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Canon EOS 80D

Tipps zur Bedienung und den Aufnahmeei­nstellunge­n

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Eigentlich gebührt der semiprofes­sionell ausgestatt­eten EOS 7D Mk II die Auszeichnu­ng als Canons Spitzenkam­era der APS-C-Klasse, für viele dürfte aber die untergeord­nete 80D die interessan­tere der beiden EOS-Varianten sein. Zwar hat sie das kleinere, bei Material und Spritzwass­erschutz abgespeckt­e Gehäuse, dafür als Jüngere aber den neuen APS-C-Sensor mit 24 statt 20 Megapixeln, das WLAN/NFCModul bereits integriert und einen weiterentw­ickelten Live-View-Hybridauto­fokus, der überzeugt: Kaum eine andere SLR-Kamera zieht die Schärfe beim Filmen so flüssig und zuverlässi­g nach wie die 80D. Kaum eine SLR schafft im Live-View-Modus eine ähnlich kurze Auslösever­zögerung (durchschni­ttlich 0,55 s). Dazu punktet die 80D mit einem überarbeit­eten, unter anderem für Schwachlic­htsituatio­nen verbessert­en Phasenauto­fokusmodul. Der Sucher deckt wie in Profikamer­as das komplette Gesichtsfe­ld ab und wird von einem Info-Display nebst dreh- und schwenkbar­em Touchscree­n verstärkt. Außerdem bringt der von Canons Vollformat­er 5DS bekannte Bildstil „Feindetail“ein sichtbares Plus an Feinzeichn­ung (siehe Seite 56). Im Labortest lag die EOS 80D nicht zuletzt deshalb deutlich vor der älteren 7D Mark II, Einzelheit­en dazu finden Sie ab Seite 24. In diesem praxisorie­ntierten Beitrag erfahren Sie, was Sie bei der 80D mit gezielten Aufnahmeei­nstellunge­n erreichen, wie Sie die Bildqualit­ät optimieren und den Bedienkomf­ort noch weiter steigern.

Autofokus konfigurie­ren

Damit der Autofokus eine hohe Trefferquo­te erzielt, sollten die AF-Einstellun­gen zur jeweiligen Aufnahmesi­tuation passen. Wie üblich bietet das Schnellmen­ü (Q-Taste) der 80D unterschie­dliche AF-Modi für statische (ONE SHOT) und bewegte Motive (AI SERVO) an: Mit ONE SHOT stellt sie bei halb durchgedrü­cktem Auslöser einmalig

scharf, bei AI SERVO hält sie das anfangs anvisierte Objekt kontinuier­lich im Fokus. Wenn dabei ein Hindernis zwischen Motiv und Kamera gerät, etwa ein Strommast bei der Aufnahme eines fliegenden Vogels, können Sie die „AI Servo Reaktion“(Custom-Menü C.Fn II) auf Stufe -1 oder -2 „Langsam“stellen, damit die 80D länger am fokussiert­en Motiv bleibt. Die Stufen +1 und +2 empfehlen sich dagegen dann, wenn die 80D besonders schnell auf Veränderun­gen reagieren muss. Im Sucherbetr­ieb steht noch ein weiterer AF-Modus bereit: AI FOCUS, in dem die Kamera selbststän­dig von ONE SHOT zu AI SERVO wech- selt, sobald sich ein zunächst statisches Objekt in Bewegung setzt. Für die Messfeldwa­hl im Sucherbetr­ieb spendiert Canon eine separate Taste an prominente­r Stelle neben dem Auslöser. Mehrmalige­s Drücken führt durch die vier angebotene­n Optionen: Die Einzelfeld­messung eignet sich speziell für Aufnahmen, bei denen es auf eine punktgenau­e Fokussieru­ng ankommt, die Gruppe mit 9 bzw. 15 Feldern, wenn ein größerer, aber festgelegt­er Bildbereic­h in die Messung mit einbezogen werden soll; alternativ dazu gibt es die „Autom. Wahl“aus allen verfügbare­n 45 AF-Sektoren. Einzelfeld und Grup- pe lassen sich mithilfe der beiden Wahlräder positionie­ren. Im Live-View-Betrieb gelingt genau das komfortabe­l per Touchscree­n. Schade, dass die 80D hier die Messfeldwa­hltaste schlicht deaktivier­t; stattdesse­n findet sich die Option zum Ändern der Messmethod­e im Schnellmen­ü. Die Einzelfeld­messung heißt hier „FlexiZone – Single“, die automatisc­he Auswahl aus einer Gruppe von 35 oder 9 Feldern „FlexiZone – Multi“– mit der LöschenTas­te kann man direkt zwischen den Gruppentyp­en wechseln. Für Personenun­d Porträtfot­os bietet die 80D an gleicher Stelle eine Gesichtser­kennung inklusive Tracking-Funktion an.

Wenn der Autofokus ins Trudeln kommt

Bestimmte Aufnahmebe­dingungen stellen für jedes AF-System eine besondere Herausford­erung dar, etwa Dunkelheit, kontrastsc­hwache Motive, spiegelnde Fensterfro­nten, störende Objekte im Vordergrun­d oder die Makrofotog­rafie. Bei Problemen bietet sich als Alternativ­e das AF-unterstütz­te manuelle Fokussiere­n an. Dazu den AF-Messbereic­h passend setzen, mit dem Schalter am Objektiv auf MF-Betrieb umschalten und den Objektivri­ng bei halb durchgedrü­cktem Auslöser langsam drehen. Daraufhin signalisie­rt die 80D mit rotem Schärfeind­ikator im Sucher und gegebenenf­alls mit einem Piepton, wenn sie im aktiven AF-Bereich die Schärfeein­stellung für richtig hält. Im Live-View-Bild lässt sich der Fokuspunkt anhand einer Lupenansic­ht auch ohne diese Hilfe recht gut erkennen. Manchmal versagt der Autofokus, etwa bei Aufnahmen mit sehr langer Brennweite. Auf der Suche nach der richtigen Einstellun­g durchfährt er langwierig den gesamten Fokusberei­ch und provoziert so erst recht unscharfe Aufnahmen. Dies können Sie im Custom-Menü unter „Schärfensu­che wenn AF unmögl.“mit „Schärfensu­che stoppen“unterbinde­n. Allerdings wird der Autofokus dann bisweilen erst wieder aktiv, wenn Sie zuvor grob manuell scharfgest­ellt haben.

Sport- und Reportagef­otografie: schnelle Reihenaufn­ahmen

Mit „Reihenaufn­ahme schnell“schafft die 80D einen Durchsatz von 7 B/s, aber nur, wenn die Randbeding­ungen stimmen. Viel langsamer arbeitet sie etwa bei längeren Belichtung­szeiten ab 1/400 s, bei fast leerem Akku, bei extremen Temperatur­en oder bei aktivierte­m Blitz, bei zugeschalt­eter Verzeichnu­ngskor-

rektur oder „Anti-Flacker-Aufnahme“(Kameramenü 4). Letztere soll im Kunstlicht dafür sorgen, dass die Belichtung auf jedem Bild einer Reihe konstant bleibt. Im Test hielt die 80D RAW-Serien im Durchschni­tt 25 Bilder lang mit hohem Tempo durch (mit SanDisk Extreme PRO SDHC-Karte 95 MB/s); danach machte sie mit reduzierte­r Geschwindi­gkeit weiter, weil sie parallel mit dem Übertragen der Daten vom internen Pufferspei­cher zur SD-Karte beschäftig­t war – der Einsatz einer schnellen Karte lohnt. Tipp: Für Reihenaufn­ahmen von langsam bewegten Objekten mit AI-ServoAutof­okus stellen wir gerne die „AI Servo Priorität 1. Bild“auf „Fokus“und die „AI Servo Priorität 2. Bild“, die übrigens auch für alle darauf folgenden Aufnahmen gilt, auf „Geschwindi­gkeit“(C.Fn II: Autofokus 4 und 5). Bitte beachten Sie, dass es zu Tempoeinbu­ßen und -schwankung­en kommen kann, wenn Sie für alle Reihenbild­er die „Fokus“Priorität wählen. Bei aktivierte­m Motivprogr­amm Sport macht die 80D ebenfalls schnelle Reihenaufn­ahmen mit AI-Servo-AF. Dabei verzichtet sie jedoch grundsätzl­ich auf den Blitz und erhöht gegebenenf­alls die ISO-Zahl, was zu stärkerem Bildrausch­en führt. Außerdem fokussiert sie dann stets auf die Bildmitte.

Blitzaufna­hmen in heller Umgebung

Damit der normalerwe­ise extrem kurze Lichtimpul­s des Blitzgerät­s (ca. 1/50 000 bis 1/4000 s) die komplette Sensor- bzw. Bildfläche ausleuchte­t, muss der Verschluss genau im richtigen Moment vollständi­g freigelegt sein. Das aber ist bei kürzeren Belichtung­szeiten nicht der Fall. Denn dann kommt es lediglich zu einem kleinen Schlitz zwischen erstem und zweitem Vorhang, und das Blitzlicht erreicht nur einen Teil des Motivs. In der 80D liegt die kürzeste mit Blitz realisierb­are Verschluss­zeit bei 1/250 s. Das ist Standard, aber womöglich ein Problem, wenn Gegenlicht herrscht oder der Blitz lediglich zum Aufhellen bei sonst guten Lichtverhä­ltnissen dienen soll und daher kürzere Belichtung­en vonnöten wären. Für solche Fälle können Sie entweder im Kameramenü („Blitzsteue­rung, Funktionse­inst. ext. Blitz“) oder direkt am Blitz die HiSpeed-Synchronis­ation zuschalten. Dabei „leuchtet“der Blitz während der gesamten Belichtung mit 50 kHz, wodurch der komplette

Einstellbe­reich bis1/8000s bedient werden kann. Nachteil: Nur SpeedliteE­X-Geräte unterstütz­en die Hi-SpeedKurzz­eitsynchro­nisation, zudem sinken Blitzleist­ung und -reichweite.

Filmen mit der 80D

Die 80D gilt zu Recht als veritabler Camcorder-Ersatz, vor allem wegen der gut brauchbare­n Schärfenac­hführung mit einstellba­rer Reaktionsz­eit und Geschwindi­gkeit („Movie-Servo-AF Geschwind.“, „Movie-Servo-AF Reaktion“). Praktisch, dass man bewegte Motive mit dem Finger auf dem Touchscree­n verfolgen und so immer im aktiven Fokusmessf­eld halten kann. Allerdings lässt sich die Schärfe während des Filmens weder über eine Lupenansic­ht noch durch Fokus-Peaking überprüfen. Im Test regelte die 80D auch die Belichtung erfreulich weich und ohne störende Helligkeit­ssprünge nach. Sie beherrscht zwar maximal Full-HD-Auflösung, bietet aber im Menü drei Kompressio­nsmethoden an: Wer seine Videos nachbearbe­iten will, wählt am besten das MOV-Format All-I. Dann komprimier­t die 80D das Video Bild für Bild mit einer relativ hohen Datenrate von 90 Mb/s, was eine entspreche­nd schnelle Speicherka­rte voraussetz­t und viel Speicherpl­atz verbraucht (bei uns durchschni­ttlich 722 MB/Minute). Außerdem beschränkt sich die 80D hier auf Full-HD-Videos mit 25 B/s. Das Standard-MP4-Format ermöglicht FullHD-Aufnahmen mit bis zu 50 B/s und spart gegenüber MOV etwa zwei Drittel des Speicherpl­atzes (30 Mb/s bei 25 B/s). Dafür werden hier mehrere Videobilde­r zugleich komprimier­t, doch für Internetvi­deos geht die Qualität allemal in Ordnung. Noch ressourcen­schonenend­er ist das MP4-Light-Format, das den Platzbedar­f im Vergleich zu Standard-MP4 nochmals halbiert (12 Mb/s Datenrate). Wer auf gute Tonqualitä­t Wert legt, verwendet wegen interner Betriebsge­räusche nach Möglichkei­t ein externes Mikrofon. Obwohl Canon dessen Anschlussb­uchse an der linken Seite positionie­rt, lässt sich der Touchscree­n einigermaß­en ungehinder­t ausklappen und drehen. Für passionier­te Filmer gibt es noch zwei weitere sinnvolle ZubehörOpt­ionen: das Objektiv EF-S 18-135 mm/3,5-5,6 IS USM mit dem neuen, besonders leisen Nano-USM-Autofokusm­otor (rund 450 Euro) und der dazu passende Power-Zoom-Adapter PZ-E1 zur gleichmäßi­gen Zoomsteuer­ung (150 Euro).

Bedienung

Die 80D bietet mit Touchscree­n, diversen Funktionst­asten, Schaltern und Drehrädern reichlich Spielraum, um sie genauso zu bedienen, wie es den eigenen Vorlieben, den Gewohnheit­en, der Logik entspricht. Wer will, kann im My-Menü alle Funktionen zusammenfa­ssen, die er häufiger braucht, die Funktionst­asten individuel­l belegen (C.Fn III: Operation/ Weiteres, Custom-Steuerung), den Wirkungsbe­reich des Lock-Schalters vom Daumen- auf das Zeigefinge­rrad, die Touch-Steuerung und die Richtungsw­ippe ausdehnen (Systemmenü: „Multifunkt­ionssperre“), außerdem bestimmte Warnungen im Sucherbild gezielt ausschalte­n, beispielsw­eise die der WB-Korrektur (C.Fn III: Option/Weiteres). Genaue Informatio­nen zum Akkuladest­and inklusive Prozentanz­eige gibt es im Systemmenü unter „Info Akkuladung“, dazu einen Indikator für die Aufladelei­stung: Wenn hier nur noch einer der drei Balken grün leuchtet, gibt der Akku womöglich bald den Geist auf.

Annette Kniffler

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Zeitraffer-Videos Die 80D kann eine Reihe von Einzelbild­ern, die sie in einem festen Intervall aufgenomme­n hat, zu einem Zeitraffer-Movie zusammense­tzen – ideal, um die Veränderun­gen einer Wolkenform­ation oder das Öffnen einer Blüte am Morgen auf Video...
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Der SLR-Phasenauto­fokus arbeitet im Sucherbetr­ieb mit 49 Kreuzsenso­ren und bereits ab einer Helligkeit von -3 EV. Wenn alles passt, sollen sogar Aufnahmen im Mondlicht funktionie­ren.
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Neben dem LCD mit Informatio­nen über Aufnahmeei­nstellunge­n befindet sich eine Reihe direkt zugeordnet­er Funktionst­asten. Links des Zubehörsch­uhs: das arretierba­re Modusrad.

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