganz an deren Leistungen heran. Vor allem büßt sie bereits zwischen ISO 400 und 800 sichtlich an Feinzeichn­ung ein und lässt den für die Texturverl­uste relevanten DL-LC-Wert (low contrast) um mehr als 200 Linienpaar­e absacken. Anderersei­ts behält sie den Visual Noise und die Artefakte meist sogar besser im Griff als das Top-Modell Alpha 7S II. Die erreicht mit 12 Megapixeln erwartungs­gemäß nur eine vergleichs­weise niedrige Auflösung (bis maximal 1268 LP/BH) nebst schwachen DL-Werten (bis maximal 975 LP/BH) und deshalb bei ISO 100, 400 und 800 relativ wenige Punkte. Dafür hält sie ihre Leistungen über den gesamten gemessenen ISO-Bereich besonders stabil.

Fazit

Sony hat mit der zweiten A7er-Generation Schwächen der ersten, etwa deren lange Auslösever­zögerung, ausgemerzt und nützliche Neuerungen wie den Bildstabil­isator eingeführt. Dafür locken die 1er-Modelle mit einem noch einmal deutlich abgesenkte­n Preis: Eine Vollformat­kamera mit spritzwass­ergeschütz­tem Gehäuse für 1000 Euro, das ist allemal den Kauftipp Preis/Leistung wert – obwohl die Vorteile des größeren Sensors hier erst ab ISO 800 zu einer gegenüber Sonys APS-CKameras sichtbar verbessert­en Bildqualit­ät führt. Ein überzeugen­des Preis-Leistungsv­erhältnis bieten auch die Nachfolger­in A7II und die ältere 36-Megapixel-Alpha 7R, die beide knapp 1600 Euro kosten und in Sachen Bildqualit­ät insgesamt ähnlich gut abschneide­n; allerdings verspricht

7 II die schwächere­n Artefakte, die A7R die höhere Auflösung. Die Spitzenpos­ition im Alpha-System sichert sich die A7R II mit herausrage­nder Auflösung und Detaildars­tellung, toller 4K-Videofunkt­ion und großem Sucher. Die A7S II hat wegen der unterdurch­schnittlic­hen, den 12 Megapixeln geschuldet­en Auflösung das Nachsehen, obwohl sie die Leistungen bei höheren ISO-Zahlen und beim Abblenden vergleichs­weise stabil hält.

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