AF-Tempo: 263 Objektive
7720 Messungen an 14 Kameras
Meist steht beim Stichwort Autofokusgeschwindigkeit die Kamera im Fokus. Verkehrt ist das nicht. Die AFTechnologie mit der Messmethode, den Sensoren und den Auswertungsalgorithmen sowie die Rechenpower der Prozessoren stecken in der Kamera und spielen eine zentrale Rolle. Doch die – sehr unterschiedlichen – AF-Motoren sitzen in den Objektiven und verschieben im einen eine schwere Baugruppe, im anderen nur eine winzige Linse. Dies tun sie auf direktem Weg oder klassisch auf einer Kurvenbahn. Dieser AF-Test konzentriert sich deshalb auf die Objektive: Welche sind besonders schnell und welche meidet man besser?
Das Testverfahren
Seit Jahren erheben wir bei unseren Objektivtests AF-Werte für jede nicht-manuelle Optik. So ist über die Jahre eine riesige Datenmenge zusammengekommen, die wir nun mit Blick auf das AF-Tempo auswerten. Alle Messungen wurden mit der gleichen Methode durchgeführt und sind somit perfekt miteinander vergleichbar. Der Test basiert auf 388 Objektivmessungen an 14 Kameras und 263 Objektivtypen. Jeder Einzelwert ist das Mittel aus zehn Aufnahmen.
Canon
Die 70D gehört mit einer mittleren Zeit von 0,22 s bei den Festbrennweiten und mit 0,28s bei den Zooms zu den schnellen Modellen im Testfeld. Gleich mehrere Objektivrechnungen haben an der 70D besonders schnell fokussiert: EF 2/35 mm IS USM, EF 1,8/85 mm USM, EF 2,8/100 mm L IS USM Macro und EF 2/135 mm L USM. Selbst das 2,8/400 mm L IS USM liegt mit 0,2 s im guten Bereich. Das EF 2/35 mm IS USM war neben dem lichtstarken 1,4/35 mm L USM und dem 2,8/20 mm USM auch an der 5D R sehr schnell. Die Weitwinkel- und Standardzooms waren an der 70D in der Mehrzahl sogar flotter als die Festbrennweiten. Die Telezooms ab 200mm verschlechterten dagegen den Durchschnitt. Die Canon-Zooms EF 3,5-5,6/24-105 mm IS STM sind mit Zeiten von 0,11-0,14 s und EF 4/11-24 mm L USM mit 0,13-0,14 s die besten an der Canon-APS-C-Kamera. An der 5DS haben auch das Weitwinkelzoom EF 2,8/16-35mm L III USM und das Standardzoom EF 4/24-70 mm L IS USM überzeugt. Allerdings arbeitet die große Canon langsamer als die 70D.
Fujifilm
Bei Fujifilm arbeitet die neuere X-Pro2 generell schneller als die X-Pro1, doch es gibt auch Ausnahmen. Am schnellsten sind Weitwinkelobjektive wie das XF 1,4/16 mm R WR (0,22 s) oder das XF 2/23 mm R WR (0,17 s) bzw. XF 4/10-24 mm R OIS (0,20-0,24s) und XF 2,8-4/18-55 mm R LM OIS (0,170,18s). Auch das Tele XF 2/90mm R LM WR ist mit 0,22s schnell. Das Telezoom XF 4,5-5,6/100-400 mm R LM OIS WR fällt dagegen von sehr guten 0,12 s auf 0,54 s bei 400 mm ab. Als langsam haben sich XF 1,2/56 mm R APD, (0,53 s) und XF 2,8/50-140 mm R LM OIS WR (0,33-0,54 s) gezeigt. Das Zoom schnitt an der X-Pro2 merklich schlechter ab; das gilt übrigens auch für die Optiken XF 2,8/16-55 mm R LM WR und XF 2/35 mm R WR. Zwei Touit-Festbrennweiten von Zeiss wurden ebenfalls getestet. Überzeugen konnte dabei nur das 2,8/50er.
Nikon
Festbrennweiten sind an der Nikon D7100 im Schnitt ebenso schnell wie an der Canon 70D. Wirklich langsam waren nur zwei: AF-S 1,4/35 mm G und AF-S 1,8/85 mm G mit über 0,4 s. Die schnellsten Nikons fanden wir unter den Telefestbrennweiten: AF-S 2/200 mm VR II G ED (0,12 s) und das Supertele AF-S 2,8/400 mm VR E FL ED (0,09 s). Deutlich schwächer die Messungen an der D800: Die kürzesten Zeiten liegen bei 0,230,27 s: AF-S 4/500 mm E FL EDVR, AF-S 1,8/35 mm G ED, AFS 1,8/20 mm G ED und AF-S 4/300 mm E PF EDVR. Die langsamste Optik, AF-S 1,4/105 mm E ED, überschreitet 0,6 s. Im Vergleich fällt auf, dass die die gleichen Objektive bis auf eine Ausnahme an der D800 immer langsamer sind.
Unter den schnellen Zooms an der D7100 finden sich viele professionelle Teles. Das AF-S 4/200-400 mm VR II G ED mit Zeiten zwischen 0,12 und 0,13s ist das beste darunter. Im Weitwinkelbereich unterschreitet das AF-S 4/16-35 mm VR G ED als schnellstes gar die 0,1-s-Grenze – und das deutlich.
Olympus
Olympus-Festbrennweiten und -Zooms arbeiten schnell – meist unter 0,3 s. Vor allem die neueren Rechnungen wie 1,2/25 mm Pro (0,11 s), 4/12-100 mm IS PRO (0,1-0,14 s) oder 2,8/40-150 mm ED PRO (0,03-0,2 s) beeindrucken mit ihren schnellen Zeiten. Langsamere Vertreter sind 4/300 mm ED IS PRO mit 0,36 s, 4-5,6/14-150 mm ED II mit 0,21-0,75 s und 2,8/12-40 mm ED PRO mit 0,26 bis 0,42 s.
Panasonic und Leica
Noch schneller arbeiten Leicas MFT-Objektive, die wir mit Panasonics Rechnungen an der GX8 gemessen haben. Vergleicht man ihre mittlere Fokussierzeit, so bauen die beiden Hersteller die schnellsten Objektive in unserem Test. Die besten davon, wie Lumix G X Vario PZ 3,5-5,6/14-42 mm Asph. Power OIS oder Leica DG Summilux 1,7/15 mm Asph., stellen in rund 0,1 s und weniger scharf. Bis auf Panasonic G 1,7/20 mm II Asph und G Vario 4,0-5,6/100-300 mm Mega OIS braucht keine Optik länger als 0,24 s.
Pentax
Pentax-Objektive lassen sich im Vergleich zur Konkurrenz mehr Zeit zum Fokussieren, sowohl an der APS-C-Kamera K-3 als auch am Vollformater K-1. Speziell bei der K-3 ergibt die Berechnung 0,51 s (Festbrennweiten) bzw. 0,6 s (Zooms) als Mittelwert. Der direkte Vergleich derjenigen Objektive, die an beiden Testkameras gemessen wurden, zeigt einen moderaten Vorsprung an der K-1. So kommt das Pentax 2,8/24-70 mm ED SDM WR an der K-3 auf 0,53-0,86 s, an der K-1 braucht es dagegen 0,37-0,38 s.
Sigma
Bei Sigma konnten die Festbrennweiten der A-Baureihe überzeugen, vor allem das Sigma 1,4/135 mm DG HSM (A) und das 1,4/85 mm DG HSM (A). Die übrigen Art-Optiken (50er, 35er, 24er und 20er) schwächeln an der Canon 5DS R, schneiden aber an Kameras mit kleineren Sensoren und an der Nikon D800 meist überdurchschnittlich ab. Gut geschlagen hat sich wiederum das Sigma EX 2,8/150 mm DG OS HSM Macro, allerding liegen uns in diesem Fall nur die Messungen an den APS-C-Kameras vor. Bei den Zooms fällt das Sigma 2/24-35 mm DG HSM (A) mit sehr guten Ergebnissen auf – in allen vier Fällen deutlich über dem jeweiligen Durchschnitt. Auch das Weitwinkelobjektiv Sigma 4/12-24 mm DG HSM (A) zeigt – bisher nur einmal gemessen – an Canons 5DS R ein sehr gutes Ergebnis: 0,18-0,23 s.
Sony
Vergleicht man die Durchschnittswerte von A7R und A7R II, scheint die neuere A7RII sogar ein bisschen langsamer zu sein. Das liegt allerdings an den Objektiven, die nur an der A7R II, nicht aber an der A7R getestet wurden. Mit zwei Ausnahmen stellen alle Optiken, die an beiden Kameras gemessen wurden, an der A7R II schneller scharf. Empfehlenswert ist das Zoom Sony FE 4/70-200 mm G OSS: 0,22 bis 0,26 s. Ebenfalls gut schnitt das FE 2,8/24-70 mm GM ab. Bei den Festbrennweiten fällt das Sony FE 2/28mm an der A7R II mit 0,13 s positiv auf. Zusätzlich zu den beiden spiegellosen Modellen haben wir einige Messungen an der Sony SLT A77 vorliegen. Sony- und Zeiss-ZA-Rechnungen schneiden hier besser als Objektive von Drittanbietern wie Sigma und Tamron ab. Die Fremdhersteller ziehen hier – und nur hier – die Durchschnittswerte nach unten. Nur mit den Sony-Objektiven betrachtet, kommt die Sony A77 sehr nahe an Panasonics GX8 heran. Bei den Festbrennweiten hat nur eine Sony-Optik länger als 0,2 s gebraucht: das SAL 2,8/85 mm SAM.
Tamron
Bei Tamron haben sich zwei neuere SP-Rechnungen als die schnellsten gezeigt: Tamron 1,8/35 mm Di SP VC USD und Tamron 2,8/15-30 mm SP Di VC USD, wobei letzteres an der Nikon D7100 nur durchschnittlich abschneidet. Ebenfalls punkten kann das Tamron 2,8/90 mm Di SP VC USD Macro II mit – je nach Kamera – 0,23-0,33s. Das neue Tamron SP 2,7/70-200 mm G2 Zoom überzeugt nur an der Canon 80D.
Zeiss
Die meisten AF-Objektive von Zeiss werden mit Sony-Anschlüssen produziert. Und die sind schnell – auch im Vergleich mit der Sony-Konkurrenz. So kann man die beiden Zooms Vario-Tessar FE 4/24-70 mm ZA OSS und Vario-Tessar T* FE 4/16-35 mm ZA OSS gut empfehlen. Vor allem das zweite schneidet an der Sony A7R II mit 0,12-0,16-0,13 s super ab. Sehr flott arbeiten auch das Sonnar T* FE 2,8/35 mm ZA und das Sonnar T* FE 1,8/55 mm ZA an beiden A7RModellen, wobei auch hier die Zeiten an der A7RII besser sind. Die einzige Rechnung, die das sonst sehr gute Bild trübt, ist das Planar FE 1,4/50 mm an der A7R II – 0,75 s sind etwa das Doppelte vom Durchschnitt. Auch an der A77 konnten die Zeiss-Objektive an Sony vorbeiziehen – alle drei Zeiss-Zooms sowie die beiden Festbrennweiten sind absolut empfehlenswert.