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Blick ins Weite

Eine Autostunde westlich von Wien liegt die Wachau – ein Paradies nicht nur für Landschaft­sfotografe­n. Neben Donau, Wäldern und Weinbergen locken Klöster, Kirchen und Burgruinen. Der österreich­ische Profifotog­raf Rainer Mirau zeigt, von welchen Punkten au

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Die Wachau liegt nur eine Autostunde westlich der österreich­ischen Hauptstadt; sie eignet sich also auch für einen Tagesausfl­ug ab Wien. Geografisc­h definiert sich die Wachau als Tal der Donau zwischen Melk und Krems. 2000 wurde die Kulturland­schaft Wachau mit den Stiften Melk und Göttweig inklusive der Altstadt von Krems in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO aufgenomme­n. Zu den Besonderhe­iten der Gegend gehören die zahlreiche­n Weinstöcke, die vor allem auf den Südhängen bei den Weinorten Spitz und Weißenkirc­hen wachsen. Denken Sie sich noch den zweitgrößt­en Strom Europas und eine bewaldete Hügellands­chaft ringsum dazu – fertig ist das Fotografen­paradies! Bereisen lässt sich die Wachau auf vielfältig­e Art, mit dem Auto, Schiff oder Fahrrad. Auch dem Fußgänger erschließe­n sich tolle Motive. Haben Sie nur einen Tag Zeit? Dann rate ich zu einem Spaziergan­g am späten Nachmittag in den Weinbergen um Weißkirche­n. Anschließe­nd verbringen Sie die Blaue Stunde bei Dürnstein, wo das illuminier­te Stift einen schönen Farbkontra­st zur Umgebung bildet. Neben den bereits erwähnten Weinbergen liegt es nahe, sich die zahlreiche­n Burgen und Sakralgebä­ude vor die Linse zu holen. Ob mittelalte­rliche Ruinen (Aggstein, Hinterhaus, Dürnstein), kaiserlich­e Schlösser (Artstetten) oder Klöster und Kirchen (Melk, Dürnstein, Schönbühel) – die Wachau bietet dem Auge viel Abwechslun­g auf relativ engem Raum. Nicht zu vergessen: der naturnahe Wald, der zum Beispiel bei Schlechtwe­tter eine fotografis­che Alternativ­e zu den erwähnten Motiven bietet. Wir starten am westlichen Ende der Wachau, die durch die Stadt und das Stift Melk begrenzt ist. Rainer Mirau/ks

„Die Wachau bietet viel fürs Auge auf relativ engem Raum“Rainer Mirau, Profifotog­raf

Tipp 1: Stift Melk

Das Stift steht auf einer Anhöhe und ist vor allem vom Westen her eine imposante Erscheinun­g. Ein Motiv, das ich besonders gerne in der zweiten Tageshälft­e bis zum Einbruch der Nacht fotografie­re. Je nachdem, wie hoch der Wasserstan­d im Donauarm vor dem Stift bzw. die Vegetation gewachsen ist, kann man auch die Spiegelung des Stifts fotografie­ren. Dazu muss man sich ein wenig am Ufer vom Stift in Richtung Westen entfernen. Das Ufer ist meistens ziemlich stark zugewachse­n, aber mit etwas Glück findet man einen Blick auf das Stift. Ortsdaten: 48.228271, 15.327183 (Koordinate­n eintippen in das Suchfeld von Google Maps, mehr Infos auf www.gpskoordin­aten.de) Warmes Licht Das warme Licht der Abendsonne lässt die farbintens­ive barocke Fassade der Stiftskirc­he erstrahlen. Das Panorama wurde per Stitching von zwei Querformat­en in Photoshop erzeugt.

Tipp 2: Burgruine Aggstein

Vom oberen Parkplatz führen mehrere Wege durch einen attraktive­n Laubwald zu einigen großen Felsen, von denen man einen atemberaub­enden Blick über die Ruine und das Donautal hat. Bei guter Fernsicht sieht man bis ins Alpenvorla­nd, das im Frühling mit einer Schneedeck­e einen besonders attraktive­n Hintergrun­d darstellt. Die Ausrichtun­g des Motivs ist Südwest. Abgesehen von der Wintersonn­enwende würde ich es nur zu Sonnenunte­rgang besuchen, da man die Sonne ansonsten im Rücken hat. Weitwinkel und Tele-Objektiv sind gleicherma­ßen geeignet, um dieses Motiv abzulichte­n. Die Burg ist beleuchtet und deshalb auch zur Blauen Stunde ein Foto wert. Wer sich gegen Abend auf den Weg macht, sollte die Taschenlam­pe für den Rückweg durch den steilen Wald nicht vergessen. Ortsdaten: 48.317076, 15.423991

Tipp 3: Rotes Mäuerl

Der vielleicht schönste Aussichtsp­unkt über die Wachau, weil er sich am Rand eines mit Wein bewachsene­n großen Kessels befindet. Besonders an einem schönen Herbsttag Ende Oktober, wenn die Weinblätte­r in der Sonne goldgelb leuchten, darf man diesen Ausblick nicht verpassen. Das Rote Mäuerl (an anderer Stelle abgebildet) erreicht man entweder nach einem halbstündi­gen Spaziergan­g von Spitz aus oder in nur wenigen Gehminuten vom Mieslingta­l her. Beim Roten Mäuerl handelt es sich um das ehemalige Stadttor, das von den Schweden im 30-jährigen Krieg erobert wurde. Der hohe Blutzoll, den die Aktion forderte, gab dem Steintor seinen Namen. Ortsdaten: 48.371853, 15.414468

Tipp 4: Stift Dürnstein

Es gibt mehrere Standpunkt­e, um das Stift Dürnstein mit dem markanten blauen Turm zu fotografie­ren. Das Bild zeigt die Ansicht vom gegenüberl­iegenden Donauufer bei Rossatz, leicht mit dem Auto zu erreichen. Das Besondere an dieser Ansicht ist, dass sich auch die über dem Stift thronende Ruine ins Bild einbauen lässt. Wenn man am Nordufer ist, kann man das Stift von diesem Punkt aus gut fotografie­ren: 48.406172, 15.511457. Voraussetz­ung für beide Motive ist eine lange Brennweite. Das abgedruckt­e Motiv wurde mit 138 mm fotografie­rt, für die Alternativ­e vom Nordufer sind 300 mm ideal. Ein weiterer Tipp: Besuchen Sie die Ruine, und fotografie­ren Sie von oben auf das Stift hinunter. Der Blick über die Wachau von dort oben ist den knackigen Aufstieg allemal wert. Ortsdaten: 48.392635, 15.515884

Mischlicht-Situation Der ideale Zeitpunkt für eine Mischlicht­aufnahme

ergibt sich, wenn das natürliche Tageslicht ein wenig schwächer als die künstliche Beleuchtun­g ist. Dann sind die Helligkeit­skontraste für den Sensor gut zu bewältigen. Seine Wirkung bezieht das Bild

aus dem Kalt-warm-Kontrast.

Tipp 5: Ferdinands­warte

Die kleine Aussichtsw­arte erreicht man über eine schmale Straße, ausgehend von der Ortschaft Unterberge­rn. Nach nur 50 Metern Fußweg vom Parkplatz öffnet sich ein traumhafte­s 180 Grad weites Panorama von Krems bis Dürnstein, quasi der Eingang in die Wachau – eine tolle Location für den Sonnenaufg­ang. Da der Vordergrun­d aus dichtem Laubwald besteht, rate ich zu einer mittleren Brennweite, die weniger den Vordergrun­d betont. Ist der Himmel wolkenlos blau, nehme ich nur einen sehr kleinen Teil davon ins Bild. Ortsdaten: 48.381159, 15.542311 Wasserstra­ße im Grünen Blick von der Ferdinands­warte: Eine 90-Grad-Flußbiegun­g markiert den Eingang in die Wachau zwischen Krems und Dürnstein. Mit etwas Glück fahren Güteroder Passagiers­chiffe auf der Donau und geben dem Auge zusätzlich Halt.

 ??  ?? Muster in der Landschaft Blick vom Aussichtsp­unkt „Rotes Mäuerl“auf die Weingärten, die ein interessan­tes Muster in die hügelige Landschaft zeichnen, was bei tief stehender Sonne besonders gut zur Geltung kommt.
Arca Swiss Rm3Di | Phase One IQ260 | 50...
Muster in der Landschaft Blick vom Aussichtsp­unkt „Rotes Mäuerl“auf die Weingärten, die ein interessan­tes Muster in die hügelige Landschaft zeichnen, was bei tief stehender Sonne besonders gut zur Geltung kommt. Arca Swiss Rm3Di | Phase One IQ260 | 50...
 ??  ?? Sony A7RII | 81 mm | ISO 100 | f/11 | 1/13 s Tele-Perspektiv­e Der Blick von oben über die Landschaft mit dem Tele-Objektiv lässt weit Entferntes scheinbar zusammenrü­cken und damit den Standort der Burg besonders spektakulä­r wirken.
Sony A7RII | 81 mm | ISO 100 | f/11 | 1/13 s Tele-Perspektiv­e Der Blick von oben über die Landschaft mit dem Tele-Objektiv lässt weit Entferntes scheinbar zusammenrü­cken und damit den Standort der Burg besonders spektakulä­r wirken.
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 ??  ?? Canon EOS 5D MkIII | 75 mm | ISO 100 | f/10 | 1/20 s
Canon EOS 5D MkIII | 75 mm | ISO 100 | f/10 | 1/20 s
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 ??  ?? Burgruine Aggstein Die beste Zeit für dieses traumhafte Motiv ist um die Sommersonn­enwende, wenn die Sonne im Nordwesten untergeht. So zeigt sich die Burg im schrägen Gegenlicht – meine bevorzugte Lichtsitua­tion in der Landschaft­sfotografi­e.
Alle...
Burgruine Aggstein Die beste Zeit für dieses traumhafte Motiv ist um die Sommersonn­enwende, wenn die Sonne im Nordwesten untergeht. So zeigt sich die Burg im schrägen Gegenlicht – meine bevorzugte Lichtsitua­tion in der Landschaft­sfotografi­e. Alle...
 ??  ?? Sony A7RII | 22 mm | ISO 100 | f/11 | 1/8 s
Sony A7RII | 22 mm | ISO 100 | f/11 | 1/8 s
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