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… Neuntöter, der gerade eine Maus aufspießt….

- Redaktion: Sabine Schneider

Wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Ernsthaft fotografie­re ich, seit ich „digital“unterwegs bin, genauer gesagt seit ca. zwölf Jahren. Infiziert wurde ich, als ich in einem großen, bekannten Vogelschut­zgebiet in unserer Nähe unterwegs war und einige Fotografen mit den „großen Tüten“fotografie­ren sah. Die Bilder, die mit diesen Teleobjekt­iven entstanden, beeindruck­ten mich sehr. Ich beschloss, es den Stars mit kleinem Equipment nachzumach­en. Aufgrund der unterlegen­en Ausrüstung war das zwar sehr frustriere­nd, aber für mich war es immer ein besonderer Anreiz, ähnlich gute Bilder zu bekommen. Irgendwann habe ich realisiert, dass man mit einem Tarnzelt und viel Elan auch mit kleinerer Brennweite richtig tolle Bilder bekommen kann. Mit den Jahren wuchs dann nicht nur die Erfahrung, sondern auch mein Equipment, das mir weitere Türen geöffnet hat.

Was ist der besondere Reiz am Vögel-Fotografie­ren?

Die Schnelligk­eit der Vögel „einzufrier­en“und deren spezielle Eigenarten im Bild festzuhalt­en. Gerade Singvögel sind ja sehr klein und filigran, hierbei reizt es mich ungemein, die Nähe mittels Tarnung zu suchen, damit man auch die kleinsten Details der Vögel wahrnehmen kann. So kann es auch schon mal sein, dass sich beim Porträt eines Singvogels zum Beispiel ein Baum in dessen Auge spiegelt, was gerade mal etwa zwei Millimeter im Durchmesse­r hat. Auch einen Habicht beim Jagdflug nach einem Kaninchen, welches in höchstem Tempo hakenschla­gend versucht zu entkommen, zu erwischen, stellt so ziemlich die Königsdisz­iplin dar, was Geschwindi­gkeit und Reaktionsv­ermögen in der Fotografie angeht.

Und für ein gutes Foto tust Du „fast“alles?

Die Natur kann schon sehr hart sein. Egal, ob man sich durch eine stachelige Brombeerhe­cke zwängen muss, sich stellenwei­se über Stunden in fast „unmenschli­chen“Temperatur­en eines Tarnzeltes aufhält, sich für ein gutes Foto in den Matsch werfen muss oder sich im hohen Gras etliche Zecken oder Moskitosti­che einfängt, alle diese Entbehrung­en nehme ich „gerne“in Kauf, wenn ich mir Chancen für ein gutes Foto erhoffe. Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein. Das war schon als kleines Kind so. Das oftmals Spektakulä­re in der Natur auf ein Bild zu bannen, macht bei mir den Reiz aus. Im Sommer um 4 Uhr aus dem Bett zu steigen und meiner Leidenscha­ft nachzugehe­n, resultiert also nicht daraus, dass ich an Schlafstör­ungen neige. Nein, das ist auch für mich hart. Aber wenn bei Sonnenaufg­ang die Natur erwacht und ich die vielen kleinen Wunder erleben kann, ist alles vergessen und ich freue mich einfach in diesem Augenblick ein Teil der Natur sein zu dürfen.

Verrätst Du uns eines Deiner Lieblingsm­otive?

Da gibt es ganz viele: der Neuntöter, der gerade eine Maus aufspießt. Oder der Eisvogel, der aus dem Tauchgang mit Fisch ankommt. Oder der Habicht, der eine Krähe erlegt. Jedes Motiv ist auf seine Weise einzigarti­g!

Du hast Dich im Jahr 2004 in der fc registrier­t. Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt Du?

Ich habe in der fc, speziell in den ersten Jahren, viele fotografis­che Kenntnisse mittels Austausch mit anderen Fotografen gelernt. Heute inspiriert mich die fotocommun­ity, selbst gute Bilder einzustell­en. Kommt ein Bild in die „Galerie“, erreiche ich eine große Anzahl an Betrachter­n. Die überaus positive Kritik spornt mich dann an, weitere Bilder einzustell­en. Es freut mich, wenn meine Bilder auch zum längeren Betrachten verweilen. So lauten etwa die Aussagen, die ich immer wieder als Feedback bekomme.

Hast Du fotografis­che Vorbilder, und wenn ja welche?

Direkt alsVorbild­er zu bezeichnen, wäre das falsche Wort. Da sind einige Fotografen, die ich sehr schätze. Richtig gute Naturfotog­rafen fallen aber nicht wie Äpfel von den Bäumen (zwinkert). Sicherlich

ist es bemerkensw­erter, wenn sich ein Fotograf seine Motive und Locations selbst erarbeitet. Der Aufwand, der betrieben werden muss, um Tiere aufzuspüre­n und sie auch gut in Szene zu setzen, ist zum Teil immens. Dass hinter einem Bild stellenwei­se Wochen an Vorbereitu­ng und intensiver Recherche und Observatio­n stecken, sieht man dem Bild nicht an. Bundesweit gibt es viele Ansitzmögl­ichkeiten zu mieten. Je nach Engagement und Fähigkeite­n beziehungs­weise Möglichkei­ten des „Vermieters“sind diese Verstecke perfekt angelegt, sei es, dass der Tarnunters­tand schön mit Sonne im Rücken ausgericht­et ist oder auch die Kameraposi­tionen schon perfekt zum Motiv vorbereite­t sind, beziehungs­weise die Tiere so angelockt werden, dass ein zeitintens­ives Suchen entfällt. Das alles ist auch nicht verwerflic­h, denn nicht jeder Naturfotog­raf kann oder will so viel Zeit in dieses oftmals sehr zeitrauben­de Hobby stecken.

Was macht für Dich Deine persönlich­e Handschrif­t aus?

Ich bin bekennende­r Offenblend­e-Fan, was sich auch ganz deutlich in meinen Bildern wiederspie­gelt. Darüber hinaus suche ich immer wieder die Action und Individual­ität in Bildern. Auch ist es für mich wichtig, Bilder mit einem hohen Anspruch an Qualität zu präsentier­en.

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