MFT-Profi
Panasonic Lumix GH5 im Test: Gerade engagierte Amateure schätzen Micro-Four-Thirds-Kameras, weil sie viel Leistung auf wenig Raum unterbringen. Bei der GH5 kommt noch eine professionelle Videofunktion hinzu.
Panasonic ist Pionier bei spiegellosen Systemkameras – und bei guten Videofunktionen. In den GH-Modellen kommt beides zusammen. Die GH5 für 2000 Euro ist die erste GH mit dem neuen 20-Megapixel-Sensor ohne Tiefpassfilter im MFT-Format. Ihm zur Seite steht der ebenfalls neue Venus-Bildprozessor mit fünf Kernen. Das Ziel lautet, per Bildanalyse und adaptiver Signalverarbeitung Details zu erhalten und Rauschen zu minimieren. Die GH5 beherrscht als erste Fotokamera zudem 6K-Videos und bietet so eine mit 18 Megapixeln auflösende Serienbildfunktion mit 30 B/s.
Ausstattung Das Gehäuse aus Magnesiumlegierung ist gegen Staub, Wasser und Frost geschützt. Der neue elektronische OLEDSucher verspricht mit 1 226 667 RGBPixeln und einer effektivenVergrößerung von 0,76x eine Topleistung – die er dann auch liefert. Sein Sucherbild deckt 100% des Sichtfelds ab und ist sehr scharf, sodass man keine Mattscheibe vermisst, zumal es viele Funktionen gibt: So blendet die Kamera, wie inzwischen nahezu alle Systemkameras, eine Wasserwage oder ein Gitter ein, zeigt ein Histogramm oder per Peaking, wo die Schärfe liegt. Auch eine Überbelichtungswarnung via Zebra gibt es hier und auf dem rückseitigen touch-, dreh- und schwenkbaren 3,2-Zoll-Monitor mit 405 000 RGBW-Pixeln. Diesem fehlt leider eine ausreichende Beschichtung, sodass schnell Fingertapser stören. Zum Glück klappt die Bedienung auch nahezu komplett, schneller und intuitiver mit den Tasten und Drehrädern. Nur die erweiterten Funktionstasten erreicht man ausschließlich über die Touch-Funktion. Und letztlich: Gerade bei der Schärfeeinstellung ist der oft be-
lächelte Touchscreen äußerst praktisch – und meist zuverlässiger als der manuelle Fokus, obwohl dieser durch eine Lupe unterstützt wird. Im Griff der GH5 ist ein SD-Doppelkartenschacht untergebracht. So kann man Bilder gleichzeitig auf beide Karten schreiben oder die zweite als Erweiterung nutzen. Der Sensor ist beweglich gelagert und gleicht Erschütterungen in fünf Bewegungsrichtungen aus. Gegebenenfalls arbeitet er dabei mit DualIS-kompatiblen Objektiven zusammen. Die Bildstabilisierung bringt einen Gewinn von etwa einer Blendenstufe, was in kritischen Lichtsituationen entscheidend sein kann – zumal die Kamera keinen integrierten Blitz hat. Der externe Blitz nimmt wahlweise via Blitzschuh oder Synchrobuchse Kontakt auf.
Autofokus
Der Autofokus kombiniert eine 225Feld-Kontrast-Messung mit der Depthfrom-Defocus-Technik (DFD), die aus zwei defokussierten Aufnahmen den ungefähren Abstand des Motivs berech-
net. Der Autofokus arbeitet zuverlässig, ist sehr schnell bei gutem Licht und zügig bei nachlassender Helligkeit. Wichtig ist die Konfiguration des AF, der wahlweise kontinuierlich nachreguliert – in individuell einstellbarer Geschwindigkeit und Empfindlichkeit. Diese Optionen sind der Videofunktionalität geschuldet, können aber gerade für die 4K/6K-Fotofunktion hilfreich sein. Die Gesichtserkennung klappt bei Porträts gut, verliert aber bei Gesichtern im Profil zu schnell die Schärfeverfolgung. In der Praxis am besten bewährt hat sich neben der schlichten mittenfixierten Schärfemessung der Autofokus mit 225-Feld. Dabei lassen sich mit dem Joystick sehr schnell der gewünschte Bereich für die Schärfe und mit dem hinteren Drehrad die Anzahl der Messfelder bestimmen. Meist ist dieses Drehrad für die Zeiteneinstellung zuständig.
Bedienung
Das neue Lumix-Topmodell ist professioneller, aber auch schwerer und größer geworden – ohne klobig zu wirken. Sie liegt satt und sicher in Männer- wie in zierlicheren Frauenhänden. Der optionale Batteriegriff dagegen passt nicht ganz so gut in die Fotografenhand, da er etwas zu wuchtig ausfällt und das Kameragewicht im Quermodus ungünstig verschiebt. Dafür bietet er die üblichen Bedienelemente plus zweitem Auslöser für die Hochkantfotografie. Beide sind dank unterschiedlicher Haptik gut zu ertasten. Neu auf der Rückseite ist ein Joystick, der bei der Wahl des AF-Punkts behilflich ist und noch mehr Bedeutung bekommt, will man sich beim Blick durch den Sucher durchs Menü hangeln. Das geht zwar auch mit dem zentralen Drehrad oder der Touch-Funktion des Monitors – doch der Joystick liefert eindeutige Druckpunkte und ist schneller bedienbar. Auch sonst überzeugt die Bedienung. Die Aufteilung in Kamera-, Video- und Custom-Menü ist gelungen. Die ersten beiden benötigt man für Grundeinstel-
lungen, in Letzteres wechselt man auch während des Fotografierens. Hier findet man die Details zur Belichtungs- und Fokus-Einstellung, aber auch die Konfiguration der Tastenbelegung. Nicht verändern lässt sich das zentrale Wahlrad oben auf der Kamera, das nun in der Mitte eine Feststelltaste hat. Neben Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie manuellem Modus kann man hier drei persönliche Anwendereinstellungen aufrufen. Zudem gibt es weitere Funktionstasten am Gehäuse, die sich nach persönlichen Vorlieben mit Funktionen belegen lassen. Am zweiten Rad wählt man zwischen normalem Fotomodus, Selbstauslöser, Serienbildfunktion und Zeitraffermodus. Gut zu ertasten sind die um den Auslöser angebrachten Direkttasten für Belichtungskorrektur, ISO und Weißabgleich. Einmal gedrückt, kann man mit dem hinteren Drehrad die Einstellung ändern. Dabei lässt sich bei der ISOWahl mit dem vorderen Drehrad auch das ISO-Limit veränden. Der automatische WB arbeitet flott und lässt sich auch durch farbige Bühnenbeleuchtung nicht durcheinanderbringen. Die alternativen Fixwerte sind schnell erreichbar. Nicht ganz so intuitiv erstellt man einen eigenen Weißabgleich: Nachdem man die WB-Taste gedrückt hat, wählt man einen Speicherplatz, drückt den Joystick nochmals nach oben, hält die Kamera auf eine weiße Fläche und drückt dann Menü/Set. Dies haben wir erst nach dem Blick in die nicht immer ganz logische Bedienungsanleitung verstanden, denn die sonst sehr gute Anleitung auf dem Bildschirm fehlt hier. Auf Wunsch kann man auch die Kelvinwerte in 100er-Schritten ändern oder den Weißpunkt im Farbspektrum verschieben. Gut durchdacht ist die Belichtungskorrektur, denn über diese Taste kann man nicht nur die Blende in 1/3-Schritten korrigieren; mit dem Joystick erreicht man auch schnell das Blenden-Bracketing für sieben Fotos mit sieben Blendenstufen Differenz.
Konnektivität
Nicht ganz so überzeugend arbeiten Bluetooth und WLAN: Die Menüs bauen sich vergleichsweise zögerlich auf. Immerhin zeigt die App bei der Vorschau eine recht geringe Latenz. Allerdings ist diese nicht als Vollbild verfügbar, sodass sie selbst auf dem großen iPhone 6 Plus kleiner als auf dem Display ausfällt. Immerhin kann man so, wie letztlich auf dem Display selbst, die Schärfe per Fingerzeig auf die gewünschte Stelle legen. Über die App kommt man an das Quick-Menü und somit an die wichtigsten Bildeinstellungen heran. Geotagging funktioniert nur per Smartphone, denn ein GPS-Sensor fehlt der GH5. Über die App kann man zudem die Wiedergabe starten, Fotos über soziale Netzwerke teilen oder Videos auf YouTube laden. Allerdings benötigt man dazu einen (kostenfreien) Zugang zum Lumix-Club, da hierüber die Übertragung organisiert wird. Wünschenswert wäre es allerdings, wenn man nicht jedes Mal die Netzwerkverbindung aktivieren müsste. Andererseits kennt die Kamera mehrere Netzwerkmodi: Man kann die Verbindung zu einem Netzwerk aufbauen und Dateien auf einen vordefinierten Speicherplatz schieben. Hat der Router eine WPS-Taste (WiFi Protected Setup), klappt dies, indem man die WPS-Taste drückt und dann die GH5 nach dem Netzwerk suchen lässt. Will man Bilder speichern, muss man vom Rechner oder Netzwerkspeicher jedoch Benutzer und Passwort eingeben, weil ausgerechnet hier der Touchscreen nicht funktioniert und die Anwahl der einzelnen Buchstaben umständlich und zeitraubend ist. Deutlich leichter klappte im Test die Kommunikation via Netzwerk mit einem Fernseher, um Bilder kabellos von der Kamera zu präsentieren.
Videomodus
Bei Filmern hat die GH5 bei der Ankündigung besondere Begeisterung ausgelöst, denn sie ist die derzeit günstigste Kamera mit dem 4:2:2-Farbsampling mit 10 Bit, was hohe Videoqualität verspricht. Dabei schreibt die Kamera bis zu 400 Mbit/s auf die Speicherkarte – und das ohne das lästige Zeitlimit von 30 Minuten. Allerdings gibt es die 4:2:2-Farbverarbeitung noch nicht – sondern das eher alltägliche 4:2:0 mit 8 Bit und eine Speicherung mit 150 Mbit/s. Erst ein Update im Sommer soll dann auch die versprochene professionelle Farbverarbeitung bringen. Aktuell verfügbar ist dagegen der Audio-Adapter XLR1, der die professionellen XLR-Anschlüsse und die manuelle Audioaussteuerung verfügbar macht. Doch auch ohne diesen muss sich das integrierte Tonteil